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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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wusste, was es hieß, wieder zu hoffen …«
    Mireva hatte die Knaben aufgenommen, hatte ihre Gaben gehegt und hatte sie gelehrt, wer sie waren und was sie tun mussten, um ihr Geburtsrecht zu fordern. Segev, der Jüngste, war in jenem Frühjahr 719 in die Schule der Göttin eingetreten.
    »Du hast es nie gewusst«, schnurrte sie, als Andry sie schockiert anstarrte. »Dass er ein Zauberer war, hast du vermutet. Dass er Ianthes Sohn war …« Sie lachte. »Du und Hollis, ihr habt euch von ihm helfen lassen, die Sternenrolle zu übersetzen. Nun, das nenne ich Ironie! Wenn es ihm auch nicht gelang, mir das Original oder auch nur eine Kopie zu bringen, so sah ich doch auf dem Sternenlicht genug davon, um zu wissen, dass es nicht das war, wovon in der Legende die Rede ist.«
    »O doch, das ist es.« Er erhielt ein wenig Sicherheit zurück, als sich jetzt ihre Augen weiteten.
    »Unmöglich! Die Sprüche sind falsch, sie sind …«
    »Absichtlich so geschrieben. Sie funktionieren nur, wenn man den Code kennt, den Lady Merisel verwendet hat.«
    Mirevas Atem entwich zischend durch ihre Zähne. »So! Diese dreckige Hure – sie war also arrogant genug, um das zu bewahren, was sie uns gestohlen hatte!«
    »Erzähl mir von ihr.«
    Mirevas Gesicht wurde dunkel vor Wut. »Diese schlimmste aller Faradh’im, sie war Geriks Weib, aber sie schlief mit allem und jedem. Sie verbreitete Geschichten über ihre Schönheit, aber sie war entsetzlich hässlich. Wenn sie ihre Burg verließ, verhängte sie einen Zauber des Gestaltwechselns über sich, um den Glauben an ihren Liebreiz zu nähren. Sie herrschte über Gerik und Rosseyn und jeden Lichtläufer ihrer Zeit mit eiserner Peitsche. Und sie tötete jene, die ihr nicht gehorchten.«
    Andry hätte fast gelächelt. Die Frau, deren Kraft und Schönheit aus jeder Faser der historischen Schriftrollen strömte, hatte keine Ähnlichkeit mit der, die Mireva beschrieb.
    »Sie benutzte Verrat und Täuschung, um uns zu vernichten. Nichts war ihr dafür zu niedrig. Ein einziges Mal war jemand absolut ungehorsam. Das war, als sie befahl, alle Kinder in unserer Festung, der Felsenburg, zu töten. Zwei von ihnen waren Kinder von Rosseyn. Niemand wusste von ihnen. Er berichtete, dass alle ermordet worden wären, obwohl er sie in Wirklichkeit in Sicherheit gebracht hatte.« Mireva sprang auf die Füße und fing an, in der engen Zelle herumzugehen. »Was die Erwachsenen anging, die Männer tötete sie nicht sofort, sie kastrierte sie. Die Frauen machte sie durch Drogen gefügig. Den Schwangeren riss sie die Babys aus den Körpern und ließ sie auf Merida-Messer spießen. Hast du je das Geheimnis der Merida-Glasmesser kennengelernt? Sie waren hohl, voll mit Gift. Wenn sie in einen Körper gebohrt wurden, zerbrachen sie, und das Gift sickerte heraus. Merisel verwendete diese Messer gegen Kinder!«
    Mireva rang keuchend nach Atem, während sie jetzt mit einer Schulter an der Mauer lehnte, als hätte die Kraft ihres Hasses sie erschöpft.
    »Das ist also deine Art, dich zu rächen«, bemerkte Andry.
    »Nichts könnte uns je für das entschädigen, was wir erlitten haben. Dies ist nur das Zucken einer Rache gegen ihre Nachkommen.«
    Jeder Muskel in seinem Körper spannte sich. »Pol?«
    »Und du!«, spie sie ihm entgegen. »Stolz darauf, Herr der Schule der Göttin? Das Blut dieser mörderischen Kreatur zu besitzen?«
    »Woher weißt du das?«, hauchte er.
    »Glaubst du, wir hätten nicht durch all die Jahre hindurch euch alle im Auge behalten? Aber hast du noch keine Verbindung hergestellt zwischen Lord Garic aus Elktrap und Lord Gerik, Merisels Gemahl? Ruala ist eine von uns!«
    »Aber die Namen …«
    »Ein Vorwand«, höhnte sie. »Damit alle denken, dass ihre Macht von Merisel und Gerik stammt, nicht von Rosseyn. Sie ist eine ebenso vollblütige Diarmadhi wie ich, wie Ruval, wie Pol!«
    Diesmal fühlte er sich körperlich getroffen.
    »Ich weiß nicht, wieso es so ist, also frag nicht.« Verärgert über ihren Mangel an Wissen, genoss sie dennoch ganz offensichtlich ihren Triumph. »Sioneds Linie ist an vielen Stellen undeutlich. Er muss es von ihr haben. Sie trägt keine Lichtläuferringe mehr, deshalb gibt es keine Anzeichen für ihr Blut. Aber wenn man einen solchen Ring an Pols Hand stecken würde, und wenn unsere Künste in seiner Nähe ausgeübt würden, dann würde sein Finger brennen wie Feuer.«
    »Pol«, hauchte er. Er konnte es kaum glauben. Und dann, von neuem geschockt: »Ringe?«
    »Weißt du

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