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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Geräusch. Es war ein Kratzen, ein Rascheln, ein Wispern. Dann erhob sich überall im Schlafsaal ein leises Pfeifen, ein Chor winziger Stimmen, der beinahe harmonisch klang.
    Später erzählte ihm Bürde, dass es die Ratten waren, die einander aus allen Winkeln der Kaserne riefen. Nachdem sie mit den Menschen achtundzwanzigtausend Lichtjahre weit ins All gereist waren, hatten die Ratten singen gelernt, und die Menschen, die noch nie einen Vogel gehört hatten, fanden Gefallen an ihrem Gesang. Für die Ratten war es eine Überlebensstrategie; sie waren liebenswert geworden.
    Dann übertönte die Sirene das leise Singen.

 
8
     
     
    Während Nilis’ Korvette sich dem Sol-System näherte, wurde sie – obwohl sie noch mit Überlichtgeschwindigkeit flog – von einer ganzen Reihe virtueller Botschaften bombardiert. Die Virts waren wie kreischende Geister, die jederzeit an jedem beliebigen Ort in der Korvette in Erscheinung treten konnten. Einige dieser Botschaften waren von den diversen Behörden sanktioniert, andere offenbar nicht; aber dennoch war es auch ihnen gelungen, sich ihren Weg durch die Firewalls eines Marineschiffs zu bahnen. Das Ganze jagte Torec eine Heidenangst ein.
    Pirius Rot brauchte einige Zeit, um zu begreifen, dass viele dieser lärmenden Bitten und Forderungen nicht an Nilis, sondern an ihn gerichtet waren, den Jungen, der einen Xeelee gekapert hatte.
    »Mach dir keine Sorgen deswegen«, sagte Nilis mit einem Lächeln. »Du bist bereits berühmt, das ist alles!«
    Natürlich war das an sich schon verwirrend genug. Pirius hatte stets den von Schuldgefühlen begleiteten Wunsch gehegt, etwas Spektakuläres zu tun, in Erinnerung behalten zu werden. Aber er wollte nicht für etwas bekannt sein, was nicht er selbst getan hatte und nun, nach dem die Geschichte korrigiert worden war, auch niemals tun würde.
    Und überhaupt: Persönlicher Ruhm war absolut undoktrinell. Pirius hatte erwartet, dass die Doktrinen hier, nahe beim Zentrum der Menschheit, mehr denn je befolgt werden würden. Aber wie sich herausstellte, war diese Annahme naiv.
    »In vieler Hinsicht sind die Dinge dort draußen, wo du herkommst, einfacher«, sagte Nilis sanft. »Hier im Sol-System und besonders auf der Erde herrscht trotz jeglicher Bemühungen der Historischen Wahrheitskommission drangvolle Enge, und alles ist sehr alt und sehr schmutzig. In Wirklichkeit gibt es niemanden, der die Dinge in der Hand hat, und es kann auch niemanden geben. Du wirst schon sehen!«
    Wie bei vielem, was Nilis zu ihm gesagt hatte, fand Pirius es am besten, nicht zu angestrengt darüber nachzudenken. Aber die Botschaften trafen weiterhin ein, und während das Licht von Sol heller und heller wurde, schlug sein Herz immer schneller.
     
    Beim Saturn legte die Korvette einen kurzen Zwischenaufenthalt ein. Pirius und Torec kannten diesen Namen, denn es gehörte zum Allgemeinwissen, dass die Marine diesen gewaltigen Gasriesen vor langer Zeit als ihre größte Basis im Sol-System beansprucht hatte.
    Pirius schaute ehrfürchtig hinaus. Um den wolkenverhangenen Planeten kreisten ganze Schwärme von Schiffen und Stützpunkten. Selbst auf den Monden wimmelte es von Fabriken und Geschützstellungen – obwohl sich zeigte, dass viele der kleineren Monde zerstört worden waren, als man dort Rohstoffe, das Wassereis ihrer Mäntel und das Gestein ihrer Kerne abgebaut hatte.
    Nilis schwärmte nostalgisch von dieser Welt. Er zeigte Pirius sogar Virts, wie sie vor der Ankunft der Menschen ausgesehen hatte, als sie noch von einem spektakulären System von Eisringen umgeben gewesen war. Die Ringe waren jedoch eine zu verführerische Fundgrube für die ersten Siedler des Systems gewesen, und auch zu fragil, als dass sie dem Feuer der ersten hier ausgefochtenen Kriege hätten standhalten können.
    Die Szenerie interessierte Pirius nicht besonders. Als Marinegör faszinierte ihn militärische Ausrüstung weitaus mehr. Deshalb sah er zu, wie ein stetiger Strom von Schiffen in die Wolkendecke des Planeten stürzte. Nilis zufolge stießen die Schiffe zum felsigen Herzen des Saturns hinab, einem kleinen, etwa erdgroßen Planeten mit einem mehrere tausend Kilometer tiefen Wasserstoffmeer drum herum. In den grässlichen Bedingungen dieser dicken Suppe wurden, selbst für die übrigen Menschen unsichtbar, riesige Maschinen gebaut.
    Die Erde, dieses abgelegene Sandkorn am Rand der Galaxis, war noch immer das logische Zentrum der Menschheit. Die Interims-Regierungskoalition regierte

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