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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit eiserner Hand über eine Galaxie voller Menschen, und das Epizentrum ihrer Macht befand sich hier, auf der Erde. Im schlimmsten Fall – wenn die Xeelee einmal aus dem galaktischen Kern ausbrachen und das Sol-System selbst angriffen – würde der Saturn die letzte Verteidigungsbastion der Erde sein, und diese mächtigen Maschinen würden zum Leben erwachen.
    Die Korvette war hier, weil der von Pirius Blau gekaperte Xeelee-Nachtjäger quer durch die Galaxis geschleppt und in einer Umlaufbahn zwischen den Saturnmonden geparkt worden war.
    »Es gab wirklich keine andere Möglichkeit«, sagte Nilis leise. »Die Ankunft eines gekaperten Xeelee war ohnehin schon eine ziemliche Sensation. Hier steht er zumindest unter Aufsicht der Marine. Wenn wir ihn tiefer ins innere System hineinbrächten, gäbe es Scherereien.«
    »Sie meinen, das Risiko für die Erde wäre zu groß?«, hakte Pirius nach.
    »O nein, Pirius, das nicht. Wir sind nicht hier, um die Menschheit vor unserem Xeelee zu schützen, sondern den Xeelee vor uns.« Er zwinkerte.
    Nach sechs Stunden trieb die Korvette wieder vorsichtig vom Saturn und seinem Technologiekordon fort. Da sie mehr oder weniger widerwillige Prominente an Bord hatte, erhielt die Besatzung der Korvette die Erlaubnis, die restliche Reise durch den Einsatz des Überlichtantriebs innerhalb der Grenzen des Sol-Systems abzukürzen.
    Deshalb sah Pirius, wie der Saturn verschwand und im nächsten Augenblick von einer blauweißen Lichtmauer ersetzt wurde, die die Korvette in blendende Helligkeit tauchte.
    Zuerst verstanden Pirius und Torec nicht, was sie sahen. Es war ein riesiger blaugrauer Schild, fast wie Metall, der sich auf allen Seiten sanft von ihnen wegkrümmte. Er schien sogar poliert zu sein, denn Pirius sah ein grelles Schlaglicht von der Sonne. Dennoch war die Oberfläche kaum merklich strukturiert, und es gab Unreinheiten, dunklere Massen, die in unregelmäßigen Abständen über die glänzende Fläche verstreut waren. Jede solche Masse war von einem Rand aus hellerem Blau mit weißen Flecken umgeben. Andere Objekte krochen über den Schild und zogen dabei eine pfeilförmige Turbulenz hinter sich her.
    Nilis schien damit gerechnet zu haben, dass der Anblick ihnen Probleme bereiten würde. Statt ihnen Erklärungen zu geben, forderte er sie auf, das Bild mithilfe der Vergrößerungsvorrichtung der Korvettenwand zu untersuchen und von selbst dahinterzukommen. Langsam dämmerte Pirius die seltsame Wahrheit dessen, was sie dort vor sich sahen.
    Er schaute auf einen Planeten hinunter, eine Halbkugel, die von einem einzigen riesigen Ozean beherrscht wurde – einem Wassermeer unter freiem Himmel. Es blieb nicht dank irgendeiner Technik, sondern aufgrund des thermodynamischen Gleichgewichts flüssig, und seine gekrümmte Oberfläche war kein menschliches Konstrukt, sondern folgte einem simplen Schwerepotenzial. Selbst die zarten Wolken, die er sah, bestanden aus Wasserdampf. Obwohl die Menschheit mittlerweile die Galaxis kartiert hatte, war dies erstaunlicherweise immer noch der größte Ozean aus offenem Wasser, den sie bisher vorgefunden hatte.
    Dies war die Erde.
    Die langsam ihre Bahnen ziehenden Objekte waren Schiffe, die wie Insekten über die Meeresoberfläche krochen. Einige der größeren Gebilde kamen ihm merkwürdig vertraut vor. Wie sich herausstellte, waren es Spline, die sich ebenfalls auf einer Wasserwelt entwickelt hatten und nun schwerfällig auf den Tiefseewellen des Pazifiks tanzten. Nach Jahrtausenden des Krieges waren die Erdmeere eine Brutstätte für lebende Sternenschiffe geworden. Aber die Spline-Schwärme waren nicht das Seltsamste, was Pirius sah.
    Er konzentrierte sich auf eine Insel, eine der unregelmäßig geformten Gesteinsmassen, die aus der geduldigen Haut des Ozeans in die Luft ragten. Sein Blick fiel auf Gebäude, Hafenanlagen und Landebahnen. Er konnte sogar Menschen sehen, die zwischen den Gebäuden unterwegs waren. Ein kleines Mädchen, das einen Weg zu einem Strand entlanghüpfte, blickte zum Himmel empor, als könnte sie ihn sehen, wie er auf sie hinunterschaute. Ihr Gesicht war ein winziger Punkt. Und sie war splitternackt; das Kind trug keine Maske, keinen Hautanzug, überhaupt keine Schutzvorrichtung – nackt und im Freien.
    Das war zu viel. Pirius und Torec flohen in die Sicherheit ihrer geschlossenen Kabine, wo sie sich zitternd aneinander klammerten. Aber sie spürten, wie die Korvette leicht erbebte, als sie in die Lufthülle der Erde

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