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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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schwache Kernkraft. Es gab eine komplette Hierarchie von Dunkelmaterie-Partikeln und sogar eine Art Chemie. Dieser kaum wahrnehmbare Stoff durchdrang die Quarkbündel-Städte und die Nester der Proto-Xeelee gleichermaßen, als wären sie nicht vorhanden. Aber es gab ihn – und wie die Xeelee würde diese dunkle Materie für alle Zeiten existieren.
     
    Während die unaufhörliche Expansion weiterging, wimmelten die Quagmiten in ihrer Quagma-Brühe herum, kämpften, liebten und starben. Die ältesten von ihnen erzählten ihre Sagen von der Singularität. Die jungen machten spöttische Bemerkungen, hörten jedoch insgeheim ehrfürchtig zu.
    Den Quagmiten schien es, als wäre die Zeit vor der ihren unglaublich kurz gewesen, ein bloßes Aufblitzen in der Nachglut der Singularität. Aber das war ein verbreiteter Irrtum. Die Geschwindigkeit des Lebens bemaß sich nach der Temperatur: Wer heiß lebte, lebte schnell. Die Quagmiten glaubten nicht, dass die Lebewesen früherer, wärmerer Zeiten genauso viele Erfahrungen – genauso viel »Leben« – in ihre kurzen Momente gestopft hatten. Mit der Ausdehnung des Universums verlief das Leben jeder Generation langsamer als das der vorherigen, und sie sah nur ein Aufblitzen von Hitze und Licht hinter ihr und nichts als einen kalten, dunklen Tunnel vor ihr – und jede Generation dachte, erst jetzt wäre ein erfülltes Leben möglich.
    Die behagliche Ära der Quagmiten konnte nicht ewig währen; nichts tat das. Als das Universum dreißigmal so alt war wie am Ende des Materie-Antimaterie-Konflikts, entdeckte man die ersten Anzeichen jener Katastrophe, die das Ende der Quagmiten bedeuten würde.

 
48
     
     
    Nach fünf von Kimmers zehn Wochen wurde die Triumph-Staffel auf den Orion-Stein verlegt, von dem aus der Angriff auf Chandra gestartet werden sollte.
    Die Evakuierung von Stein 492 dauerte drei Tage: Die Wohnbereiche leerten sich, die fünfzehn Grünschiffe der Staffel hoben von der Oberfläche ab. Bei Pirius Rots Ankunft auf 492 war der Asteroid ein Schrotthaufen gewesen, aber jetzt, wo die Zeit des Abschieds gekommen war, bedauerte er es. Immerhin hatten er und Torec aus dieser Ruine nicht nur ihre Operationsbasis, sondern auch ihr Zuhause gemacht.
    Außerdem waren zwei Angehörige seiner buntscheckigen Ansammlung ausgemusterter Veteranen und Außenseiter bei Operationen ums Leben gekommen, die von diesem Steinbrocken ihren Ausgang genommen hatten. In seinen silbrigen Regolith war also Blut gesickert, und in seinem lockeren Boden waren menschliche Knochen begraben, wie auf Milliarden anderen Welten, Monden und Asteroiden überall in der Galaxis.
    In der letzten Nacht, als die Räumungstrupps ihre Arbeit verrichteten, bat Pirius Torec, noch zu bleiben. In ihren Hautanzügen wanderten sie durch die leeren Räume, die ausgeräumte Kaserne, den Speisesaal, die Lazarettapotheke und die großen Montagebuchten, deren Böden noch die Spuren der mittlerweile abtransportierten Geräte aufwiesen. Sie hörten, wie Systeme sich eins nach dem anderen abschalteten, wie die Vibrationen nachließen und die Luft- und Wasserzirkulation aufhörte, als stürbe der Steinbrocken langsam. Während sie von einem Raum zum nächsten gingen, erlosch hinter ihnen das Licht, sodass sie immer aus der Dunkelheit kamen.
    Im letzten Raum fanden sie eine Ecke, in der sie ihre Hautanzüge öffneten. Die Luft verlor rasch an Wärme, und beide überlief ein wohliger Schauder. Sie koppelten die Säume ihrer Anzüge aneinander und schlossen sich darin ein.
    Die Trägheitsgeneratoren schalteten sich ab. Sie merkten, wie sie vom Boden abhoben. Überall um sie herum stieg feiner Asteroidenstaub, aufgewirbelt von den restlichen Vibrationen des Steinbrockens, in die Höhe und ließ die Luft funkeln.
     
    Tief im Innern des Hohlraums, weit vor der Front, war der Orion-Stein im nördlichen Arm der Babyspirale begraben.
    Auf dem Weg dorthin schloss sich die Triumph-Staffel zu einem dichten Konvoi zusammen. Die zehn Haupt- und fünf Reserve-Grünschiffe bildeten das Zentrum. Alle Grünschiffe waren mit der Ausrüstung für das Projekt Hauptradiant modifiziert worden, aber die Geräte waren jetzt deutlich besser integriert, und nach den stundenlangen Trainingsflügen beherrschten die Besatzungen ihre schwerfälligen Raumfahrzeuge. Die Kampfschiffe wurden von Ausrüstungsfrachtern, Geleitschiffen und anderen Unterstützungsfahrzeugen sowie einer Hand voll Kommandoschiffen begleitet, darunter auch Kommissar Nilis’

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