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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Lady Merisels Weisheit erweist Euch sehr gute Dienste. Sie können ihren Zauber in der Nähe von Lichtläufern wie Euch nicht wirken, ohne sich selbst zu verraten, und ohne ihren Zauber sind sie relativ harmlos.«
    Sie erreichten den Wasserfall, der aus der verborgenen Quelle von moosbewachsenen Felsen herabrauschte. Dort blieben sie eine Weile still stehen und lauschten den Geräuschen der Nacht. Sie waren anders als in Skybowl. Dort floss das Wasser sanft, es tanzte und plätscherte nicht so wie hier. Die Sterne wurden von sanften Wellen widergespiegelt und schossen nicht hierhin und dorthin und verspotteten das Auge mit blitzenden, sprühenden Tropfen. In Feruche gab es überhaupt kein offenes Wasser, dachte Riyan plötzlich. Merkwürdig, dass er noch am Nachmittag so unwillig gewesen war, das Schloss von Pol zu erhalten, und schon am Abend bereit war, sein Leben dafür zu riskieren.
    »Ihr wisst eine Menge über die Diarmadh’im «, sagte er schließlich. »Und über die Lichtläufer. Ich würde Lord Garics Geschichten gerne einmal hören.«
    »Ihr seid in Elktrap jederzeit willkommen, Herr. Es würde meinen Großvater erfreuen, Euch wiederzusehen.«
    Riyan sah sie an. Er würde es riskieren; irgendwie musste er es riskieren. »Und würde es Euch auch freuen? Würdet Ihr mich willkommen heißen, Ruala?«
    Sie begegnete seinem Blick, ohne mit der Wimper zu zucken, und es schien, als würden alle Sterne ihr strahlendes Licht in ihren Augen konzentrieren.
    Als eine spielerische Brise Wasser wie eine Hand voll Diamanten auf sie warf, waren sie viel zu sehr damit beschäftigt, sich zu küssen, als dass sie es bemerkt hätten.
    Pol entließ Edrel, sobald er seine eigenen Gemächer betreten hatte, und ließ seine Kleider einfach zu Boden fallen. Nur mit der goldenen Gürtelschließe, die ihm überreicht worden war, als er zum Ritter erhoben wurde, ging er vorsichtig um. Rastlos und krank von den Vorkommnissen dieser Nacht ging er auf dem Teppich aus Fessenden-Wolle auf und ab und versuchte, in sich einen ruhenden Punkt zu finden.
    Er hatte sich außer Stande gefühlt, bei seiner Familie zu bleiben, als diese Andry angehört hatte. Er wusste, wie das Gespräch verlaufen würde. Andry würde nur wiederholen, was er gesagt hatte, als das Feuer und damit Marron erstorben war. »Er hat Sorin getötet. Er hat den Tod verdient.« Keine Lichtläuferethik, kein Gedanke an einen anständigen Rechtsprozess, kein Streit in der Welt würde Andry je überzeugen, dass er einen furchtbaren Fehler begangen hatte. Und unter der verzweifelten Wut, die die anderen teilten, wie er wusste, hatte Pol Angst.
    Er hätte es nicht ertragen, auch nur noch einen Augenblick länger in der Nähe seines Vaters zu bleiben. Deshalb hatte er unter dem Vorwand, den Rest von Miyons Gefolge suchen und einsperren zu müssen, Rialt begleitet, damit Riyan und Morwenna sie auf Zauberei untersuchen konnten. Aber Riyan war verschwunden. In Anbetracht des Zustandes seiner eigenen Nerven in dieser Nacht hatte Pol nicht das Herz, ihn aufzuspüren.
    Er bezweifelte ohnehin, dass vor dem nächsten Morgen noch irgendetwas passieren würde. Gründliches Nachdenken über die Brüder und über das, was Ruval an jenem Tag gesagt hatte, als Sorin starb, hatte Pol überzeugt, dass Marrons Tat unerwartet gekommen war. Er war offenbar kein Teil des meisterlichen Komplotts gewesen. Ruval war der ältere, und seine Herausforderung hätte er ernster nehmen müssen. Pol hatte darauf gewartet. Morgen, übermorgen oder noch einen Tag später – sie würde früh genug kommen. Aber nicht heute Nacht.
    Eine Brise war mit den aufgehenden Monden aufgekommen, und Pol trat an die Fenster, um die Kühle zu genießen. Die Wüste roch in diesem Jahr anders. Sie war reich getränkt mit Wasser und Blumenduft, und es herrschte nicht die übliche, reine Leblosigkeit, sondern es war fast wie in Drachenruh. Der Springbrunnen seiner Großmutter Milar erhob sich fast zweimal so hoch wie normal, nachdem der Zustrom aus der verborgenen Quelle zugenommen hatte. Als Pol hinabsah, beschloss er, einen langen Spaziergang im Garten zu machen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Er sah einen Mann und eine Frau Händchen haltend aus der Grotte kommen. Die Freude darüber, dass es Riyan und Ruala waren, die da wieder stehen blieben, um sich zu küssen, war eine willkommene Ablenkung von dem unangenehmen Aufruhr in seinem Innern.
    Aber das war doch nicht Ablenkung genug. Er wandte sich von den Fenstern ab,

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