Sternenlaeufer
Sie würden sich einfach alle daran gewöhnen müssen.
»Was machen deine Beine? Abgesehen davon scheint es dir nach deiner kleinen Demonstration nicht besonders schlecht zu gehen«, fuhr er fort, so locker er konnte.
Pol blockte seine Sorge mit einem Achselzucken ab. »Ich … ich habe noch einige Reserven.«
Rohan verstand. Die Lichtläufer waren durch den Kampf ausgelaugt; Pols Diarmadhi -Blut hatte ihn in gewisser Weise geschützt. »Für das Knie jedoch möchte ich keine Wette eingehen«, gestand er. Rohan wies auf noch etwas hin: »Außerdem wirst du als dauerhafte Erinnerung eine Narbe auf der Wange davontragen.«
Überrascht befühlte Pol sein Gesicht. Rohan fragte sich, wann er erkennen würde, dass Form und Platzierung der Narbe fast identisch waren mit der auf Sioneds Wange.
»Nun ja…« murmelte Rohan und beschloss dann, die beiden einander zu überlassen. Er war nie ein Mensch gewesen, der sich sehr lange gegen das Offensichtliche wehrte.
Pol blickte auf Meiglan hinab, die es übernommen hatte, ihn zu stützen. Er lächelte ihr zu; sie war so klein und zart, und doch versuchte sie, ihm ihre Kraft zu leihen.
»Ich hatte solche Angst«, flüsterte sie.
»Ich auch«, gab er offen zu.
»Du? Niemals!«
Er stieß ein reuiges Lachen aus. »Komm, suchen wir ein Pferd für dich. Und für mich auch. Ich hoffe nur, dass nicht ein Hinken mein Souvenir an die heutige Nacht sein wird – oh!« Er schaute sich abwesend um. »Meggie, kannst du ihn sehen? Ein kleiner, goldgeschnitzter Drache …«
»Bleib hier. Ich finde ihn für dich.« Er schwankte, als sie ihn verließ, und war kaum fähig, sich auf einem Bein zu halten. Endlich kehrte sie mit etwas zurück. »Ist es das hier?«
»Ja.« Er befühlte es und hielt es ins Licht. »Lord Urival hat es mir vor langer Zeit gegeben. Es hat die Spitze einer Wasseruhr geschmückt, die einst meinem Vater gehörte.«
»Ja, Herr?« Meiglans Gesicht drückte verwirrte Aufmerksamkeit jedem seiner Worte gegenüber aus, als sie ihre Schulter wieder unter seinen Arm schob.
Aber er konnte ihr wohl kaum erklären, warum Urival es aus den Trümmern dieser eleganten Uhr gerettet hatte, nachdem Masul, Pandsala und Segev tot waren. Pol war nun der letzte von Ianthes Söhnen, Hollis hatte Segev getötet; Andry Marron. War er selbst es gewesen oder der Drache, der Ruval umgebracht hatte? Urival hatte ihm den kleinen goldenen Drachen am Tage seines Todes überreicht. »Ein Talisman«, hatte er mit grimmigem Lächeln erklärt. Ein Talisman und Erinnerung.
Pol legte die Schnitzerei in seine Handfläche. »Euer erster Drache, Herrin.«
Sie starrte erst die Schnitzerei an, dann ihn. »Mein erster, Herr?«
»Mein Name ist Pol. Du solltest dich besser daran gewöhnen, ihn zu benutzen.«
Sechs der neunzehn Pferde wurden gefunden, eines von ihnen war jedoch lahm. Alle Lichtläufer erklärten ausdrücklich, dass sie vollkommen in der Lage seien, ihre eigenen Beine zu benutzen. Es war eine glatte Lüge; ihr Bedürfnis zu reiten war so offensichtlich, dass nicht einmal Miyon Einwände gegen den langen Marsch erhob. Rohan half Sioned in den Sattel und befahl ihr, ruhig und dankbar zu sein. Nach einigen wenigen Längen jedoch verwarf sie die Bitte ihres Gemahls, glitt aus dem Sattel und bot die Stute Meiglan an. Es war eine Geste, deren tiefere Bedeutung nur einigen wenigen klar war.
Auch Maarken hatte sich erholt, und nachdem er sein Pferd Feylin übergeben hatte, raffte er sich dazu auf, das Licht der inzwischen aufgegangenen Monde zu nutzen, um mit seinem Bruder in Stronghold Verbindung aufzunehmen. Andrys Farben waren sonderbar dunkel, und er erkundigte sich weder nach den Ereignissen, noch gab er einen Kommentar dazu ab. Er willigte nur ein, sofort weitere Pferde zu schicken, und zog sich dann in sich selbst zurück.
Maarken vermutete, dass die Rückkehr nach Stronghold weitere wichtige Ereignisse enthüllen würde. Er grübelte über Möglichkeiten nach, bis Nialdan und einige Stallknechte mit frischen Pferden herbeiritten. Er winkte den Lichtläufer beiseite und erkundigte sich nach Andry.
Nialdan konnte sich nicht verstellen. Als er erklärte, dass alles in Ordnung wäre, wusste Maarken sofort, dass er log. Aber der Mann war so offensichtlich betrübt, dass Maarken nicht weiter in ihn drang.
Als sie schließlich Stronghold erreichten, warteten Andry, Riyan und Ruala auf der Haupttreppe. Alle drei wirkten krank vor Erschöpfung. Maarken versuchte so angestrengt, im Gesicht
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