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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich um. »Sie müssen sechs, sieben Mann hoch hier liegen. Wir sind nicht die Ersten hier.«
    »Wir werden hier sterben, genau wie sie.«
    »Noch sind wir nicht tot.« Pirius nahm eine Kommunikationsstange von seinem Rücken und steckte sie in die Wand des Grabens. »Hier ist Pirius. Zug siebenundfünfzig. Wir haben’s in einen Graben geschafft. Wir sind zu zweit hier. Wenn ihr mich hört, peilt mein Signal an und sammelt euch hier.« Er spielte die Botschaft noch einmal ab und zog den Kopf wieder ein; unten im Graben war es sicherer.
    Es dauerte nur Sekunden, bis der erste Soldat in den Graben gestürzt kam, angekündigt von einer Sternzertrümmerer-Salve. Es war ein Mädchen, dunkelhäutig und ernst, mit angstverzerrtem Gesicht; Pirius wusste nicht, wie sie hieß. Sie hatte ihre Waffen verloren. Und als sie sah, worin sie gelandet war, schlug sie wie Cohl in Panik um sich.
    In den nächsten dreißig Sekunden folgten ihr vier weitere, darunter zu Pirius’ Erleichterung die beiden Tili-Schwestern.
    Dann kam niemand mehr.
    Sieben von ihnen im Graben, von zwanzig in den beiden Zügen, die hier abgesetzt worden waren. Er ließ den Blick über ihre Gesichter schweifen, die Gesichter von erschrockenen Kindern, die sich an diesen fürchterlichen Ort verirrt hatten – und sie alle sahen ihn an.
    Er spürte eine Last auf seinen Schultern, so als funktioniere sein Trägheitsfeld nicht richtig. Hatte sich dieser galaktische Krieg nun darauf reduziert – er und Cohl zusammen mit fünf ängstlichen Kindern in einem Kratzer im Boden?
    Er schaltete auf den gemeinsamen Kanal und stellte damit die Verbindung zur Gesamtheit der Truppen in diesem Gebiet her. Vielleicht hörten ihn andere, die noch zu ihnen stoßen konnten. Aber alles blieb still. Nach ein paar Sekunden kam er auf die Idee, die Moralfilter auszuschalten.
    Sofort vernahm er einen Radau wie in einer lärmigen Kaserne. Die Stimmen verschmolzen zu einer Masse, zur Stimme einer großen Menge, aber hin und wieder sprudelte eine in den Vordergrund, und er hörte Schreie, Gemurmel, Keuchen, Weinen, Hilferufe, deliriertes Gebrüll, sogar so etwas wie wahnsinniges Gelächter. Es war der Klang der Verwundeten, der Klang von abertausend Stimmen, die sich gemeinsam überall auf dem Steinbrocken erhoben. Sie erzeugten ein unirdisches, unmenschliches Geräusch.
    Er wusste, dass einige der anderen Soldaten es ebenfalls hörten. Der Schock stand ihnen in die runden Gesichter geschrieben. Doch schon in diesen ersten paar Minuten, während sie noch zuhörten, schwanden die Schreie dahin und verklangen einer nach dem anderen. Wenn man im Vakuum verwundet wurde und der Hautanzug beschädigt war, lebte man nicht mehr lange.
    Und das Bombardement ging immer noch weiter; das blendende Licht über ihnen verschmolz mit den erbarmungslosen Erschütterungen des Bodens zu einer Einheit. Doch die stampfenden Schritte der Granaten entfernten sich von ihnen und ließen sie weit hinter sich.
    Pirius riskierte ein paar schnelle Blicke aus dem Graben.
    Seinen Visierdisplays zufolge waren sie nur noch einen halben Kilometer von ihrem Ziel, der Monopolfabrik, entfernt. So weit er es erkennen konnte, befand sich nur eine einzige Xeelee-Stellung zwischen ihm und der Fabrik; die anderen waren offenbar von den Granaten ausradiert worden. Die Stellung sah aus wie ein kleiner Schuppen aus silbergrauem Material. Wahrscheinlich war es Xeelee-Baustoff, der zu den härtesten bekannten Substanzen zählte: Er erneuerte und reparierte sich selbst; angeblich war er sogar lebendig. Den zentralen Schuppen umgaben kleine Säulen, die blau leuchtende Ringe trugen.
    Er ließ sich wieder in den Graben hinuntergleiten. Die anderen beobachteten ihn, sechs Paare großer Augen im Schatten ihrer Visiere.
    »Wir müssen versuchen, zur Fabrik zu gelangen«, sagte er.
    »Nein«, entgegnete ein Soldat.
    »Wie heißt du?«
    »Bilin.« Er war stämmig, aber trotz der massiven Boden-Boden-Waffen, die er auf dem Rücken trug, nur ein kleiner Junge. Er hatte Angst, und in diesem Moment konzentrierte sich sein Groll auf Pirius. »Ich sage, wir warten hier, bis sie uns abholen.«
    Zustimmendes Gemurmel ertönte.
    »Wir können nicht hier bleiben«, sagte Pirius unverblümt.
    »Wir können das Gelände im Graben queren…«
    »Das hat keinen Zweck. Dadurch kommen wir nicht näher an die Fabrik heran. Denk an die Dauerbefehle. Die Fabrik ist die einzige Abholstelle. Wir können nicht zurück. Und in diesem Graben können wir auch nicht

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