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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Trupp kam auf sie zu. An der Spitze marschierte ein Block Soldaten in glänzend weißen Hautanzügen. Ihr Weg führte schnurgerade von der Kraterwand hierher. Pirius schätzte, dass es um die tausend Mann sein mussten. Ihre Kommandeure standen in strammer Haltung auf Scheiben, die einen Meter über dem Boden schwebten.
    Im Funkkanal der Staffel hörte Pirius leises Gemurmel. »Ich glaub’s nicht«, sagte Blau. »Ein Begrüßungskomitee.«
    »Schluss damit«, sagte Pirius Rot leise. »Wir müssen mit diesen Leuten zusammenarbeiten. Sorgen wir dafür, dass es gut anfängt.« Das Gemurmel verstummte.
    Die Führungsgruppe auf den Scheiben bremste elegant vor Marshal Kimmer. Die marschierenden Soldaten machten schneidig Halt, so präzise wie Roboter.
    Als das Begrüßungskomitee von seinen Scheiben stieg, winkte Nilis, der in seinem antiquierten Hautanzug nicht zu verwechseln war, Pirius unbeholfen zu sich herüber. Widerstrebend verließ Pirius seine Staffel und gesellte sich zu Kimmer und den anderen Würdenträgern. Er blieb neben Pila stehen; sein Unbehagen schien sie zu amüsieren.
    Der Führer der Gruppe war ein ungewöhnlich hoch gewachsener, hagerer Mann, der trotz seines akkurat geschnittenen Hautanzugs steif und unbeholfen wirkte und einige Mühe hatte, von seiner Scheibe herunterzukommen. Dieser Würdenträger schien seinen Augen nicht zu trauen, als er einen Silbergeist unter den Neuankömmlingen erblickte.
    Keuchend plusterte der Mann sich auf, trat vor und blieb vor Kimmer stehen. Die beiden waren sich merkwürdig ähnlich, fand Pirius: groß, dünn, von eleganter Erscheinung. »Willkommen auf dem Orion-Stein, Marshal!«
    »Vielen Dank…«
    Zu Kimmers Verblüffung sprossen auf einmal Stangen aus den Schwebescheiben und streckten sich zu den Sternen. Virtuelle Fahnen mit dem grünen Tetraedersymbol der freien Menschheit wehten in einer nichtexistenten Brise.
    Der hoch gewachsene Würdenträger sagte: »Mein Name ist Boote der Dreiundvierzigste – Captain Boote, sollte ich hinzufügen. Ich habe hier den Befehl, und ich stelle Ihnen meine Basis zur Verfügung. Ich bin der einhundertneunzehnte Captain dieser Station und der dreiundvierzigste, der den stolzen Namen Boote trägt…« Seine Worte waren verständlich, aber er sprach mit einem sehr starken, abgehackten Akzent. »Seit eintausendsiebenundfünfzig Jahren warten wir auf den Ruf, Sir. Wenn dies der Tag ist, an dem wir für die Dritte Expansion der Menschheit kämpfen und sterben sollen – wenn sich der Zweck dieser Station während meiner Amtszeit erfüllt –, dann werde ich, Boote der Dreiundvierzigste, voller Stolz meinen Platz in der Geschichte einnehmen.« Er schlug sich mit der Faust auf die eingesunkene Brust.
    »Danke, Captain«, sagte Kimmer trocken. »Ich weiß, Sie werden Ihre Pflicht tun.«
    Die beiden Gruppen standen einander reglos gegenüber. Als sie sich nach einer Weile immer noch nicht rührten, geriet Pirius in Verwirrung.
    Pila beugte sich zu ihm, sodass sich ihre Helme berührten. »Gehen Sie auf den Kommando-Reservekanal.«
    Pirius tippte auf die Kontrolltafel an seiner Brust und hörte einen Chor von Stimmen. »… benannt nach einem Sieg / über die Geister, einen bezwungenen Feind / ist unser Stein, so fest wie unsere Entschlossenheit / unserer Pflicht geweiht…« Jetzt sah er die Gesichter der in Reih und Glied angetretenen Soldaten, ihre sich bewegenden Münder. Sie sangen, erkannte er, alle tausend Mann, sangen ihren Besuchern ein Begrüßungsständchen. Und das sogar mehrstimmig.
    Pila legte ihren Helm erneut an seinen. »Unter den gegebenen Umständen ist der Text nicht gerade taktvoll«, sagte sie leise.
    Pirius warf einen verstohlenen Blick auf den Geist, der jedoch keine Reaktion auf diesen Triumphgesang über die schrecklichste Niederlage seiner Gattung zeigte.
    Das Lied ging immer weiter. Mittlerweile hatte Pirius zwar von Nilis Nachhilfeunterricht in Sachen Diplomatie bekommen, aber nach der vierten Strophe hatte er die Nase voll. Er schaltete auf den Staffelkanal und befahl seinen Crews wegzutreten. Dann wandte er sich an Captain Boote den Dreiundvierzigsten. »Sir. Danke für das Lied. Wo ist der Speisesaal?«
    Kimmer machte ein finsteres Gesicht; Nilis schaute verärgert drein. Pila lachte.
     
    Nachdem er aus seinem Hautanzug geschlüpft war, ging Pirius sofort an die Arbeit.
    Theoretisch, so hatte man ihm erzählt, sei die Basis vollständig mit allem ausgerüstet, was die Staffel brauche. Er erklärte Pila,

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