Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
bleiben. Wir können nirgends anders hin als vorwärts.« Bilin starrte ihn wütend an, aber Pirius hielt seinem Blick stand. »Siehst du das nicht ein? Wir sind nicht die Ersten hier. Schau dich doch um. Willst du auch so sterben?«
    Der Junge senkte den Blick.
    Pirius wühlte in dem grausigen Haufen gefrorener Körperteile unter ihm. Nach kurzer Zeit förderte er ein Lasergewehr zutage. Er warf es weg und suchte weiter, bis er eine Sternzertrümmerer-Pistole fand; diese Gravitationswellen aussendende Handfeuerwaffe, im Grunde das Plagiat einer Xeelee-Waffe, war viel wirksamer. »Durchsucht die Toten«, blaffte er. »Wenn ihr keine Waffe habt, besorgt euch eine. Nehmt alles, was ihr sonst noch braucht: Wasser, Med-Umhänge.«
    Cohl machte sich mit großem Eifer an die Arbeit. Die Soldaten – bis gestern noch Kadetten, wie Pirius sich ins Gedächtnis rief – gingen widerwilliger zu Werke; sie hatten gelernt, den Tod zu akzeptieren, aber nichts in ihrer Erziehung hatte sie auf diese grausige Grabräuberei vorbereitet.
    Pirius überprüfte die Sternzertrümmerer-Waffe. Sie lag schwer und beruhigend in seiner Hand. Er hatte nur sehr wenig damit trainiert, aber man konnte kaum etwas falsch machen, denn sie war ein robustes Ding, für einfache Handhabung auf dem Schlachtfeld konzipiert. Er feuerte einen Probeschuss ab; pinkfarbenes Licht schlängelte sich heraus. Es gab keinen Rückstoß. Die Waffe verankerte sich in der Raumzeit, während sie quantenelektronisch verstärkte, gebündelte Gravitationswellen aussandte, die alles Stoffliche zerreißen würden.
    Ein paar Minuten später war jeder von ihnen gerüstet.
    »In Ordnung«, sagte Pirius. »Wenn ihr am Leben bleiben wollt, dann tut, was ich sage.«
    Er rechnete damit, dass Bilin ihn herausfordern würde, und wurde nicht enttäuscht. »Wer hat dich zum Boss ernannt, Versorgungskorps?«
    Sie lieferten sich einen Wettkampf der Blicke. Wieder blinzelte Bilin als Erster.
    Pirius warf eine grobe Skizze in den Staub an der Seite des Grabens. Sie zeigte die Xeelee-Stellung und dahinter die Fabrik, ihr Ziel. »Wir müssen die Stellung außer Gefecht setzen. Wir teilen uns in zwei Gruppen auf. Ich führe die eine. Cohl, du nimmst die andere. Wir gehen nach rechts, ihr nach links…« Sie würden abwechselnd vorrücken und einander jeweils Deckung geben. Dieses Routineverfahren war den Soldaten sehr vertraut; sie wussten, was sie zu tun hatten, und entspannten sich allmählich.
    Er ließ den Blick über ihre Gesichter schweifen, die im Licht des unablässigen Bombardements über ihnen wie rote Monde leuchteten. Jetzt, wo jemand ihnen wieder Befehle erteilte, wirkten sie beinahe zuversichtlich, dachte er. Aber Pirius konnte die gespannte Feder in seinem Innern nicht lösen, kein bisschen.
    Er teilte die sieben auf ihre beiden Gruppen auf. Cohl würde in ihrer Vierergruppe die Zwillinge mitnehmen, die er nicht trennen wollte. Pirius nahm den Unruhestifter Bilin und das schlanke, ernst dreinschauende Mädchen mit, das als Erste in den Graben gepurzelt war und bisher kein Wort gesagt hatte, soweit er sich erinnerte. Die beiden Teams rückten ein wenig voneinander ab.
    Pirius machte den Sternzertrümmerer bereit. »Es bringt uns nichts, noch länger zu warten. Wir gehen als Erste. Gebt uns fünf Sekunden Feuerschutz, dann seid ihr dran.«
    »Wir sehen uns in der Fähre«, sagte Cohl.
    Die Soldaten änderten ihre Positionen, bereit, sich wieder in Bewegung zu setzen. Ein Junge bewegte sich mit steifen Schritten und starrte offenkundig widerstrebend auf die Leichenschicht unter ihm.
    »Was ist los mit dir?«, bellte Pirius.
    »Ich will nicht auf ihre Gesichter treten.«
    »Kümmere dich nicht um ihre Gesichter!«, zwang Pirius sich zu brüllen. »Geh einfach los!«
    Der Junge reagierte mit ruckartiger Hast.
    Pirius hob die Hand. »Auf mein Kommando. Fünf, vier…«
    Cohls Leute streckten den Kopf über den Rand des Grabens und begannen zu feuern.
    »Drei, zwei.« Pirius schaltete seinen Trägheitsgürtel ab und gestattete sich einen tiefen Atemzug. »Eins.«
    Er stieß sich erneut aus dem Graben und in das von feurigen Strahlen durchzuckte Vakuum.
    Das stille Mädchen fiel, bevor es überhaupt aus dem Graben herausgekommen war. Ihr Visier schmolz, ihr Gesicht verkohlte. Er hatte nicht einmal ihren Namen gekannt. Aber ihm blieb keine Zeit zum Überlegen, keine Zeit, zurückzuschauen; er musste weiter.
     
    Fliegen, schweben, krabbeln, hundert Meter oder weniger. Feuern, wenn

Weitere Kostenlose Bücher