Sternenlaeufer
Ranges!«
»›Geholfen‹?« Marron grinste ihn an. »Das ist eine Sache der Interpretation. Es gibt nichts, wonach Ihr mich verhaften oder festhalten könnt. Und meine Herausforderung habt Ihr noch immer nicht angenommen.«
Riyan ging um den Tisch der Hohen herum. Er war noch immer bleich und rieb sich die Finger. »Ich nehme sie für Prinz Pol an. Die Göttin verbietet es, dass er sich an dir die Hände beschmutzt.«
»Ich nehme das nicht an! Ich fordere Pol heraus, nicht Euch!«
»Und ich sage, Feruche ist mein, und ich bin es, mit dem du kämpfen wirst!«, brüllte Riyan. »Mit dem Schwert, du Bastard eines Prinzen, oder mit Zauberkunststücken?«
»Keines davon«, erklärte Andry. »Dieser Mann hat zugegeben, dass er meinen Bruder ermordet hat. Sein Tod ist mein.«
Marron wirbelte zu ihm herum. Plötzlich war er auf der Hut. Im nächsten Augenblick stöhnte Riyan auf und brach zusammen, seine Hände krümmten sich zu Klauen, als Marrons Zauber aufflammte. Ehe noch irgendjemand einen weiteren Atemzug tun konnte, wurde Marrons Körper von Feuer umgeben. Es leuchtete so intensiv golden und rot, dass Nialdan und Oclel aufschrien und ihre Gesichter bedeckten. Aber die Verteidigung kam zu spät. Andry breitete seine Arme weit aus und rief noch mehr Feuer herab. Als es verging, befand sich nur der Gestank von verkohltem Fleisch und ein Mitleid erregendes Häufchen geschwärzter Knochen auf den Fliesen.
»Irgendwie wusste er über die Ringe Bescheid und darüber, was sie anzeigen«, sagte Riyan.
Ruala nickte. »Obwohl ich ihn nur kurze Zeit kenne, habe ich gelernt, dass man Lord Andry besser nicht unterschätzt.«
Sie wanderten zusammen durch die Gärten hinter dem Schloss, wo Prinzessin Milars Springbrunnen höher und kräftiger sprudelte denn je, nachdem es in diesem Frühjahr eine Fülle von Wasser gegeben hatte. Der kleine Bach, der sich durch das saftige grüne Gras und die Blumen wand, war im Winter über die Ufer getreten, und selbst jetzt blieb er kaum in seinem Bett. Feuerschalen leuchteten an den Wegen und auf der kleinen Brücke, die sich über den Bach spannte. Die Sterne waren heute Nacht hell genug, um bis auf die Grotte alles rundherum zu erhellen, und genau zu diesem Ort lenkte Riyan jetzt ihre Schritte.
Sie war es gewesen, die zu ihm gekommen war. Nachdem Rohan, der verblüfft aussah und auch, als wäre ihm übel, alle aus der Großen Halle schickte, hatte Riyan die Kühle des Brunnens gesucht. Es war nur noch die Erinnerung, die an seinen Fingern brannte, aber diese Erinnerung reichte aus, dass er seine elend zittrigen Finger ins Wasser tauchen musste. Ruala hatte ihn dort gefunden.
Jetzt blieb sie an der kleinen Brücke stehen und schaute zu den Sternen empor. »Es war tapfer, dass Ihr Marrons Herausforderung annehmen wolltet.«
Riyan zuckte mit den Schultern. »Ich war furchtbar wütend. Ich wusste gar nicht so recht, was ich sagte.«
Ruala lächelte ihm zu. »O doch. Euch habe ich nämlich auch kennengelernt, seit wir uns in Elktrap begegnet sind.«
»Und mache ich Euch ebenso viele Sorgen wie Andry?«, fragte er. Er wollte sie herausfordern, mit ihm zu flirten.
Sie war nicht in der Stimmung dazu. Ihr Blick wurde ernst, als sie sagte: »Er ändert alles. Alle Traditionen der Schule der Göttin. Ich weiß nicht, warum überhaupt jemand überrascht war, als er Marron mit seinen Gaben getötet hat. Ich habe das erwartet.«
»Das hätte ich auch tun sollen, nehme ich an. Aber meine Ausbildung als Lichtläufer ist so stark, und keiner von uns kann das auch nur in Erwägung ziehen, selbst wenn wir bedroht werden. Und ich habe wirklich nicht gedacht, wisst Ihr. Meine Ringe hatten sich in Feuer verwandelt. Ich frage mich immer noch, warum das passiert ist.«
Ruala zögerte. »Wenn Ihr versprecht, mich nicht zu unterbrechen, kann ich es Euch erklären.«
Er musterte lange ihr Gesicht, die dunkelgrünen Augen, die im Schatten schwarz waren, die kräftigen Linien von Nase und Wange und Kiefer, die das Sternenlicht weich umspielte. Er nahm ihren Arm und ging schweigend mit ihr den Pfad hinab.
»Meine Familie ist sehr alt und hat sehr isoliert gelebt«, fing sie an. »Im Veresch reichen die Erinnerungen weit zurück. Das Bergvolk benutzt immer noch am liebsten seinen Dialekt aus der alten Sprache. Ich spreche ihn selbst ein bisschen, das muss man, wenn man mit ihnen umgehen will. Und manchmal handeln sie auf die alte Art, als gäbe es keine neue. Dinge, die ihr Lichtläufer jetzt mit Hilfe
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