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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Tal zum Palast hinüber. »Was ist passiert? Ich dachte, die Handwerker hätten Befehl gehabt, längst fertig zu sein?«
    »Ich musste zwischen den Quartieren und der Prinzenhalle entscheiden«, erklärte Pol fröhlich. »Meine sind auch irgendwo da oben. Wenigstens behaupten das meine Architekten.«
    Rohan blickte in die leere Luft, die von Stein und Stahl durchtrennt wurde. »Schläfst du nachts gut?«
    »Tut mir leid, Vater. Im Augenblick müsst ihr euch mit dem Wachturm zufriedengeben.«
    Sionell kannte die Pläne von Drachenruh ebenso gut wie die alten Wände ihres Geburtsschlosses Remagev. Ihr Bruder Jahnavi war Riyans Knappe in Skybowl; Riyan besuchte Sorin häufig in Feruche; Sorin hatte bei dem Entwurf von Drachenruh geholfen; Jahnavi hatte eine Kopie der Pläne für Sionell angefertigt. Sie wusste, bis hin zum letzten Kiesweg und Springbrunnen, wie der Palast aussehen würde, wenn er erst fertiggestellt war. Das meiste billigte sie; manches hätte sie aus Gründen der Bequemlichkeit oder Anmut allerdings geändert. Als hätte sie das Recht, ein einziges Wort über Drachenruh zu verlieren oder daran teilzuhaben als mehr als ein Gast. Sie hatte ihren Irrtum erkannt, als sie durch das Tal zur Prinzenhalle geritten war, und die folgenden Tage hatten es ihr schmerzlich klargemacht.
    Nun, was soll’s, dachte sie und bohrte ihre Stiefelabsätze in den feuchten, weichen Boden. Wer brauchte ihn schon? Junge Männer von Stand und Reichtum umringten sie ständig während des Rialla, Männer, die eifrig darauf erpicht waren, ihre Aufmerksamkeit und, wenn möglich, ihr Herz zu erringen. Ganz abgesehen von meiner Mitgift, fügte sie zynisch hinzu.
    Eines war sicher: Pol würde niemals eine Gemahlin wegen ihres Reichtums erwählen. Er brauchte mehr Geld ungefähr so dringend wie Drachen mehr Zähne. Drachenruh war der beste Beweis – errichtet, um zu beeindrucken, nur um Haaresbreite von Übertreibungen entfernt.
    Zwei Gebäude waren rechtzeitig zum Rialla fertiggestellt worden. Der Wachturm, fünf Stockwerke hoch und vollkommen rund, bestand aus blassem, silbergrauem Stein, und das Dach zierten graublaue Ziegel aus Kierst. Auf der anderen Seite der Prinzenhalle würde ein ähnlicher Turm für die Meister über Pferde, Habichte, Weine und Ernten errichtet werden, mit all ihren Helfern und Geräten. Im Augenblick war der Meister-Turm nur ein Kreis aus Flaggenstöcken, wodurch alles unordentlich aussah.
    Die Prinzenhalle war ein Meisterwerk mit funkelnden Fenstern aus Fironeser Kristall, mit grazilen Proportionen, rund an der Eingangsseite und gerade dort, wo es auf die Gärten hinausführte. Mit der Zeit sollten zwei weitere Gebäude ihm jenseits der Brunnen gegenüberstehen, hohl und geschwungen wie ein Lichtläuferring. Eines war das Eisen- und Steinskelett, das Pol seinen Eltern gezeigt hatte, und es würde seine privaten Gemächer beherbergen. Das andere war für Diener, Gäste, Empfangsräume und die Maschinerie der Regierung der Prinzenmark gedacht. Natürlich würde der Palast schön sein; er konnte es nicht wagen, anders zu werden. Er gehörte Pol.
    Sionell sprang auf und marschierte rastlos zu dem zentralen Brunnen hinüber. Der Teich war jetzt ruhig. Das Wasser dort hatte während des Banketts des Letzten Tages gesprudelt, aber sie vermutete, dass Pol befohlen hatte, den Brunnen abzustellen, da niemand mehr hier war, den es zu beeindrucken galt. An jenem Abend hatte er an langen Reihen von Fackeln Flammen nacheinander entfachen und auslöschen lassen, so dass das Licht von immer neuen Seiten aufs Wasser fiel. Es war ein beeindruckender Anblick gewesen vom Speisesaal der Prinzenhalle aus, und er fand seinen Höhepunkt, als im selben Augenblick, als die Fackeln ausgingen, mit einer lässigen Geste Hunderte weißer Kerzen rund um den Teich entzündet wurden. Das Leuchten hatte sich von den Kerzen nach außen fortgesetzt, und dann wurden die Fackeln erneut entzündet, bis der ganze Garten im Lichtläuferfeuer erstrahlte.
    Und Pol hatte darin geschwelgt. Ein Halbjahr nach seinem einundzwanzigsten Winter war er jetzt eine Handbreit größer als Rohan, sein Haar war von einem dunkleren Blond, seine Augen grün und blau und dann beides, während er vor nicht ganz unschuldiger Freude über seine eigenen Fähigkeiten strahlte. Er trug ein Hemd im Blau der Wüste und eine Tunika vom Violett der Prinzenmark. Seine Schultern wurden breiter, da er nun fast erwachsen war, und er war jeder Zoll ein Prinz gewesen.
    Aber an

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