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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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wenn er beim Spielen zu heftig gewesen war – schwache Erinnerungen schossen durch seinen Kopf, vergingen aber immer zu schnell.
    »Ich habe Sioned im letzten Jahr beim Rialla gesehen. War auch in Drachenruh – aber davon reden wir später. Sie wird nächstes Jahr fünfzig und sieht aus wie fünfunddreißig. Mit Rohan ist es dasselbe.« Marron zögerte. »Er ist nicht einmal ein Lichtläufer, Ruval – und trotzdem konnte ich den Aleva um ihn her fast sehen. Und es schmerzt beinahe, Sioned anzuschauen. Und was Pol angeht …«
    Ruval runzelte die Stirn.
    Der Aleva war in der Übersetzung aus der alten Sprache ein »Kreis aus Feuer«, den die wirklich sensiblen, besonders unter den Diarmadh’im, um die Mächtigsten erkannten: Dass Sioned eine solche Aura besaß, war selbstverständlich; dass sie bei Pol ebenfalls sichtbar werden würde, war anzunehmen. Aber Rohan, der nur Spuren eines Lichtläufers in seinem Blut hatte …
    Trotzdem, es war der Sohn des Drachen und nicht der Drachenprinz, der ihn jetzt interessierte. »Erzähl mir von Pol.«
    »Ich habe nur einige kurze Blicke auf ihn werfen können. Ich musste Chiana einem Zauber unterziehen, damit sie mich überhaupt mitnahm. Und glaub mir, das war keine leichte Arbeit. Sie errichten Drachenruh aus Stein und Stahl – und sie ist aus demselben Stoff, nur aus Ehrgeiz und Hass.«
    »Meine Güte, wie poetisch!«
    Marron sah aus, als wollte er sich auf seinen Bruder stürzen. »Wenn du versuchen willst, das alles allein herauszubekommen, dann mach nur so weiter.«
    »Pol«, sagte Ruval.
    »Keine Lichtläuferringe, aber er ist gut ausgebildet, darauf kannst du wetten. Groß, blond, gutaussehend – die Weiber waren alle hinter ihm her. Er hat nur Augen für die hübschesten.«
    »Hmm.« Ruval lächelte. »Hört sich gut an für einen kleinen Plan von Mireva. Aber kümmer dich jetzt nicht darum.« Er warf einen Blick auf die Hintertür des Gasthauses, wo ein Knabe gerade Küchenabfälle zu den Katzen hinauswarf. »Du musst noch mehr zu erzählen haben, und Mireva will sich ausführlich mit dir unterhalten. Unter vier Augen.«
    »Heute Abend gibt es Musik – Chiana präsentiert sich gern kultiviert und gebildet«, fügte er sauer hinzu. »Da ist noch etwas: Pol ist leidenschaftlich an Musik interessiert. Ich treffe euch nach Einbruch der Dämmerung in der Nähe des Gasthauses ›Pearlfisher‹.«
    »Das finde ich. Aber warum nicht hier? Der Wein ist gut.«
    »Der Wein ist schrecklich. Du musst noch eine Menge lernen über all die guten Dinge, die einem Prinzen zur Verfügung stehen«, höhnte Marron. Ehe Ruval ihn mit einer scharfen Antwort auf seinen Platz verweisen konnte, war er fort.
    Mireva fauchte vor Wut, als Ruval die kleine Kammer in ihrem Gasthaus betrat. Der kostbare Rathiv sollte bei ihrer Vorstellung für Chiana eine Rolle spielen, und er hatte ihn zusammengeschnürt, als wäre er eine Pferdedecke.
    »Warte«, grinste er, da er ihren wütenden Blick richtig deutete. Er wickelte den Teppich auseinander und enthüllte ein Schimmern von Silber und Glas, das ihr den Atem verschlug. »Ich dachte, das würde dir gefallen.«
    »Beim Namenlosen …«, hauchte sie und nahm ihm den Spiegel ab. Sie kniete nieder, stellte ihn vor sich auf die Dielenbretter und fuhr mit bewundernden Fingern über die dekorativen Drähte, die sich in einem Muster wanden und verschränkten, das so alt war wie ihr Volk. »Was macht der außerhalb des Veresch?«
    »Der Ladenbesitzer wusste natürlich gar nicht, was er da hatte. Ich habe tatsächlich mit Geld dafür bezahlt, wenn auch nicht für den Rathiv , der Preis war so niedrig.« Ruval hockte sich neben sie. »Hast du schon irgendeine Ahnung, was du damit machen willst?«
    »Ja. O ja!« Sie lachte und warf die Arme um ihn. »Mein kluger Hoheprinz!« Seine Hände fuhren begierig über ihren Rücken und ihre Hüften, aber sie stieß ihn zurück. »Später. Lass mich jetzt damit allein. Komm zurück, wenn es Zeit wird, Marron zu treffen. Ich muss den Zauber hineinwirken.«
    »Und du lässt mich nicht zusehen.« Sein hübsches Gesicht mit dem grausamen Zug um die Lippen verdüsterte sich. »Nach all diesen Jahren traust du mir immer noch nicht.«
    »Wenn du von diesem Spiegel dasselbe wüsstest wie ich, dann würdest du nicht einmal deiner eigenen Mutter vertrauen.«
    »Angesichts der Tatsache, wer meine Mutter war, hast du natürlich ganz Recht.« Er erhob sich, warf einen letzten, hungrigen Blick auf den Spiegel und verließ

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