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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Erinnerungen an seine geliebte Gattin fand er sein Heim unerträglich.
    Er ließ seine Töchter bei den Großeltern zurück und kam nach Drachenruh, um die Bücher in Ordnung zu bringen. Nach nur einer Saison leitete er bereits den ganzen Palast, von der Pferdezucht bis hin zum Einkauf des Zierrats für Pols eigene Gemächer. Rialt war ein außerordentlich fähiger Verwalter, dessen Talent jetzt, wo es nicht länger von dem relativ engen Rahmen seines Handelsbetriebes beschränkt war, sein wahres Ventil in der Vervollständigung und Leitung eines Palasts gefunden hatte. Mehrere Jahre hatte es gedauert, die drei ersten Abschnitte von Drachenruh zu erbauen, die Prinzenhalle und die beiden Türme, die sie flankierten. Die großen, halbkreisförmigen Gebäude, die den Palast vervollständigten, waren unter Rialts Aufsicht dagegen in erstaunlich kurzer Zeit fertiggestellt worden. Das Rialla würde in diesem Jahr erneut in Drachenruh abgehalten werden, und die Prinzen und Lords würden für ihre Bequemlichkeit allen erdenklichen Komfort vorfinden. Pol wusste nicht genau, wie Rialt das eigentlich geschafft hatte, aber er war dankbar, dass es ihm gelungen war.
    »Er ist das, was Ostvel für mich war«, hatte Rohan einmal lächelnd zu Pol gesagt. »Er hat mir damals genauso all die alltäglichen kleinen Sorgen abgenommen, die so ein Schloss mit sich bringt, so dass ich mich zurücklehnen und großen Gedanken nachhängen konnte.«
    Und so, wie Ostvel Rohans Freund geworden war, war Rialt Pols. In diesem Jahr würden Prinz Chadric und Prinzessin Audrite die beiden Töchter von Rialt von Graypearl herüberbringen, damit sie bei ihrem Vater leben konnten. Pol freute sich darauf, noch mehr Kinder durch den Palast toben zu sehen – aber er wusste, dass er in Wirklichkeit eigene Kinder haben wollte.
    Aber deren Mutter zu finden … Er runzelte die Stirn, als er wieder auf das Problem zurückkam, das noch vor ihm lag. Als Rialt seinen Gesichtsausdruck bemerkte, seufzte er.
    »Wenn Ihr entschlossen seid, schlechte Laune zu haben, Herr, dann tut uns allen den Gefallen, die anderswo zu haben! Die älteren Diener kennen dies Gesicht inzwischen, aber die neuen laufen immer noch von Entsetzen erfüllt herum, wenn sie ihren Lichtläuferprinzen so sehen – und Eure Miene ist alles andere als beruhigend.«
    Pol wurde aus seiner Stimmung gerissen. »Haben die wirklich Angst vor mir?«
    Rialt grinste ihn an. »Es nützt nicht einmal, wenn Ihr alle Kerzen in Eurer Suite gleichzeitig entzündet, wisst Ihr. Und noch dazu das Kaminfeuer.«
    Ein Lächeln zuckte um Pols Mundwinkel. »Mutter hat mich immer geschimpft, ich würde meine Gefühle ständig zur Schau stellen. Nun gut, ich werde meine schlechte Laune in die Gärten tragen und die Rosen terrorisieren. Erinnere dich mal daran, was es heißt, meinen überraschenden Impulsen zu widerstehen.«
    Rialt kicherte. »Ich kann mich noch sehr gut an diesen Gag vor neun Jahren und meine eigene Überraschung in Giamos Gasthaus erinnern.«
    Die Erinnerung an ihr erstes Treffen zuckte durch Pols Kopf: Er sah sich selbst und Meath, wie sie friedlich aßen; ein Merida, der sich als Krieger aus Gribain ausgegeben hatte, fing eine Prügelei an, die dazu dienen sollte, Pols Ermordung zu decken; und dann hatte Pol instinktiv Feuer angerufen, was Meath einen kostbaren Moment lang überrascht hatte; Rialt hatte sich bei dem Kampf durch den Einsatz seiner Fäuste hervorgetan. Pol schlug seinem Freund auf den Rücken. »Ich habe mich sogar selbst überrascht. Aber wir scheinen es beide überwunden zu haben. Ich bin im Garten, wenn du mich brauchst.«
    Die Rosen beherrschten auf heitere Weise das sanfte Frühlingslicht. Pol hatte die Beete so arrangiert, dass zu jeder Jahreszeit ein Teil des Gartens in Blüte stand; jetzt waren es die Winterblumen, aber die Frühlingsblumen waren bereits kurz davor, ihre Knospen zu öffnen. Sommer und Frühherbst waren die Zeiten einer überwältigenden Fülle von Farben, die die Sinne eines Faradhi trunken machten.
    Ein Wassergarten war im Zentralhof angelegt, zwischen den beiden Gebäuden mit vollkommen gleichen Fassaden, die Rialt respektlos die Zwillingsscheunen nannte. Die Rosenbäumchen hier waren gerade so groß, dass sie in Form von Fackeln gestutzt werden konnten; wenn sie in voller Blüte standen, würden Farben von Gelb bis Karmesinrot sie wie Flammenreihen aussehen lassen. Das Grün der Kräuter und kleinen Blümchen, die die Wege säumten, war jetzt die vorherrschende

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