Sternenlaeufer
erinnerte ihn auf einmal stark an ihre Eltern. Das blitzende, feurige Temperament hatte sie von Milar und die wütenden, schwarzen Augen von Zehava. Als er ihr zuhörte, fragte er sich, was die beiden wohl von den gegenwärtigen Ereignissen gehalten hätten. Ganz zu schweigen von ein paar anderen Dingen, die er in seinem Leben getan hatte…
»… so klar, als hätte der Bastard neben mir gestanden!« Tobin kochte und marschierte vor dem Bett auf und ab.
»Warum hat es so lange gedauert, bis du hergekommen bist?«, unterbrach er sie.
»Ich hatte mit Hollis und Maarken zusammen damit zu tun, die Kinder daran zu hindern, hysterisch zu werden!«, brüllte sie. »Erst reißt du mitten in der Nacht alle aus ihren Betten, und dann erschreckt Ianthes Bastard die Kinder halb zu Tode!«
»Sind sie jetzt in Ordnung?« Rohan war schon halb aus dem Bett, um zu Chayla und Rohanon zu gehen, wenn es auch nichts gab, was er hätte tun können.
»Das wird sich zeigen, wenn sie aufwachen. Wir mussten ihnen ein Schlafmittel geben!« Tobin funkelte ihn an.
Rohan ließ sich seufzend wieder zurückfallen. »Hör mal, tu mir einen Gefallen und erzähl Pol nichts davon. Er würde wütend, und das würde ihm überhaupt nicht helfen.«
»Wütend? Ich werde dir zeigen, was Wut ist! Ich werde diesen Kerl kastrieren, der seine Herausforderung jedem Lichtläufer in der ganzen Burg entgegenschleudert! Ich …«
»Und jedem Lichtläufer sonst wo, auf den Sternenlicht fiel«, unterbrach Rohan sie.
Tobin stutzte. »Was?«
»Sioned bestätigte das heute Morgen bei Sonnenaufgang. Oder vielmehr hat sie Nachrichten von Donato aus Drachenruh und Meath aus Grayperl erhalten. Im Augenblick nimmt sie den Kontakt zu verschiedenen anderen Freunden auf. Ich vermute, am Himmel wird heute genau so viel los sein wie gestern Abend.«
Tobin setzte sich aufs Fußende des Bettes. »Und was willst du tun?«
»Das ist jetzt Pols Kampf, nicht meiner. Ich habe getan, was ich konnte.«
»Was du konntest?«, wiederholte sie ungläubig. »Du hättest Ruval ebenso finden können wie Mireva und …«
»Die Chance, Ianthes Söhne heimlich zu töten, liegt Jahre zurück. In der Zeit, bevor irgendwer von ihrer Existenz wusste. Hollis hat einen von ihnen erledigt, Andry den zweiten. Der dritte gehört Pol.«
»Und wenn er verliert?«
»Das wird er nicht.«
»Du bist dir deiner selbst sehr sicher!«
»Nein, ich bin seiner sicher.« Rohan fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Ich muss es sein. Ich war genau da, wo sich Mireva versteckt hielt, und ich hatte Recht, was Ruvals Mittel zur Flucht anging. Sein Pferd mit dem Sattel und Zaumzeug aus Stronghold kam kurz vor Tagesanbruch zurück und einer unserer Wächter wurde in einem Nebenraum der Stallungen gefesselt aufgefunden. Ich habe in fast allem Recht gehabt, und ich habe auch Recht, was Pol angeht. Ich muss Recht haben«, wiederholte er.
»Niemand hat je daran gezweifelt, dass du schlau bist«, fuhr sie ihn an. »Und ich zweifle auch nicht an Pol. Aber Ruval ist eine völlig andere Gefahr als dieser Thronbewerber vor neun Jahren.«
»Da bin ich anderer Ansicht. Die Drohung gilt nicht allein der Prinzenmark. Masul hat das versucht. Er hat gedacht, wenn er bei dem Rialla auftaucht, würde er automatisch als Roelstras wahrer Erbe anerkannt werden. Ich sehe jetzt, dass Alasen Recht hatte, dass dies den ersten Schritt der Diarmadh’im zurück zur Macht bedeutete. Masul hat das nie gewusst. Wenn er gewonnen hätte, hätte Ruval ihn getötet und die Prinzenmark übernommen, nachdem er sich als Ianthes Sohn zu erkennen gegeben hätte. Aber wir können nicht nur in Land und Schlössern denken. Sieh dir nur die Art an, wie Ruval es gemacht hat, Tobin. Wie viele Lichtläufer haben letzte Nacht die Forderung gehört? Seinen Anspruch auf die Prinzenmark? Einhundert? Zweihundert? Pol ist der nächste Hoheprinz, aber er ist auch ein Lichtläufer. Wenn man ihn tötet, gewinnt man seine Länder und übernimmt seine Stellung, und dann haben die Diarmadh’im eine Machtposition, von der aus sie gegen Andry und alle anderen Lichtläufer arbeiten können.«
Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Und mein ehrenwerter Narr von einem Bruder hat das Gefühl, er müsste sich kopfüber in diese Herausforderung stürzen anstatt den Hurensohn auf der Stelle zu töten, wie er es tun sollte.«
»Wenn ich ihn gestern Abend gefunden hätte, dann hätte ich ihn vielleicht getötet – oder hätte Pol das tun lassen. Obwohl ich glaube,
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