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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihr könnt euch beide nicht leiden. Aber ihr seid nicht identisch. Ich glaube, er bewundert dich sehr.«
    »Aber er ist dein Pirius.«
    »Ich glaube nicht, dass es so funktioniert. Ihr entwickelt euch auseinander und werdet verschiedene Menschen. Aber ihr seid trotzdem eine Person.«
    »Liebt er dich?«
    Es war das erste Mal, dass Pirius ihr gegenüber von Liebe sprach.
    Sie seufzte. »Du weißt, dass ich dich liebe. Euch beide.«
    Er streichelte ihren Rücken, eine Stelle zwischen den Schulterblättern, wo ihre Haut sich glatter und weicher anfühlte als alles andere, was er je berührt hatte. »Was für ein Durcheinander. Eine dämliche Dreiecksbeziehung. Keine Ahnung, wie wir das regeln sollen.«
    »Warte ab, bis die Mission vorbei ist«, sagte sie.
    Und ob einer von ans zurückkommt – das ließ sie unausgesprochen.
    Nach einer Weile löste sie sich von ihm.
    »Du gehst zu ihm«, sagte er.
    »Er braucht mich auch. Und ich brauche ihn.«
    »Ich verstehe«, sagte er, obwohl er nicht sicher war, dass es stimmte.
    Als sie fort war, rollte sich Blau in den Teil der Koje, wo sie gelegen hatte – er war noch warm von ihrem Körper –, und versuchte zu schlafen.
     
    Zwei Stunden vor dem Wecken war Cohl bereits auf der Oberfläche des Orion-Steins. In ihrem dicken, gepanzerten Hautanzug lag sie zusammen mit den anderen Angehörigen ihres Zuges in einem Schützenloch. Die Monopolkanonen-Stellung, die sie schützen sollten, war ein paar hundert Meter entfernt, eine komplizierte Silhouette vor einem leuchtenden Himmel.
    Wie immer seit seiner chthonischen Geburt war dieser Steinbrocken auch jetzt noch in die leuchtenden Molekülwolken des nördlichen Arms der Babyspirale eingebettet. Aber wenn sie nach vorn schaute, sah sie eine Gruppe von Sternen durch den Dunst, wie Leuchtkugeln in versmogter Luft. Das war IRS 16, der dichte Haufen sehr heller Sterne, die aus dem einfallenden Material des Babys kondensierten, das in den überfüllten Raum um Chandra herum strömte.
    Der Orion-Stein war vermutlich fast genauso alt wie die Galaxis selbst, und in all dieser Zeit war er hilflos diese Straße aus Gas entlanggetrieben. Seit tausend Jahren gruben sich nun Menschen in diesen Steinbrocken. Jetzt gelangten diese beiden gewaltigen Zeiträume an ein Ende, denn in zwei Stunden würde der Asteroid die letzten Wolkenschleier durchdringen, die ihn von IRS 16 trennten. Es fiel Cohl schwer zu glauben, dass sie in einem solchen Augenblick hier war.
    Noch unglaublicher war, dass mindestens die Hälfte ihres Zuges schlief, während die übrigen aßen. Aber so war das nun mal bei der Infanterie. Essen und schlafen genossen absoluten Vorrang, und man nutzte jede Chance, die sich bot, eines von beidem zu tun – selbst jetzt, so kurz vor der Schlacht.
    Cohl war eine Botschafterin. Pirius Rot hatte ihr die Aufgabe übertragen, für eine reibungslose Kommunikation zwischen den beiden Einheiten zu sorgen – den Marinefliegern, die mit den Grünschiffen zu Chandra fliegen würden, und der Infanterie hier unten auf dem Steinbrocken –, sodass sie die gleichen Ziele verfolgten und gut zusammenarbeiteten, wenn es hart auf hart ging. Darauf hatte sie in den Wochen seit ihrer Ankunft von Quin hingearbeitet.
    Die höheren Ränge und die Zivilisten würden Orion vor dem Einsatz verlassen und zur Bogen-Basis zurückfliegen. Selbst Captain Boote der Dreiundvierzigste hatte sich dafür entschieden, diesen Höhepunkt des Schicksals seines geliebten Asteroiden lieber aus der Ferne zu verfolgen. Pirius Blau hatte Strippen gezogen, damit Cohl ebenfalls gehen konnte, wenn sie wollte. Aber sie konnte den Gedanken nicht ertragen, die Leute im Stich zu lassen, mit denen sie so lange zusammengearbeitet hatte. Es gab nur einen Ort, wo sie sein wollte – auf der Oberfläche, wo sie zusammen mit dem Rest der Soldaten darauf warten würde, dass der Himmel herunterfiel. Und hier war sie nun.
    Blayle schlief jedoch nicht. Sergeant Blayle war ein gutes Stück älter als sie, Mitte zwanzig. Sie merkte, dass er sie ansah; hinter dem Helmvisier waren seine leuchtend blauen Augen zu erkennen, ein kaltes Blau, wie das Licht von IRS 16.
    »Wie geht’s Ihnen, Lieutenant?«, fragte er.
    »Gut«, sagte sie nervös. Sie hatte ihren Rang nur ehrenhalber verliehen bekommen, und er war ihr unangenehm.
    »Ich bin stolz, hier zu sein«, sagte er ohne jede Affektiertheit. »Hier auf Orion haben wir eine lange Tradition.«
    »Ich weiß.«
    »Mein eigener Geburtskader – Kader 4677 –

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