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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf den allerwichtigsten Hauptradianten bezieht: die Basis der Xeelee in dieser Galaxie.« Darauf gab es ein hörbares Luftholen. Er sah sie an und blinzelte ein bisschen, als könnte er ihre Gesichter nicht richtig erkennen. »Ich glaube, ihr versteht mich. Nach einem dreitausendjährigen ergebnislosen Belagerungskrieg werden wir – werdet ihr – einen Angriff auf das Herz der Galaxis führen, auf das supermassive schwarze Loch, das den Namen Chandra trägt, das Zentrum aller Xeelee-Operationen.«
    Bleibende Hoffnung war wie betäubt. Er konnte nicht glauben, was er da hörte.
    Nilis begann, eine verwirrende Reihe virtueller Displays durchzugehen, und allmählich wurden die Umrisse der Mission ein wenig klarer.
    Nachdem der Orion-Stein eine Milliarde Jahre lang den Arm der Babyspirale entlanggetrieben war, würde er nun sehr bald ins Freie hinaustreten. Wenn dieser schwer bewaffnete Steinbrocken tief im Innern des Hohlraums herauskam, stellte er eine unmittelbare Bedrohung für den Feind dar, der sicherlich angreifen würde. Aber Orion war ein Ablenkungsmanöver. Während die lokale Xeelee-Feuerkraft sich an den Verteidigungsanlagen des Asteroiden verausgabte, würde die Triumph-Staffel sich davonstehlen.
    Hinter ihren Grav-Schilden, die, wie Nilis nun enthüllte, verhindern sollten, dass die Xeelee Überlichtvorherwissen über die Mission gewannen, würden die Grünschiffe tiefer in den Hohlraum hineinfliegen. Später würden sie dann mithilfe der GZK-Prozessoren die letzten Schichten der Xeelee-Abwehrvorrichtungen durchdringen und mit den Schwarzlochkanonen Chandra selbst und die dort herumschwärmenden Xeelee-Konzentrationen angreifen.
    Während Nilis weitersprach, unterhielten sich die einzelnen Besatzungen leise. Hoffnung wusste, was alle dachten. Es war wohl bekannt, dass noch niemand so nah an den Hauptradianten herangeflogen war und überlebt hatte, um davon zu berichten; selbst Pirius Blau war nicht so weit vorgedrungen. Auch die ganze neuartige Technologie war kaum beruhigend. Eine Crew flog gern mit bewährter Ausrüstung, nicht mit dem Produkt der überhitzten Fantasie irgendeines Wissenschaftlers.
    Aber ich würde trotzdem mitfliegen, dachte Hoffnung hilflos.
    Nilis kam zum Ende mit seinen technischen Virts. »Eure Kommandanten werden die operativen Aspekte der Mission im Einzelnen mit euch durchgehen. Aber ich möchte euch sagen, weshalb es so wichtig ist, den Hauptradianten anzugreifen – ganz egal, was es kostet.«
    Er sprach von strategischer Theorie. Die Galaxis sei voller militärischer Ziele, sagte er, voller Xeelee-Stellungen der einen oder anderen Art. Aber diejenigen, die sich ökonomisch stromaufwärts in dem Fluss von Ressourcen und Informationen befänden, seien wertvoller. »Es ist ganz einfach billiger, die Werft anzugreifen, auf der Grünschiffe gebaut werden, und sie in einer einzigen Mission zu zerstören, als hundert Missionen durchzuführen und die Schiffe selbst zu jagen.« Er zeigte ihnen stark bearbeitete Bilder des Hauptradianten. Irgendwie nutzten die Xeelee das massive schwarze Loch als Fabrik für ihre Nachtjäger und andere Technologien, sagte er, und obendrein sei es ihre zentrale Informationsverarbeitungsanlage. Er sprach von dem Schaden, den die Schwarzloch-Projektile hoffentlich bei solch mächtigen Maschinen anrichten würden, wie sie in der Umgebung von Chandra existieren mussten.
    Hoffnung fand es sehr seltsam, diesen offenkundig sanften Mann von solch umfassender Zerstörung sprechen zu hören.
    Nilis schloss seine letzten virtuellen Darstellungen. Er wandte sich an sein Publikum, die Hände in die Hüften gestemmt. »Mag sein, dass ihr mich fragt: Warum muss das sein? Und weshalb jetzt? Weshalb wir? Schließlich ist der Krieg noch nicht verloren. Wir und die Xeelee haben einander dreitausend Jahre lang gegenseitig in Schach gehalten. Weshalb sollte es eure Aufgabe sein, diesen Schlag zu führen – und, wie ich für viele von euch befürchte, den Preis dafür zu bezahlen?
    Ich werde euch sagen, weshalb. Weil nach zwanzigtausend Jahren der Dritten Expansion die Menschheit in ihrer Mehrheit aus Soldaten besteht – und die meisten von ihnen noch als Kinder sterben. Die meisten Menschen werden nicht alt. Sie werden nicht einmal alt genug, um zu verstehen, was ihnen widerfährt. Für unsere Soldaten ist der Krieg ein Spiel, dessen tödlichen Charakter sie gar nicht erfassen. Das ist es, was wir sind; das ist es, was wir aus uns gemacht haben. Und die Zahlen sind

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