Sternenlaeufer
der Schriftrollen neu entdeckt, haben einige Menschen im Veresch schon immer gewusst.«
»Was wisst Ihr denn von den Rollen?«, fragte er.
Sie warf ihm ein leises Lächeln zu. »Ihr solltet mich nicht unterbrechen. Aber egal. Mein Großvater war voller Verzweiflung, weil ich die alten Familiengeschichten nie glauben wollte. Aber dieser Frühling hat mich gelehrt, dass sie wahr sind. Wie sonst hätte Andry einen Diarmadhi schlagen können, wenn er es nicht aus den Schriftrollen gelernt hätte? Oh, es wird nicht offen erklärt. Man muss so listig sein wie Lady Merisel, um die Methode zu erkennen.«
Riyan starrte sie an. »Woher wisst Ihr das alles?«
»Ich habe die Geschichten meines Großvaters vielleicht nicht geglaubt, aber ich habe zugehört.«
»Lord Garic«, sagte er plötzlich. »Er heißt genauso wie Lady Merisels Gemahl.«
»Ein häufiger Name im Veresch«, bemerkte sie. »Er hat mir auch erzählt, dass die Zeremonie der Ringübergabe recht einfach, aber wirkungsvoll ist. Das Gold, das ihr Faradh’im verwendet, ist mit Macht erfüllt. Es wird erzählt, Lady Merisel hätte eine ganze Mine in Kierst abgebaut und das Gold zu sich in die Schule der Göttin bringen lassen, wo es mit Macht erfüllt wurde. Lord Garic und Lord Rosseyn halfen ihr, so lange sie konnten, aber nicht einmal sie hatten die Kraft, fünf Tage lang durchzuhalten. Sie war mächtiger, als irgendeiner von uns es sich vorstellen kann. Ringe aus diesem besonderen Gold werden einem Lichtläufer ziemlich beiläufig verliehen, wenn ich auch gehört habe, dass Lord Andry heute eine größere Zeremonie daraus macht. Aber das ist unwichtig. Der Zauber ist bereits im Gold. Das ist Lady Merisels Geschenk an die Lichtläufer. Es warnt sie, wenn Zauberei in der Nähe ausgeübt wird, allerdings nur, wenn sie selbst Zaubererblut besitzen.«
»Ich verstehe das nicht. Warum sollte sie das tun, wenn sie ihr Leben damit verbracht hat, gegen die Diarmadh’im zu kämpfen? Natürlich ist die Kraft in den Ringen für diejenigen eine Falle, die versuchen, sich als Lichtläufer auszugeben.«
»Sagt mir, Herr, macht die Tatsache, dass Ihr Diarmadhi -Blut in den Adern habt, Euch unweigerlich schlecht?«
»Es gibt eine Menge Menschen, die genau dasselbe fragen werden«, erwiderte er verbittert.
»Die einzige Antwort, die zählt, ist Eure.« Sie blieb stehen und schaute in seine Augen auf, und ihre eigenen waren sonderbar eindringlich.
»Meine Antwort lautet: Nein, natürlich macht es das nicht! Ich verstehe auch Euren Standpunkt, Herrin. Der Charakter entscheidet darüber, wie Macht eingesetzt wird, nicht die Quelle, aus der diese Macht kommt.«
»Aha.« Sie seufzte leise und setzte ihren Weg zur Grotte fort.
»Seid Ihr denn nicht meiner Meinung?«, fragte er verwirrt.
»Aber natürlich. Aber wie viel einfacher wäre es doch, wenn man sagen könnte: ›Hier ist ein Faradhi, und der handelt immer gut und richtig, und dort haben wir einen Diarmadhi, der das nicht kann.‹ Die Menschen hätten es so sicher lieber.«
»Andry auf jeden Fall«, überlegte er. »Er wagt nicht, mich anzurühren, aber ich hatte immer das Gefühl, dass jeder andere gut daran tut, es vor ihm zu verbergen.« Ruala nickte traurig. Riyan zog einen Zweig von Sioneds Weide beiseite und sagte: »Dann wurde dies Brennen also als Warnung in die Goldringe eingearbeitet. Wartet einen Moment – die Silberringe brennen auch.«
»Aber nicht so sehr. Ursprünglich waren alle Lichtläuferringe aus Gold. Vielleicht haben sie einige gegen silberne ausgetauscht, als der Vorrat zu schrumpfen begann, und haben nur ein wenig von dem verzauberten Gold hineingemischt. Das wäre vernünftig, aber ich weiß es wirklich nicht so genau.« Sie blickte auf. »Warum, glaubt Ihr, werden die Ringe einer Herrin oder eines Herrn der Schule der Göttin nach seinem Tod immer eingeschmolzen, um daraus die Ringe des Nachfolgers anzufertigen?«
»Ihr wisst eine Menge dafür, dass Ihr so isoliert gelebt habt«, war sein wachsamer Kommentar.
Sie ignorierte seine deutliche Anspielung. »Nicht dass es für Lord Andry eine Bedeutung hat, dass er neue Ringe anfertigen ließ. Das Gold und das Silber sind dieselben. Und er ist nicht vom Alten Blut. Aber wenn das spezielle Gold erst einmal verbraucht ist …«
Riyan erkannte, dass er grob werden musste. »Warum hat Euer Großvater nichts gesagt und es niemandem erzählt?«
»Die Zauberer haben durch Generationen hindurch niemanden bedroht. Aber sie zeigen sich wieder, und
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