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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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ihn erkannt.«
    »Als was?«, fragte Pol, ohne sein Misstrauen verbergen zu können.
    »Ehe wir Castle Pine verließen, überraschte ich meinen Vater im Gespräch mit einem Fremden, während sich ein anderer Mann ihm näherte. Er war außer sich und sch-schickte mich fort.« Das Stocken in ihrer Stimme bei der Erinnerung daran, wie schlecht sie behandelt worden war, zerrte an Pols Herz. »Dieser Mann war einer der beiden. Ich … ich habe sein rotes Haar erkannt.«
    »Und als Ihr seine wahre Gestalt gesehen habt…« ermutigte Feylin sie.
    Meiglan schauderte. »Mein Verhalten tut mir leid. Aber ich … als ich wusste, wer er war, und als Mireva kam, um mich aus der Großen Halle zu führen …«
    »Sie hat dich bis unter die Augenbrauen mit Drogen abgefüllt, damit du nichts sagen kannst«, erklärte Feylin.
    »Es ist meine Schuld«, klagte Meiglan unglücklich. »Ich war die Ausrede und über mich bot sich die Gelegenheit, Zauberer in dieses Schloss zu schmuggeln.«
    Walvis ergriff ihre Hand. »Unsinn. Niemand kann Euch die Schuld daran geben.«
    Pol sah, wie sich die riesigen dunklen Augen mit Tränen der Dankbarkeit füllten. Aber sie weinte nicht. Er versuchte, vernünftig zu bleiben und über ihre Geschichte nachzudenken. Wenn alles so war, wie sie gesagt hatte, dann konnte sie letzte Nacht nicht in seinem Schlafgemach gewesen sein.
    Meiglans Gestalt vielleicht, aber nicht Meiglan. Mireva.
    Ihm wurde übel, als sich sein Magen zusammenkrampfte, und er sagte sich, dass es besser wäre, nicht zu lange darüber nachzudenken. Meiglan war es, die jetzt zählte. Sollte er ihr glauben? Misstrauen? Vertrauen?
    Was hatte sie jetzt zu verlieren? Jeder wusste jetzt, wer die Diarmadh’im waren. Es bestand keine Gefahr für sie, wenn sie jetzt ihre Geschichte erzählte. Er sah, wie sie mit dem Ärmel ihre Tränen trocknete, und diese kindliche Geste rief neue Schmerzen in seinem Herzen hervor. Konnte er es wagen, ihr zu glauben? Was, wenn es wirklich sie gewesen war letzte Nacht, nicht Mireva? Wenn dies nur eine weitere Lüge war, die von Zauberern und ihrem Vater geplant war?
    Aber sie hatte ihm soeben ihren Vater auf einem goldenen Tablett überreicht. Miyon war mit Marron und Ruval gesehen worden. Miyon hatte sie in seine Dienste gestellt. War sich Pol zuvor Miyons Mittäterschaft sicher gewesen, so hatte er jetzt einen Beweis.
    In gewisser Weise jedenfalls. Wenn er ihr glauben konnte.
    Sie blickte zu ihm auf und flehte um seine Vergebung und sein Verständnis. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, ohne zu wissen, ob er sie beschuldigen oder akzeptieren würde.
    »Verzeihung, Hoheit, aber der Hoheprinz befiehlt Euch zu sich in die Burg.«
    Pol wirbelte herum. Arlis’ Stimme und seine formelle Wortwahl überraschten ihn. »Was? Warum?«
    »Der Hoheprinz hat mir seine Gründe nicht mitgeteilt, Hoheit. Aber er hat sehr deutlich erklärt, dass Hoheit seiner Bitte unverzüglich nachkommen möchten.«
    Pol blickte in Meiglans dunkle, gequälte Augen. Entscheide dich. Auf die eine oder die andere Weise! Er sah, wie seine Finger liebevoll die Tränen von ihren Wangen entfernten. Ihre Lippen öffneten sich in ängstlichem Staunen über seine Berührung. Unfähig, auch nur diesen leichten Kontakt mit ihr zu ertragen, wandte er sich um und folgte Arlis die Stufen hinauf.

Kapitel 25
    Stronghold: Frühjahr, 34. Tag
    Sioned fühlte sich in Dunkelheit gehüllt und von der Sonne fortgesperrt wie damals in Ianthes Verlies. Es war, als sei sie dem Irrsinn ausgesetzt wie in jener längst vergangenen Zeit. Ihre Tränen hatten weder ihre Augen noch ihr Herz gereinigt; ihr war übel, ihre Augen pochten, und ihr ganzer Körper schmerzte. Sie wollte sich in ihr Schlafgemach schleppen und sich in der Dunkelheit zusammenkauern wie ein verwundetes Tier.
    Schweigend stand sie neben den geschlossenen Türen zur Großen Halle. Als Pol eintrat, geriet ihre Beherrschtheit vorübergehend ins Wanken. Die Kerzen enthüllten Schatten um Augen, die bereits vor Kummer matt waren. Dunkelheit lag um ihn, wo früher immer nur Licht gewesen war.
    Er sah sie und blickte hastig fort. Sioned starrte auf den Smaragd, der schwer auf ihrer Hand lastete. Sie erinnerte sich daran, wie sie ihn von Ianthes Finger abgezogen hatte. Sie hatte alles zurückgeholt, was ihr gehörte. Wie jung war sie damals gewesen, nur ein paar Jahre älter als Pol jetzt. Wie sicher ihrer selbst und ihrer Vision. Aber die Wunde an ihrer Schulter, die sie in Feuer und Wasser gesehen hatte,

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