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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Materie mit hauchfeinen magnetischen Flügeln. Hier entstand ein Wolkenknäuel, dort blieb ein verdünnter Flecken frei. Sie arbeiteten emsig und gaben sich große Mühe, das Universum erheblich klumpiger zu machen als zuvor. Und diese Klumpigkeit bewirkte, dass nicht nur Wasserstoff- und Heliumkerne, sondern auch schwerere Kerne gebacken wurden, eine Art Lithium – drei Protonen und vier Neutronen. Es gab nur eine Spur davon, verglichen mit dem Wasserstoff und dem Helium; für mehr reichte die Kraft der Quagmiten nicht. Trotzdem gab es zu viel Lithium, als dass man es durch natürliche Prozesse hätte erklären können.
    Tatsächlich würden die Wissenschaftler künftiger Zeiten diese anomale »Lithium-Spitze« sehen und erkennen, was sie war: ein Werk der Intelligenz. Irgendwann würden kalte Geschöpfe sie suchen kommen, und dann würden die Quagmiten-Archen anfangen, ihre Geschichte zu erzählen. Aber das lag noch in ferner Zukunft.
     
    Nachdem das subatomare Drama der Nukleosynthese vorbei war, flogen die diversen Überlebenden voller Groll weiter.
    Es gab die letzten Quagmiten in ihren Archen sowie stark entwickelte Nachfahren der Raumzeitkondensatsymbionten noch früherer Zeiten, und sie alle scharten sich um die schwarzen Löcher. Für sie war das Universum kalt und dunkel, ein aufgeblähtes Monstrum, in dem die Temperatur nur eine Milliarde Grad und die kosmische Dichte nur ungefähr das Zwanzigfache von Wasser betrug. Das Universum sei praktisch ein Vakuum, beklagten sie sich, und habe seine besten Tage bereits hinter sich.
    Das Universum war drei Minuten alt.

 
52
     
     
    In dieser Nacht, der letzten vor dem Einsatz, kam Torec an Pirius Blaus Bett. Sie stand neben seiner Koje, eine Silhouette im Dunkeln.
    Er zögerte. Er hatte Torec vor dem Magnetar-Einsatz verloren, jenem Tag, an dem sein Leben in die Brüche gegangen war, und seit diese jüngere Kopie in sein Leben getreten war, hatte er sie gemieden. Doch als sie in seine Arme glitt, waren ihr Duft und ihre Berührung genauso wie damals.
    Sie schliefen miteinander. Beim ersten Mal ging es sehr schnell; beim zweiten Mal ließen sie sich mehr Zeit und achteten mehr aufeinander. Dann lagen sie im Dunkeln beisammen.
    Die Kaserne um sie herum war halb leer. Viele Mitglieder der Mannschaft konnten nicht schlafen. Pila hatte dafür gesorgt, dass die Speisesäle offen blieben, und darum aßen manche, während andere irgendwo miteinander scherzten oder sich mit Spiel und Sport die Zeit vertrieben; sie suchten alle nach Wegen, die Spannung zu mildern.
    Torec lag mit dem Kopf auf Blaus Brust, eine feste, warme Präsenz. »Ich dachte schon, du würdest mich nicht reinlassen«, flüsterte sie.
    »Ich wusste nicht, ob ich es tun sollte.«
    »Warum?«
    »Weil…« Er seufzte. »Es ist viel Zeit vergangen, seit ich in der Bogen-Basis zu diesem letzten Einsatz aufgebrochen bin. Und du warst auf der Erde! Du hast dich verändert. Du hattest schon immer viele verborgene Talente, Torec… Und ich habe mich auch verändert. Aus meinem Leben ist ein ganzes Stück gestrichen worden, und ich bin in der Vergangenheit gelandet. Ich bin nicht mehr ich.«
    »Du bist noch derselbe, der du vor deinem Abflug warst.«
    »Wirklich?« Er drehte sich zu ihr, sodass er ihr verschattetes Gesicht sehen konnte. »Überleg mal. In der Zeitlinie, aus der ich komme, war ich nach dem Augenblick, in dem ich in Pirius Rots Zeitlinie zurückgekehrt bin und alles aus dem Lot geraten ist, noch zwei Jahre mit dir zusammen. Verstehst du? Wir haben diese ganze Zeit miteinander verbracht, du und ich. Aber du hast diese beiden Jahre nicht erlebt.«
    »Doch«, sagte sie leise. »Eine Kopie von mir hat sie erlebt. Aber diese Kopie ist verschwunden oder hat nie existiert – sie ist dort, wo gelöschte Zeitlinien sind… Es ist so seltsam, Pirius Blau.«
    »Ich weiß. Und traurig.«
    »Traurig? Oh. Weil ich nicht deine Torec bin.« Sie kuschelte sich wieder an seine Brust. »Aber dagegen sind wir nun mal machtlos, oder? Also können wir genauso gut weitermachen.«
    »Weitermachen?«
    »Was sonst?«
    Pirius Blau lachte. »Wie Nilis wahrscheinlich sagen würde: Wir sind noch nicht so weit, dass wir mit Zeitschleifen-Beziehungen umgehen können.«
    »Ich weiß, was dein wirkliches Problem ist«, sagte sie. »Und es hat nichts mit Zeitparadoxa zu tun.«
    »Sondern?«
    »Ich war mit ihm zusammen. Mit deinem bösen Zeitklon-Rivalen.«
    Er unterdrückte ein Lachen. »Genauso denkt er auch über mich.«
    »Ja,

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