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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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tapfer, aber vergebens gegen seine Reaktion auf das Überqueren von Wasser gewehrt. Ostvel hatte eine schwache Erinnerung daran, dass er den Kopf seines Freundes über den Rand des Bootes gehalten hatte, als Donato sich übergab und dann stöhnend und unglücklich zusammenbrach. Die rasche Strömung des Faolain hatte sie schneller flussabwärts gebracht, als Ostvel errechnet hatte, und sie hätten die Anlegestelle beinahe verpasst. Aber die Zeit, die sie gewonnen hatten, ging wieder verloren bei dem Bemühen, Donato so weit zu bringen, dass er auf einem Pferd sitzen konnte. Zum Schluss hatten sie ihn bis Mittag mit einem der anderen reiten lassen, wodurch sie noch langsamer gewesen waren. Aber dann hatte er erklärt, er wäre fähig, die Zügel zu halten anstatt sich bloß an Jofras Gürtel festzuklammern. Und seitdem waren sie geritten und hatten nur Pausen eingelegt, um ein wenig zu essen, sich kurz auszuruhen und frische Pferde zu satteln.
    Diese waren schwerer zu bekommen, als Ostvel erwartet hatte. Obwohl er Herr der Felsenburg und ehemaliger Regent der Prinzenmark war und jedes Pferd bekommen konnte, das er sich aussuchte, wusste er doch, dass er bessere Tiere nur gegen Geld erhalten würde. Beim ersten Wechsel hatte er Glück gehabt, denn der niedrige Athri , zu dessen Besitz die Anlegestelle gehörte, hatte einen Blick für gute Tiere. Aber die Inspektion der Stallungen eines anderen Besitzes am nächsten Tag hatte nichts zu Tage gefördert, was sich hätte reiten lassen, und schon gar nicht hätte man ein Prinzentum dafür riskieren können.
    An diesem Nachmittag hatte er wieder Glück gehabt. Er hatte vier kräftige Ponys gefunden, die für seinen Plan der Annäherung an Drachenruh perfekt geeignet waren. Der Großteil seines Geldes war nötig gewesen, um sie zu bekommen, denn ihr Besitzer war einem Mann gegenüber, von dem er noch nie gehört hatte, natürlich misstrauisch gewesen. Aber Ostvel hatte nicht zugelassen, dass Jofra den Mann mit Hilfe seines Schwertes überzeugte. Schon gar nicht, nachdem sie den Bericht bekommen hatten, dass viele Pferde und Soldaten erst in der vergangenen Nacht auf genau demselben Weg gesehen worden waren.
    »Dann sind wir nicht allzu weit hinter ihnen«, hatte Ostvel geseufzt, als sie weiterritten. »Sie werden wohl bei Einbruch der Dunkelheit dort anlangen. Und wir auch.«
    Sie konnten nicht auf dem üblichen Weg ins Tal einreiten. Sie mussten die Hügel hinaufreiten und sich von Westen nähern. Und nun, um Mitternacht, als Ostvel abgestumpft vor Müdigkeit und kaum noch bei Bewusstsein war, zügelte er ganz plötzlich sein Pferd, als er den Palast unter sich sah.
    »Alles ruhig«, murmelte Jofra. »Sollen wir hinunterreiten und sie warnen, Herr?«
    Ostvel rieb sich die pochenden Schläfen und leerte den Wasserschlauch über seinem Kopf, um wach zu werden. Der Schock durch das kalte Wasser ließ ihn schaudern. Aber trotzdem wurde sein Kopf nicht ganz klar. Jetzt, da sein Ziel erst mal erreicht war, gingen seine Gedanken wieder durcheinander. Das Gehölz auf dem Hügel schützte vor der kühlen Brise, aber die Dunkelheit schien dicht und bedrohlich.
    »Es ist zu ruhig«, sagte Chandar stirnrunzelnd.
    »Donato? Donato!«
    Der Lichtläufer fuhr in seinem Sattel hoch und murmelte etwas. Er sah noch schlimmer aus, als Ostvel sich fühlte.
    »Wach auf, Mann. Erzähl uns, was du da unten siehst.«
    »Was? Oh! Ja!« Er schwang sich vom Pferd und stöhnte leise, als ein Gelenk knackte. »Glorreiche Göttin! Auf diesem Pferd zu sitzen, das ist ungefähr so wie eine Segelpartie bei Sturm.«
    »Woher willst du das wissen, Lichtläufer?« Ostvel lächelte schwach. »Erzähl mir, was da unten vorgeht, oder ich bringe dich auf demselben Weg zur Felsenburg zurück, auf dem wir sie verlassen haben.«
    Donato warf ihm einen düsteren Blick zu. »Wenn du das tust, kotze ich auf dich, glaub mir.« Er ging vorsichtig auf den Mondschein am Rand der Bäume zu.
    »Herr?«, fragte Chandar. »Hat überhaupt irgendjemand schon mal daran gedacht, dass Drachenruh verteidigt werden muss?« Ostvel hatte geholfen, den Palast zu planen. Vertraute Gedanken kehrten so leicht zurück, dass er sich seiner Geistesschärfe schnell wieder sicher war, und er schliff sie bewusst an wohl bekannten Ideen. »Die Lage ist die beste Verteidigung für das Schloss. Das Tal verengt sich gen Süden. Nur dort gibt es die einzige Möglichkeit für eine Armee, sich zu nähern. Dort können vier Pferde nebeneinander reiten,

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