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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Gaben habe und es nicht einmal versuchen darf.«
    »Ach ja, du bist uralt, nutzlos und kraft- und machtlos«, spottete sie. »Entschuldige bitte, wenn ich nicht deiner Meinung bin.«
    »Du kannst doch kaum etwas anderes sagen. Du bist sechs Winter älter als ich.« Er sank auf einen Stuhl und legte die Stirn in Falten. »Verdammt, wo steckt Arlis?«
    »Er hat nicht viel geschlafen. Du?«
    »Genug.«
    »Ich hätte wetten können, du würdest keinen Bissen essen können.«
    »Dass ich vor Hunger ohnmächtig werde, steht heute nicht auf dem Programm.«
    Sie beugte sich eifrig vor. »Dann hast du also Pläne. Erzähle.«
    Er seufzte. »Tobin, du bist meine Schwester, und ich habe dich von Herzen lieb. Ich ehre deine Meinung und deinen Verstand, und ich habe mich seit Jahren auf deinen Rat verlassen. Deine Ehe hat mir den besten Freund geschenkt, den ich habe. Du hast mich unterstützt, hast für mich geplant und mir dein Leben lang absolute Treue entgegengebracht.«
    »Und wenn ich jetzt nicht den Mund halte und von hier verschwinde, dann lässt du mich mit Gewalt entfernen.« Sie trat zu ihm und nahm sein Gesicht zwischen die Hände. »Wir sind nicht mehr so jung wie früher, das gebe ich zu. Aber ich finde, wir haben uns ganz gut gehalten, alles in allem. Ich liebe dich auch, kleiner Bruder. Mehr als das: Trotz meiner lästigen Fragen vertraue ich dir.« Sie küsste ihn zärtlich auf die Stirn. »Du bist mein Bruder und mein Prinz. Also tu, was du tun musst. Was immer es ist, es wird richtig sein.«
    Erschöpft schloss er die Augen unter ihrer Liebkosung. Nur ihr konnte er zeigen, wie mitgenommen er war. »Ich bin froh, dass wenigstens jemand so denkt.«
    »Wer dich kennt, kann gar nichts anderes denken.«
    Rohan blickte auf. »Aber du hast Recht, weißt du. Wir hätten die ganze schreckliche Sache verhindern können, wenn wir ihn ohne irgendwelche Rücksichten getötet hätten. Ich hätte Masul außerdem viel eher, Tage eher, töten sollen, als ich es endlich getan habe. Aber mir wurde diese Lage aufgezwungen, wo ich mich einfach wie ein Barbar verhalten musste, nicht wie ein zivilisierter Prinz. Und jetzt habe ich Pol in dieselbe Klemme gebracht.«
    »Die Umstände sind doch wohl kaum zivilisiert«, erinnerte sie ihn, und ihre Finger ruhten leicht auf seinen Schultern. »Was ist an Zauberei denn zivilisiert?«
    »Aber Pol muss noch immer zwischen den beiden wählen: Prinz zu sein oder ein Wilder.«
    »Er ist dein Sohn. Du und Sioned, ihr habt ihn erzogen. Lleyn und Chadric und Audrite haben sich um ihn gekümmert. Urival und Morwenna haben ihn ausgebildet. Du hast mir erzählt, du wärest dir seiner einfach sicher, weil du es sein musst. Ich sage dir, Rohan, du bist so sicher, weil er ist, wer er ist. Dein Glaube an ihn, das ist dein Glaube an dich selbst, und ich habe bei dir selten einen Mangel daran erlebt. Und falls du jetzt tatsächlich einmal Zweifel hast, dann vergiss bitte nicht, dass wir anderen die nicht haben.« Sie lächelte. »Erweise uns die Ehre, uns zu glauben, ja?«
    Er konnte nicht anders, er musste ihr Lächeln erwidern. »Jetzt weiß ich wieder, warum ich dir vor langer Zeit vergeben habe, dass du meine Kindheit so schrecklich gemacht hast.«
    »Schrecklich? Oh, du meinst so?«
    Rohan schrie auf, als sie sein Ohr verdrehte. »Hör auf damit! Ich nehme alles zurück! Du bist heute noch genau so ein Ungeheuer wie damals!«
    »Und du bist steif, eingebildet und langweilig geworden!« Sie attackierte seine Rippen, und im nächsten Augenblick rollten sie über den Boden, kitzelten einander und kicherten wie die Kinder, die sie schon seit vierzig Jahren nicht mehr waren.
    Wenn Arlis auch die königlichen Nachkommen mit offenem Mund anstarrte, weil sie sich benahmen, als hätten sie die Kinderstube noch nicht hinter sich gelassen, so tat Chay das nicht. Er warf einen Blick auf den Kampf und erklärte: »Sie werden offenbar alt – keiner von beiden kämpft noch so schmutzig wie früher.« Dann bedeutete er dem Knappen, er solle das Tablett auf einen Tisch stellen, und machte sich daran, sich Rohans Frühstück einzuverleiben. »Übrigens«, fuhr er fort, als das Paar die letzten Punkte verteilte, »falls es jemanden interessiert: Miyon packt.«
    Beide setzten sich auf und rangen nach Atem. »Was glaubt er eigentlich, wer er ist?«, wollte Tobin wissen, während Rohan rief: »Lass mir noch ein, zwei Krümel übrig, Chay!«
    Seine Schwester starrte ihn an. »Macht dir das keine Sorgen?«
    »Überhaupt

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