Sternenlaeufer
einfach der, dass sie von den alten Feinden der Faradh’im stammten?
Urival machte eine Handbewegung, und Morwenna ging und verschloss die Tür. Sie zog die Fensterläden zu und sperrte das Tageslicht aus. Dann trat sie an einen Beistelltisch, goss Wasser in eine Schale aus polierter Bronze und brachte sie Urival. Der hatte einen anderen Stuhl vor seine Knie gezogen. Nachdem die Schale daraufgestellt worden war, beugte er sich über das Wasser.
»Wir verwenden Feuer für diese Dinge«, erklärte er nüchtern, und Rohan war überrascht, seine Stimme so ruhig zu hören, wenn er doch – was tun wollte? »Aber sie hatten eine Technik, um mit Wasser zu arbeiten, einem Element, das wir für gewöhnlich meiden, wie du weißt. Rohan, hast du irgendetwas von Sioned? Etwas, das klein genug ist, um in diese Schale zu passen, am besten irgendetwas, das sie häufig trägt oder benutzt.«
»Was habt Ihr vor?«, fragte er, und es gelang ihm nicht, den misstrauischen Unterton in seiner Stimme zu unterdrücken.
Urival musterte ihn und lachte ironisch. »Ich vermute, du vermisst deine Gemahlin und würdest sie gerne sehen?«
Nach kurzem Nachdenken erhob sich Rohan und trat an einen Bücherschrank mit Glastüren. Er öffnete ihn, holte ein Paar winziger, geschnitzter Becher hervor. »Die Isulk’im haben uns die hier vor ein paar Jahren geschickt. Zum Würfeln. Sioned benutzt diesen hier beim Sandstep-Spiel.«
»Die Isulk’im?«, wiederholte Morwenna verständnislos und nickte dann. »Ah – diese verrückten Leute, die im Weiten Sand leben.«
»Vorsichtig mit deinen Beschreibungen«, lächelte Urival. »Sie sind entfernte Verwandte von Rohan.«
»Aber ich bin auch verrückt. Hast du das noch nicht gemerkt?« Er reichte dem alten Mann den Becher. »Geht der?«
»Perfekt.« Der Becher verschwand für einen Moment in Urivals Hand. Dann ließ er ihn ins Wasser gleiten. »Bleib in der Nähe, damit du es sehen kannst.«
Er gehorchte. Morwenna trat vorsichtig zurück. Ihre Stimmung wäre ansteckend gewesen, hätte Rohan sich gestattet, auf sie zu reagieren. Urival umfasste die Schale mit seinen langen, knorrigen Händen, hielt sie, löste sie aber nicht von dem Stuhl. Nach einer Weile hörte Rohan leise, metallische Vibrationen und erkannte, dass die neun Ringe des Lichtläufers zart gegen die Bronze klirrten.
»Achte darauf«, hauchte Urival. »Wenn andere Zauberei ausüben und ich in der Nähe bin, dann brennen die Ringe. Je stärker die Magie, desto größer die Hitze. Aber wenn ich selbst einen Zauber ausübe, dann zittern die Ringe nur. Ich bin vom Blut der Alten.«
»Ich ebenfalls«, flüsterte Morwenna. Rohan starrte sie an. Sie rieb die Ringe an ihren Händen, und die Muskeln ihres Gesichts waren angespannt vor Schmerz. »Mach weiter, bitte. Es tut weh.«
»Es ist der einzig sichere Weg, um es herauszufinden«, erklärte Urival. »Ein bestimmtes Verfahren bei der Herstellung unserer Ringe habe ich niemals verstanden. Aber jetzt weiß ich, was es ist. Eine … Warnung … wird in sie eingelassen. Im letzten Jahr unterwies ich den jungen Torien in dieser Aufgabe des Präfekten, aber ich wusste nicht, wozu es diente, ebenso wenig wie die anderen von uns. Unsere geschätzte Lady Merisel hat den Grund dafür in ihren Schriftrollen nicht erwähnt – nur, dass es wichtig wäre.«
»Urival, bitte!« Morwennas Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Rohan brachte die Wasserkaraffe vom Sideboard, und sie tauchte erst die eine, dann die andere Hand hinein. »Das hilft ein wenig«, sagte sie, aber in ihren Augen stand noch immer Schmerz.
Rohans Aufmerksamkeit wurde auf die Schale gelenkt, in der der Becher sanft zu glühen begonnen hatte. Seine Augen wurden groß, als sich das goldene Licht ausdehnte, das Wasser durchdrang und langsam wirbelte und verschmolz. Das war nicht viel anders als die Art, wie die Faradh’im Feuer benutzten. Wasser war nicht das Element der Göttin; Lichtläufer wurden von heftiger Übelkeit befallen, wenn sie es zu überqueren versuchten. Feuer und Erde, das waren die Elemente der Kinder der Göttin. Was Luft und Wasser anging – der Vater der Stürme hatte offensichtlich die Gewalt über sie: In jedem lagen Zerstörung und Leben, ein Gleichgewicht in der Welt, und alle vier wurden in den ernsten und mächtigen Faradhi -Beschwörungen eingesetzt.
Er sah Sioned, schlank und geschmeidig in heller Lederreitkleidung, das dichte, feuergoldene Haar in Zöpfen um ihren Kopf gelegt. Sie sprach mit Sorin,
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