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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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durch die Kopfbewegung die Haut straffte.
    »Keins von beiden«, schalt sie, wenngleich sie seine Freude über die Möglichkeiten teilte, die ihnen in dem ruhigen Swalekeep offen standen, wo Diarmadh’im unbekannt waren und Faradh’im von der stolzen Chiana mit ihrem guten, rachsüchtigen Gedächtnis nur mit Mühe geduldet wurden.
    Sie gingen die Straße entlang weiter bis zum vereinbarten Treffpunkt an der niedrigen Mauer, die die Burggärten einfasste. Dort hielten sie sich kurze Zeit auf und gaben vor, die späten Rosen zu bewundern.
    »Ich frage mich immer wieder, wie sehr er sich wohl verändert hat«, bemerkte Ruval, während sie auf seinen Halbbruder warteten.
    »Glaubst du wirklich, dass das so ist? Er wird noch genauso sein wie immer: stur, eifersüchtig und ehrgeizig.«
    »Aber er wird sicher auch ein paar eigene Ideen entwickelt haben. Wie Segev.«
    Sie verstummten beide in Erinnerung an den jüngsten aus Ianthes Brut, der vor sieben Sommern durch die Hand eines Faradhi gestorben war. Segevs Versagen beim Raub der Sternenrolle war ein Rückschlag gewesen; sein Plan, sich deren Macht persönlich anzueignen, hatte sie geschockt, und sein Tod war ein Segen gewesen. Aber die Art seines Todes – er war von Lady Hollis erstochen worden – hatte zu Mirevas Schwur geführt, sie werde ihn rächen. Hollis und ihren Gemahl und ihre Kinder zu töten, würde fast ebenso befriedigend sein wie der Tod von Pol und Rohan.
    Und der von Sioned, die Rohan für sich gewonnen hatte, noch ehe Ianthe ihm überhaupt begegnet war, und so Mirevas Volk einen Weg versperrt hatte, auf dem es seine Macht hätte zurückgewinnen können. Sioned hatte Rohan vor Roelstras Verrat während ihres einzigen Zweikampfes geschützt, indem sie eine Kuppel aus leuchtendem Sternenfeuer aus großer Ferne errichtet hatte, obwohl Sterne den Lichtläufern von Lady Merisel untersagt worden waren. Zuvor hatte sie Ianthe in ihrem Bett getötet und Befehl gegeben, Feruche dem Erdboden gleichzumachen.
    Doch nur einer von Ianthes Söhnen war mit seiner Mutter gestorben: der Knabe, den sie von Rohan empfangen hatte. Ruval, Marron und Segev waren auf Sioneds eigenen Pferden, Tieren aus der Zucht von Radzyn, entkommen und zu Mireva gebracht worden. Ruval wünschte den Tod der Höchsten Prinzessin als Vergeltung für das Ende seiner Mutter; Marron, immer der Direktere, wünschte einfach nur ihren Tod. Mirevas Gründe waren vielfältiger. Sie hatte bereits an den starken Geist dieser Frau gerührt.
    Auf Ruvals letzte Bemerkung hin murmelte sie jetzt: »Segev war so dumm, wie es ein sechzehnjähriger Narr nur sein kann. Marron ist älter, und man kann nur hoffen, dass er klug genug ist zu erkennen, dass ihr beiden hier draußen nichts auskämpfen könnt, wenn es nichts gibt, um das ihr kämpfen könnt. Sobald wir die Wüste und die Prinzenmark haben, wird er dorthin gehen, wohin er gelenkt wird.«
    »Trotzdem werde ich ihn mit Sporen antreiben müssen.«
    Mireva ging ein kurzes Stück an der niedrigen Mauer entlang und blieb dann stehen, um den schweren Duft eines blühenden Busches einzuatmen. Ruval folgte ihr, und gemeinsam starrten sie zur Burg empor. Es handelte sich um ein exzentrisches Bauwerk, wie es zu seiner langen Geschichte und den verschiedenen Geschmäckern seiner Besitzer passte. Türme und Anbauten ragten empor, und darüber türmten sich zusätzliche Stockwerke, und all das ohne Rücksicht auf architektonische Anmut. Weinreben rankten sich an dem grauen Stein hoch, milderten den Eindruck der hässlichen Ecken und Kanten ab, aber alles in allem war es ein wenig anziehendes Gemäuer. Drachenruh hingegen sollte von außerordentlicher Schönheit, Kraft und Stärke sein. Wie nett von Pol, dachte Mireva mit einem plötzlichen mädchenhaften Lächeln, einen Palast zu errichten, der ein würdiger Sitz für den Zauberer und Hoheprinzen sein würde, der jetzt an ihrer Seite stand.
    Sie durfte nicht vergessen, Pol zu danken, ehe sie ihn tötete.
    »Endlich«, murmelte Ruval. Mireva drehte sich um und sah die vertraute Gestalt eines jungen Mannes, der in das helle Grün der Diener von Meadowlords Herrschern gekleidet war. War Marron seinem ältesten Bruder auch ähnlich, was seine Gesichtszüge und seine Gestalt anging, so waren seine Farben doch kräftiger; selbst in dem gedämpften grauen Licht leuchtete sein Haar wie eine dunkelrote Mähne. Seine Augen waren braun wie die von Ianthe. Ruval war zwar zwei Fingerbreiten größer, aber Marron war breiter und

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