Sternenkinder
verschränkt.
Dieses unterirdische Habitat war im Grunde eine Kaserne, ähnlich wie die Kasernenkugel in der Bogen-Basis. Hier herrschte jedoch weitaus größere Unordnung; der Raum war voll gestopft mit schwankenden Stapeln von Etagenbetten, die vom Boden bis zur grob behauenen Decke reichten. Die warme, schwüle Luft stank nach abgestandenem Essen und Abwasser.
Und überall waren Menschen. Sie bevölkerten die Gänge, sie kletterten auf den Betten herum, sie starrten die vorbeikommenden Flieger an. Einige von ihnen trugen offiziell wirkende Overalls, wie das Mädchen, das sie abgeholt hatte, andere waren jedoch bis zur Hüfte nackt oder mit kurzen Hosen und Hemden bekleidet, die behelfsmäßig aus abgetragenen Overalls oder Decken hergestellt waren. Und manche waren völlig nackt; ihre Schamlosigkeit spiegelte die Verlegenheit der Flieger. Sie liefen lärmend durch die Gegend, sie rangen auf dem Fußboden miteinander, und Paare und Dreiergruppen vergnügten sich mit lautstarkem Sex in den Kojen, Haut an glänzender Haut. Und sie sahen alle jung aus, selbst im Vergleich zur Bevölkerung der Bogen-Basis.
Es war eine wimmelnde Masse aus Jugend und Energie, eine animalische Masse; Pirius hatte noch nie dergleichen gesehen. Es war eher ein Kindergarten als eine Kaserne. Doch einige dieser Kinder waren bereits erfahrene Kämpfer. Er merkte allmählich, dass man es an dem metallischen Schimmer in ihren Augen erkennen konnte.
Sie erreichten einen kleinen Bettenblock. In einer der Kojen lag ein Mann auf dem Rücken, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. »Willkommen«, sagte er. »Sucht euch eine Koje aus! Ist ziemlich egal, welche…« Er war alt – mindestens fünfundzwanzig, also jedenfalls alt im Vergleich zu den übrigen Bewohnern dieses Raumes. Er hatte sogar ein paar graue Stellen an den Schläfen.
Auf dreien der Kojen lagen kleine Kleiderstapel – jeweils ein Overall, Unterwäsche und ein Hautanzug. Die Kleidungsstücke waren eindeutig alt, häufig geflickt, ohne jedwede Form von KI, simple Einheitsgrößen mit primitiven Dehnungsfugen an Ellbogen, Knien, Taille und Hals. Man musste die Verschlüsse sogar eigenhändig zuziehen. Aber die Overalls waren zumindest Kleidungsstücke, und die Flieger griffen hastig danach.
Die Kadetten drängten sich scharenweise um sie, grinsend, neugierig, boshaft, mit rasierten Köpfen und schweißnassen Gesichtern. Pirius überragte sie alle. Einige von ihnen waren so jung, dass er nicht erkennen konnte, ob sie männlich oder weiblich waren. Als kleine Hände an seinem Overall zupften, brachte er ein Lächeln zustande. »Tut mir Leid, dass ich euch enttäuschen muss. Das Bodenpersonal hat uns schon alles abgenommen, was wir hatten – he!« Jemand hatte ihn an den Eiern gepackt. Er wich rasch zurück und schloss seinen Overall.
Obwohl die anderen ebenso gedemütigt worden waren, hatte keiner von ihnen eine Hand gegen die herumwimmelnden Kadetten erhoben, was wirklich katastrophal gewesen wäre. Pirius war irgendwie stolz auf sie.
Der ältere Mann in der Koje schwang die Beine herunter, stand auf und klatschte in die Hände. »Nun lasst sie doch mal in Ruhe, ja?«
»Frischfleisch«, kicherte eine Kadettin. Sie – oder vielleicht er – hatte spitz zugefeilte Zähne.
Der Mann trat mit ausgebreiteten Armen vor. »Ja, aber morgen sind sie fast noch genauso frisch. Kommt schon, kommt schon…« Er scheuchte die Rekruten weg wie ungebärdige Kinder, und sie gehorchten widerstrebend. Einige blieben jedoch in einem Kreis um die Neuankömmlinge herum stehen, starrten sie an und flüsterten miteinander.
»Daran gewöhnt ihr euch schon noch«, sagte der ältere Mann.
»Das bezweifle ich«, erwiderte Bleibende Hoffnung, während er sich in einen Overall zwängte, der nicht richtig passen wollte.
Cohl untersuchte ihre Decken. »Die sind nicht sauber. Lethe, die sind ja warm.«
»Auch daran gewöhnt man sich. Wir haben hier eine ziemlich hohe Fluktuation.«
»Was ist mit ihr passiert?«, fragte Cohl.
»Mit wem? Oh, du meinst die letzte Person, die in diesen Decken geschlafen hat?… Frag lieber nicht.« Er trug einen grüngrauen, bis zur Taille offenen Overall; sein Körper war straff und fit. Pirius fand, dass er gut aussah mit dem hageren, markant geschnittenen Gesicht, der kleinen Nase, dem dichten, zurückgekämmten Haar und dem schnellen Lächeln. Trotz seiner äußeren Erscheinung wirkte er auf ihn merkwürdigerweise schwach. Aber sein Benehmen war entspannt, als er die
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