Sternenlaeufer
waren etwas, woran er sich würde gewöhnen müssen.
Pol fing an, mit klarer, bewundernswert tragender Stimme zu sprechen. Selbst am anderen Ende der riesigen Halle hörte Marron jedes Wort.
»Der Tod meines lieben Verwandten, Lord Sorin von Feruche, hat eine Lücke in unser aller Herzen hinterlassen. Er war alles, was ein Mann sein sollte, und mehr. Er liebte die Wüste und ihre Menschen.«
Marron lächelte vor sich hin. Sei versichert, dass auch ich dein Prinzentum schätzen und lieben werde, Sternengeborener, wenn es erst mein ist .
»Aber vor allem liebte Sorin das wunderbare Schloss, das er geschaffen hat. Feruche ist Teil von ihm, von den Grundmauern bis hinauf zu den höchsten Türmen. Jeder einzelne Stein wurde von ihm geplant und bewusst gesetzt. Es ist Sorins Schloss und wird es immer sein.«
Mein wird es sein, und alles andere dazu!
»Sein Verlust wiegt schwer – für seine Familie, seine Freunde, für uns alle. Es bedeutet Kummer für mich, Feruche weitergeben zu müssen. Ich hatte gehofft, Sorin würde es seinem ältesten Sohn übergeben können. Aber ich glaube, er würde wünschen, dass sein wunderschönes Schloss von einem Mann regiert wird, der sein enger Freund war und der aus Feruche machen wird, was Sorin selbst daraus gemacht haben würde. Voller Zuversicht übergebe ich es jetzt – Lord Riyan von Skybowl.«
Das Blut dröhnte in Marrons Ohren, und er bebte vor Wut. Es war Pol, den er wegen des Besitzes von Feruche fordern wollte, nicht irgendein niedrig geborener Lichtläufer ohne einen Tropfen Prinzenblut in den Adern. Pol musste Feruche besitzen, nachdem Sorin tot war. Wie konnte er das wagen? Er konnte es nicht einfach fortgeben und damit Marrons Chance ruinieren, Ruval zu hintergehen und alles für sich selbst zu gewinnen.
»Nein!«
Sein Schrei wurde von dem Beifall übertönt, als alle Riyans Namen riefen und ihre Gläser erhoben. Aber einen Augenblick später kreischte eine Frau voll Entsetzen auf. Marrons Wut hatte den Zauber überlagert. Als er zum Tisch der Hohen marschierte, verblassten sein zweites Gesicht und seine zweite Gestalt.
Der Schrei am Ende der Großen Halle fand sein hysterisches Echo am Tisch der Hohen. Meiglans Gesicht war eine Maske des Entsetzens, ihre Augen wurden schwarz, ihre Haut totenbleich. In ihrem durchdringenden Schrei ging das Klirren von Kristall und das leise Stöhnen fast unter, das Riyan von sich gab, als er sein Glas fallen ließ und sich mit zitternden Fäusten an die Brust griff.
Eine alte Frau rannte zu Meiglan hinüber und zerrte sie aus dem Raum. Rohan sah das aus dem Augenwinkel und war dankbar, dass jemand so vernünftig war, das Mädchen fortzubringen, ehe es mit seinem Geschrei den ganzen Saal ansteckte. Er zwang sich dazu, aufrecht und still stehen zu bleiben, obwohl die Bruchstücke von Lichtläufererbe in ihm zuckten. Er reagierte genauso auf Riyans Qual, wie Sioned an seiner Seite bebte. Er war der Hoheprinz; er konnte keine Reaktion zeigen, und schon gar nicht Schwäche.
Und erst recht keine Dummheit wie Andry, der noch jung genug war, so etwas zu tun. Er rief seinen Faradh’im den Befehl zu, den Mann zu ergreifen, dessen Züge sich veränderten und wechselten. Seine Züge befanden sich in einem Stadium des Übergangs zwischen einem Gesicht und einem anderen, während er offensichtlich darum kämpfte, wieder seine falsche Gestalt anzunehmen. Nialdan und Oclel rannten den Mittelgang hinab und gelangten auf Armeslänge an den Mann heran, ehe ein Kreis aus kaltem, weißem Feuer zu seiner Verteidigung aufflammte.
Rohan hätte Andry sagen können, dass das nicht funktionieren würde. Er blieb stumm, als die Lichtläufer zurückwichen. Der Feind hatte Kraft; Rohan hatte seit vielen Tagen etwas Ähnliches erwartet und war daher nicht so schockiert, wie er hätte sein können. Dennoch hatte keiner von ihnen je von diesem Vermögen der Diarmadhi -Macht gehört, von der Fähigkeit, Gesicht und Gestalt zu verändern. Keiner von ihnen wusste, wie man damit umging. Jetzt war vor allem Geduld erforderlich. Kraft war gezeigt worden; Rohan hoffte, dass das Warten Schwächen freilegen würde. Es gab nichts, was er sonst noch hätte tun können.
An seiner Schulter flüsterte Pol: »Es ist der jüngere Sohn von Ianthe. Ich erkenne das rote Haar. Und wo der eine ist, da ist der andere nicht weit.«
Rohan nickte. »Er muss sich ebenfalls unter Miyons Gefolge befinden. Die Suche muss Riyan durchführen. Lass ihn Morwenna mitnehmen. Sie sind die
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