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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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ging quer durch das Schlafzimmer und spürte weichen Teppich und dann kühlen Stein unter seinen bloßen Füßen, als er immer wieder im Kreis ging. Auch seine Gedanken drehten sich im Kreis: Andry, Marron, Ruval, die tote Lichtläuferin in Gilad, Miyon, Drachen, Meiglan – vor allem Meiglan.
    Sie bot genau die Ablenkung, die ihr Vater beabsichtigt hatte. Pol stieß einen Fluch aus, aber ob sich der gegen Miyon oder gegen ihn selber richtete, war ihm nicht klar. Er hatte geplant, alle anderen davon zu überzeugen, dass er sich in das Mädchen verliebt hatte. Aber inzwischen fing er an zu glauben, dass er sich in seiner eigenen Falle gefangen hatte.
    Sie könnte bald wieder fort sein, und die Versuchung mit ihr. Beim Rialla in diesem Sommer würde er sicher eine Frau finden, die mehr seinem Geschmack entsprach. Älter, selbstbewusster und fähig, die Höchste Prinzessin zu sein. Schön natürlich, aber auch klug. Jemand wie Sionell.
    Und doch … Er konnte sich keine größere Schönheit vorstellen als Meiglan, wenn sie an ihrer Fenath stand, sich graziös vor und zurück bewegte, während sie ihren Saiten magische Töne entlockte.
    Genau, wie ihr Vater es beabsichtigt hatte.
    Pol schlüpfte aus seiner Hose und Unterwäsche und warf sich aufs Bett. Kluges Prinzchen, schalt er sich selbst. Er sollte an die Herausforderung denken, die Ruval gewiss an einem der nächsten Tage für ihn bereithalten würde. Stattdessen erfüllte er ihren Plan und machte sich Gedanken wegen Meggie. Da, er hatte ihr sogar ihren Kosenamen gegeben. Mit einem einzigen Gedanken löschte er die Kerzen und schloss entschieden die Augen. Weder für ihn selbst noch für irgendjemanden sonst würde es gut sein, wenn er nicht etwas Schlaf bekam. Er brauchte morgen einen klaren Kopf.
    Doch da war auf einmal das Rascheln von Spitze und Seide in der Dunkelheit, kaum hörbar über dem Plätschern des Brunnens unten, und auch ein schwacher Duft, den er sofort erkannte. Er setzte sich im Bett auf, zog hastig die Laken um seinen nackten Körper und hörte, wie sie den Atem anhielt.
    »Nein – bitte, Herr – kein Licht!«
    »Meiglan? Was machst du hier?«
    »Ich … ich habe dafür gesorgt, dass sie mich hereinlassen«, hauchte sie und glitt näher ans Bett. Ein schlanker Schatten, nur eine Andeutung im Mondschein.
    »Sie erzählten mir, Ihr würdet schlafen. Gewiss solltet Ihr …« Er konnte kaum glauben, dass ihre Frauen sie aus ihrem Schlafgemach herausließen, geschweige denn in seines hinein.
    »Ich musste Euch sehen! Ich musste in Eurer Nähe sein! Ich habe solche Angst, Herr, es war alles so schrecklich, dieser ganze Tag …«
    »Nun ist ja alles gut, Meiglan. Kein Grund zur Sorge.«
    »Hier wirklich nicht«, sagte sie leise. »Ich fühle mich sicher bei Euch.«
    Pol holte zitternd Luft. Obwohl er wusste, dass er das nicht tun sollte und dass ein intensiver Blick auf sie gefährlich sein würde, setzte er dennoch die Kerze neben dem Bett mit einer Geste in Brand. Ihr ganzer Körper bebte, und automatisch griff er nach ihrer Hand. Sie lag klein und kühl in seiner Handfläche. Und er hatte Recht gehabt; die Kerze war ein Fehler. Sie trug ein Nachtkleid mit einer hellen, seidenen Robe darüber und dunkle Spitze über dem Haar. Sie bewegte den Kopf, und der Schleier glitt zu Boden. Ihre goldenen Locken schienen ein ganz eigenes Leuchten zu besitzen, und ihr Duft war berauschend. Sie trat einen Schritt näher, und ihm schwindelte.
    »In Tiglath seid Ihr zu mir gekommen«, flüsterte sie zitternd. »Von der Göttin in einem Traum gesandt. Ich wusste es nicht, bis ich hierherkam. Aber Ihr wart es, bis hin zu Euren Ringen.« Sie deutete auf den Mondstein, der einst Lady Andrade gehört hatte, und auf den Amethyst der Prinzenmark. »Ihr seid ein Faradhi, Herr. Sagt mir, was dieser Traum bedeutet. Bitte.«
    »Ich … ich weiß nicht.« Er räusperte sich und ließ ihre Hand los. Sie musste ein Traum sein. Das alles war doch nicht möglich. Er fühlte sich sonderbar, ganz leicht im Kopf, und sein ganzer Körper bebte, aber nicht vor dem gewohnten Verlangen. »Meiglan …«
    »Lasst mich eine Weile bleiben«, bat sie. »Bis ich nicht mehr solche Angst habe.«
    Pol nickte, und sie setzte sich ans Fußende seines Bettes – außerhalb seiner Reichweite, wofür er dankbar war. Göttin, sie war die Verkörperung von Magie im Kerzenlicht, bestand nur aus goldenem Haar und dunklen Augen und wolkenheller Haut. Das musste sie doch wissen. Warum sonst sollte sie hier

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