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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Farbe. Im Sommer würde die Luft lebendig werden vom Duft der Rosen und der Musik der Brunnen.
    Dahinter lag der wilde Garten, wuchernde Botanik, die von den Hecken, die Pflanzen und Wege voneinander trennten, kaum gehalten werden konnte. Audrite hatte Pol bei der Planung dieses Bereichs geholfen, sowohl was die Form als auch die Farben anging. Zarte Farne schmiegten sich an blühendes Unterholz; rundblättrige Grünpflanzen wechselten mit hohen Blüten und Büscheln aus Ziergras ab; ansteigende Hügel aus merkwürdigen, spiralförmigen Wüsten-Sukkulenten trugen grazile Bäume, deren Laub reichen Schatten spendete. Einige Prinzen hielten Pol für vollkommen verrückt, das wusste er, weil er kostspielige Geschenke ablehnte und stattdessen um Stechlinge aus der jeweiligen Landschaft bat. Doch das Ergebnis war ein Garten, wie man ihn nie zuvor gesehen hatte. Pol ging niemals, wirklich zu keiner Jahreszeit, hindurch, ohne dass ihm leichter ums Herz wurde.
    Nun, wo der Winter erst wenige Tage zurücklag und der Frühling seine ersten Versuche machte, sich in der warmen Sonne zu entfalten, gab es im Garten zwar kaum Blüten, aber dennoch war er wunderschön. Pol schritt einen Weg entlang, der mit dem groben, dunklen Sand von Skybowls Hängen bedeckt war. Er blieb stehen, um das Farbenspiel von dunkelgrünen Weinranken, die sich an einem blassgoldenen Baumstamm emporwanden, und trompetenförmigen, roten Winterglockenblumen zu bewundern, die sich in einen breitblättrigen Farn schmiegten. Obwohl er in der Wüste geboren und aufgewachsen war, war ihm die Prinzenmark ans Herz gewachsen, seitdem er sie übernommen hatte. Mit Land und Leuten war es ebenso gewesen; er gehörte jetzt ebenso fest zu ihnen, wie er zur Wüste gehörte. Merkwürdig war, dass das für ihn keine Konflikte brachte. So verschieden beide Länder waren, sie gehörten beide ebenso zu ihm wie er zu ihnen. In den letzten paar Jahren hatte er das Gefühl bekommen, das lebende Bindeglied zwischen ihnen zu sein. Seine Kinder würden dieses Band noch festigen.
    Pol fluchte verzweifelt. Er wollte nicht wieder auf diese Weise an seine Zukunft denken, aber alles lief immer wieder darauf hinaus. Nun gut, er würde darüber nachdenken. Wie es schien, hatte er keine Wahl.
    Auch was die Fähigkeiten der Frau anging, die er ehelichen sollte. Er hatte immer gewusst, dass sie die Faradhi- Gabe besitzen musste. Ein Lichtläuferelternteil war keine Garantie dafür, dass das Erbe fortgesetzt wurde. Es war nur sicher, wenn beide die Gabe besaßen; zumindest sollte es Lichtläufer in ihrer Familie geben. Aber wenn er sich nun in ein Mädchen verliebte, das auch nicht einen Hauch davon aufwies? Nein, das würde er einfach nicht zulassen, so einfach war das. Manchmal wünschte er, es würde alles so für ihn arrangiert, wie Lady Andrade die Ehe seiner Eltern arrangiert hatte. Doch er wehrte sich gegen die Vorstellung, dass Andry so etwas für ihn tun könnte, und das brachte ihn wieder zu seinen Grübeleien, warum er allen ausgebildeten Faradhi -Frauen gegenüber immer auf der Hut war. Es war schrecklich, dass er das zugeben musste, aber er war nicht sicher, ob er einer Gemahlin voll vertrauen konnte, die Andrys Schülerin gewesen war. Sein Vater hatte niemals auch nur den geringsten Zweifel an der Loyalität seiner Mutter gehabt – aber Sioned hatte Rohans Gesicht auch schon im Feuer und Wasser gesehen, als sie erst sechzehn war. Sie war ihm immer verpflichtet gewesen, weil sie es immer gewusst hatte.
    Noch während er in Dorval von Meath und Eolie unterwiesen wurde, vor seiner Rückkehr nach Stronghold, wo er Urivals und Morwennas Schüler wurde – mit zusätzlichen Lektionen von seiner Mutter –, hatte Pol auch einmal in Feuer und Wasser geschaut. Im Sommer nach seinem sechzehnten Geburtstag war ihm offiziell gestattet worden, seine Fähigkeiten zu demonstrieren, Feuer anzurufen, und er erhielt seinen ersten Ring. Es war kein richtiger Lichtläuferring, wie auch Maarken seinen ersten Ring von Rohan und nicht von Andrade erhalten hatte. Aber Silber, gekrönt von einem winzigen Mondstein aus einem von Andrades eigenen Ringen, war ihm auf den rechten Mittelfinger geschoben worden. Und an jenem Nachmittag war Meath mit ihm zu den Reinen eines Faradhi- Schlosses geritten , hatte ihm einen Baumkreis gezeigt, der dem in der Nähe der Schule der Göttin sehr ähnlich war, und hatte ihn dort allein gelassen.
    Pol hatte Moos und tote Blätter aus einem Steinbecken gesammelt. Es blieb

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