Sternenlaeufer
Prinzen in meinem Haushalt aufzuziehen.«
»Ich hätte um nichts in der Welt darauf verzichten mögen. Ich würde nur wirklich gern wissen, was Ihr diesmal vorhabt.« Der Knappe entfernte sich durch die Haupttür, um den Befehl zur Durchsuchungsaktion zu erteilen.
Rohan setzte sich auf die Bank in der Nische. Er fand es immer noch angenehm, einfach nur zu warten und die anderen so unruhig werden zu lassen, wie sie wollten. Pol wollte, dass er handelte. Nun ja, man hatte ihm niemals nachsagen können, dass er zauderte, wenn er sich erst einmal zu etwas entschlossen hatte. Er hoffte, dass Pol eines Tages verstehen würde, dass ein Hoheprinz nur dann handeln sollte, wenn er dazu gezwungen wurde – dann aber rücksichtslos.
Die zehn Wachen kamen und durchquerten die Halle, ohne ihn zu bemerken. Myrdal humpelte ein Weilchen später herein. Das weiße Haar floss über ihren Rücken hinab, und der Stock mit dem Drachenkopf tappte ungeduldig über die Steine.
»Nun?«, schnappte sie. »Wo steckst du, Junge?«
Rohan löste sich aus den Schatten. »Hier. Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich deinen Schlaf gestört habe.«
Die alte Frau beäugte ihn misstrauisch, und ihren Blicken entging nichts an seiner schwarzen Kleidung, die durch einen Hauch Wüstenblau und goldene Stickerei hier und da aufgehellt wurde. »Gekleidet als Hoheprinz, wie ich sehe, während wir anderen im Nachtgewand rumstehen. Nicht sehr taktvoll, Rohan.«
»Ich habe es nicht mit taktvollen Menschen zu tun, Myrdal.«
»Zugegeben. Nun also, was willst du von mir?«
»Dein Wissen. Du kennst in Stronghold Plätze, von denen sonst niemand vermuten würde, dass da etwas sein könnte.«
»Und du glaubst, die Zauberer verbergen sich an einem davon? Hmmm. Du könntest Recht haben. Es ist ein sehr altes Schloss.«
»Du kennst es besser als ich. Und dabei gehört es mir.«
»Es wird wohl Zeit, dass ich dir davon erzähle«, gab sie zu. »Dein Urgroßvater, Prinz Zagroy, kannte alle Geheimnisse, aber er traute seinem Sohn nicht so recht. Deshalb hat er sein Wissen meiner Mutter anvertraut.«
»Seiner illegitimen Tochter«, bemerkte Rohan.
Myrdal grinste nur. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall hat meine Mutter ihr Wissen mit mir geteilt, und ich habe Maeta das meiste davon erzählt. Ich dachte, sie würde selbst eine Tochter oder einen Sohn bekommen, denen sie es weitergeben könnte. Aber wie es scheint, bin ich die Letzte.« Sie ließ ihre alten Knochen vorsichtig auf die dritte Stufe nieder und seufzte. »Einige der Geheimnisse kennst du. Kannst du mir sagen, was sie gemeinsam haben?«
»Sie funktionieren durch verborgene Auslöser, sie sind alle in Stein eingelassen, keiner in Holz und …« Er brach ab und starrte mit offenem Mund auf sie hinab.
Myrdal nickte. »Du hast noch nie viel darüber nachdenken müssen, was? Der Auslöser ist immer mit einem Stern oder einer Sonne gekennzeichnet.«
»Du hast mir fünf, nein sechs gezeigt. Zwei mit einem Stern, vier mit einer Sonne. Für Zauberer und Lichtläufer?«
»Denke mal darüber nach, wie oft diese Burg den Besitzer gewechselt hat«, schlug sie vor.
»Verdammt, ich habe keine Zeit für Spielereien!«
»Ungeduld war schon immer eine Schwäche von dir«, schalt sie. »Du hast dich in letzter Zeit allerdings bemerkenswert gut unter Kontrolle; jetzt ist nicht der Augenblick aufzugeben. Um deine Frage zu beantworten: Ja, es hat damit zu tun, wer das jeweilige Geheimversteck im Schloss einbauen ließ. Einige sind tödlich. Im Turm der Ewigen Flamme gibt es eine Tür, durch die man recht unsanft im Keller landet.«
»Das ist von der Bauweise her unmöglich«, erklärte er.
Sie lachte nur.
»Also gut«, grollte er. »Hatten die Lichtläufer auch so eine tödliche Neigung?«
»Im Allgemeinen nicht. Meine Mutter ließ die einzige Todesfalle, die von ihnen stammte, zumauern und das Symbol auf den Steinen auslöschen. Hat was mit einem mit Messern versehenen Boden zu tun.«
Gegen seinen Willen starrte er sie an. »Hier? In Stronghold?«
Sie zuckte nur mit den Achseln. »Du hast als Hoheprinz den Frieden bewahrt. Die Zeiten waren nicht immer so problemlos. Als die Diarmadh’im hier waren, suchten sie alles ab und lernten die Faradhi -Tricks . Die Lichtläufer machten es umgekehrt genauso, als sie das Schloss wieder einnahmen. So ging es ungefähr dreißig Jahre lang, und jedes Mal stellten sie sich gegenseitig Fallen.«
»In den Geschichtsbüchern wird das überhaupt nicht
Weitere Kostenlose Bücher