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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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mitnehmt.«
    Der Mann wand sich jetzt förmlich, hatte aber Verstand genug, nicht auf ihre Verdächtigungen einzugehen. Sie hatte nichts anderes erwartet; er hätte nicht einen so wichtigen Rang in Miyons Wache bekleidet, wenn er vollkommen dumm gewesen wäre. Aber ebenso wenig, so stellte sie interessiert fest, war er willens, seinem Prinzen die Verantwortung dafür abzunehmen, dass er die beiden angeheuert hatte. Er sagte: »Es ist eine große Erleichterung, Hoheit, dass wir nicht länger verdächtigt werden.«
    »Natürlich. Trotzdem wäre es interessant zu wissen, wie es ihnen gelungen ist.« Sie ließ ihn einen Moment an seiner Antwort schwitzen, ehe sie fortfuhr: »Nehmt Euch heute genug Zeit zur Erfrischung. Wie so oft in der Wüste täuscht einen die Hitze oft.«
    »Habt Dank, Hoheit.« Er verneigte sich. Sioned lächelte. Sie war noch nicht außer Hörweite, als er hörbar einen tiefen Seufzer der Erleichterung ausstieß.
    Mit Miyon würde sie kein so leichtes Spiel haben, das wusste sie. Wenn sie Glück hatte, dann würde er einen Wink verstehen und ohne direkten Befehl des Hoheprinzen in Stronghold bleiben. Sie betrat die Eingangshalle und hoffte, dass kein Streit nötig werden würde.
    Aber der war bereits ohne sie ausgebrochen, und das auf eine Art und Weise, die Sioned nie für möglich gehalten hätte. Meiglan lehnte oben an der Treppe, und zum ersten Mal in ihrem Leben stand sie ihrem Vater aktiv, starrsinnig, und äußerst trotzig gegenüber.
    »Was soll das heißen: ›Nein‹?« Miyons Ton verriet eher Unglauben als Wut.
    »Es tut mir leid, Vater, aber ich möchte Stronghold nicht verlassen.«
    »Was du möchtest ist noch unbedeutender als das kleinste Sandkorn in der Wüste! Deine Sachen sind gepackt und bereit!« Er wies auf die Diener, die unter dem Gewicht von Truhen und Taschen schwankten. »Du wirst jetzt auf dein Pferd steigen und …«
    »Nein, das werde ich nicht.«
    Sioned blinzelte fast ebenso erstaunt wie Miyon. Aber sie war gezwungen, Meiglans Taktik grollend zu bewundern; vielleicht war das Mädchen nicht ganz so dumm, wie es den Anschein hatte. Vielleicht war sie sogar überhaupt nicht dumm. Zeit und Ort ihres Trotzes waren hübsch geplant. Sie war offensichtlich brav mitgekommen. Bis sie ein Publikum hatte. Sioned hatte es immer für schlechten Geschmack und noch schlechtere Politik gehalten, einen privaten Streit öffentlich auszutragen, obwohl sie Menschen kannte, die überall stritten, wo es ihnen gerade einfiel. Und die machten das in einer Art, die sie für vornehmes, aristokratisches Erhabensein über die Meinung anderer hielten. Aber Meiglan brauchte Zeugen, vor allem den Abgesandten eines anderen Prinzen. Lord Barig stand auf dem Treppenabsatz in der oberen Halle und starrte ohne jede Hemmung nach unten, als Miyon die Stimme hob.
    »Wie kannst du es wagen, du kleine Hure!«
    Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper. Sioneds Brauen schossen empor. Vielleicht hatte das Beisammensein mit Frauen, die ohne Furcht vor ihren Männern sagten und taten, was sie für richtig hielten, Meiglan den Rücken gestärkt.
    »Ihre Hoheit, die Höchste Prinzessin, hat mir gesagt, ich könnte bleiben, so lange ich es möchte«, erklärte Meiglan. »Und ich will nicht abreisen.«
    »Du willst nicht …?«, echote Miyon schockiert.
    »Was hat denn all dieser Lärm zu bedeuten?«
    Sanft und unschuldig mischte sich Tallain ein, der gerade mit Sionell über die zweite Treppe nach unten gekommen war. Meiglans Gesicht leuchtete kurz auf angesichts dieser neuen Quelle von Kraft und Unterstützung, doch dies Leuchten verschwand schnell wieder hinter gesenkten Wimpern. Sioned lehnte sich an den Treppenpfosten, verschränkte die Arme, grinste und richtete sich schamlos darauf ein, Tallain ihre Arbeit tun zu sehen.
    Miyon knirschte mit den Zähnen, aber er brachte es fertig, sich zivil zu verhalten. »Ich habe mein Prinzentum in diesem Frühjahr schon viel zu lange vernachlässigt. Es wird Zeit, dass ich wieder nach Castle Pine reise.«
    »Abreisen? Aber Ihr versteht doch gewiss, dass Eure Anwesenheit hier dringend erforderlich ist, Herr!« Tallain klang ernsthaft beunruhigt und so sah er auch aus. Sioned biss sich auf die Lippen, um nicht laut aufzulachen. Rohan selbst hätte es nicht besser gekonnt. »Glücklicherweise ist Lord Barig anwesend und kann daher seinem Vetter in Gilad die Wahrheit übermitteln, aber Ihr seid neben ihm der einzige unparteiliche Prinz in Stronghold, und Euer Wert als Zeuge ist

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