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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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stolz Antwort. Eine, die es gern getan hätte, konnte es nicht: Alasen, die in der Kühle des Gartens bei der Felsenburg mit ihren Kindern spielte, fehlte die Ausbildung, um antworten zu können. Aber zum ersten Mal in ihrem Leben hätte sie gern gewusst, wie es ging. Sie wollte Pol sagen, wie sicher sie sich seines Sieges war.
    Die Übrigen nahmen seine Botschaft wahr und schwiegen. Von ihnen verspürten die Lichtläufer in der Schule der Göttin am meisten Unruhe, wie sie sich auch am meisten Sorgen gemacht hatten nach der Herausforderung der vergangenen Nacht. Denn wie Rohan verstanden sie, dass nicht nur Pol und sein Prinzentum auf dem Spiel standen; es ging um alle Faradh’im. Als sie antworteten, geschah das, um Andry zu suchen.
    Er bestätigte ihren Verdacht und beschwichtigte ihre Ängste. Er verriet jedoch nicht, dass er mit Mireva andere Pläne hatte, die er umsetzen wollte, während Pol mit Ruval kämpfte. Andry wollte noch eher abreisen, als Rohan und Pol es wünschten, aber er würde in Stronghold bleiben, bis das hier vorüber war. Nialdan und Oclel tobten wegen dieser Verzögerung. Sie verstanden nicht, warum er nicht unverzüglich losgeritten war, nachdem der Hoheprinz das ungerechte Urteil wegen der Lichtläuferin erlassen hatte. Er wusste, dass sie glaubten, er würde auf ein Einlenken von Rohan hoffen; Andry machte sich nicht die Mühe, ihnen zu sagen, dass er bleiben würde, bis Ruval und Mireva tot waren, und wenn er selbst das Gestaltwechseln lernen musste, um dafür zu sorgen.
    Pol beendete seine Arbeit und ruhte sich im Schatten auf einer Bank aus, die einen Baum im Garten umrundete. Sein Instinkt hatte ihn veranlasst, Sonnenlicht zu wählen statt der Sterne. Er mochte ja Diarmadhi -Blut haben, aber er war als Lichtläufer ausgebildet, und so verstand er sich auch. Irgendwann würde er sich schon an die Vorstellung gewöhnen, dass er auch über andere Kräfte verfügte, Fähigkeiten, die er noch am selben Abend einzusetzen gedachte, aber im Augenblick war er nichts als ein Lichtläufer. Niemand durfte je etwas anderes erfahren.
    Einer der wenigen Menschen, die etwas anderes wussten, tauchte plötzlich auf dem Weg zur Grotte auf. Bei Sionells Anblick richtete Pol sich aus seiner müden, zusammengesunkenen Haltung auf. Sie sah ihn im selben Augenblick, und ihr Schritt stockte. Gefühle versperrten seine Kehle: Scham, Bedauern, Abscheu und Sehnsucht nach der alten Sionell mit ihrem Lächeln, das jederzeit aufstrahlte, und nach dem alten Pol, der so unschuldig gewesen war. Da saß er nun, starrte sie an, und war zum ersten Mal in seinem Leben unsicher, wie sie ihn aufnehmen würde. Schweigen oder Sprechen, beides konnte die Kluft zwischen ihnen vergrößern oder verringern.
    Sie nahm ihm die Entscheidung ab. Nach einem Moment des Zögerns kam sie näher und sagte: »Ich habe gehört, dass Ruval dich herausgefordert hat.«
    Pol nickte. »Ich habe gerade seine Forderung angenommen. Auf dem Sonnenlicht.«
    »Natürlich.« Ihre Augen, die von einem tieferen und echteren Blau waren als seine, blickten ruhig und sanft. »Ich hätte sie gern gehört.«
    »Bloß Arroganz und Angabe«, erklärte er achselzuckend. »Das wird so erwartet. Ich treffe ihn heute Abend. In Rivenrock.«
    »Allein?« Ihre Stimme war rau und voller Mitleid. »Ach nein, mit unzähligen Zeugen natürlich.«
    Und doch allein, sagten ihre Augen, und er fragte sich, warum sie Mitleid mit ihm hatte. »Ich hätte es gerne, wenn du dort wärst, Ell.«
    »Einladung zu einer Hinrichtung durch Zauberei«, überlegte sie. »Etwas, das man nicht verpassen sollte.«
    Die Muskeln seiner Arme, Schultern und seines Rückens spannten sich, als bereite er sich auf einen Kampf mit dem Schwert, nicht mit Worten vor. »Wenn du lieber nicht …«
    »Oh, ich werde dort sein. Es wird gewiss sehr lehrreich sein, selbst für diejenigen von uns, die nichts von dem wissen, was Andry jetzt Magie nennt.« Sie machte eine Pause und strich sich das dunkelrote Haar aus den Augen. »Weißt du, als ich klein war, wünschte ich mir nichts sehnlicher, als eine von euch zu sein. Auf dem Sonnenlicht zu fliegen, wie die Drachen durch den Himmel ziehen…« Sionell verschränkte die Hände hinter dem Rücken; er überlegte, ob sie so ihr Zittern verbergen wollte. »Die Kunst, Faradhi zu sein, ist eine Sache. Die Macht der Magie, die würde ich jetzt nicht mehr haben wollen, wenn jemand sie mir anbieten würde.«
    »Warum?«, wollte er wissen. »Hast du Angst

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