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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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sich bewusst, die beim Anblick eines Lichtläufers bei der Arbeit stehen geblieben waren. Die völlige Reglosigkeit und totale Konzentration, während Pol dort im Sonnenschein stand, war nicht zu verkennen. Sie hatten es doch gewiss schon früher gesehen, dachte er. Das leise Lachen seiner Mutter zog durch seine Gedanken.
    Natürlich haben sie Lichtläufer bei der Arbeit gesehen. Aber niemals einen Lichtläufer, der auch ein Prinz ist. Kein Wunder, dass sie überrascht sind. Aber es kann ihnen nicht schaden, daran erinnert zu werden, wer du bist. Was für Neuigkeiten haben sie dir denn gebracht, Pol?
    Das kann warten, bis du mir erzählt hast, was dich hierherführt. Er spürte, dass sich ihre Farben ganz leicht verdunkelten, und runzelte die Stirn. Als sie ihm erzählte, dass Sorin und Riyan einen sterbenden Drachen entdeckt hatten, kochte er vor Wut.
    Das heißt, zwei Drachen sind ermordet worden, Pol. Dein Vater geht davon aus, dass es eine bewusste Provokation ist.
    Aber warum? Wer würde einen Drachen töten, um das Gesetz zu verhöhnen, oder auch nur zum Sport? Die Strafe, die darauf steht, ist hoch. – Darin hast du Recht, Pol. Wer aber auch immer das getan hat, der kümmert sich nicht darum. Vielleicht will er sogar gefunden werden. Sorin und Riyan werden nach ihm suchen. Ich gehe davon aus, dass ich heute Abend mehr höre, und wenn nicht, dann werde ich Riyan persönlich kontaktieren.
    Auch ich habe heute über Strafen gesprochen. Er gab Sioned eine kurze Zusammenfassung des Gesprächs, das er gerade beendet hatte, und schloss mit der Bemerkung: Andrys Arroganz übertrifft jegliche Vorstellung!
    Ja, erwiderte seine Mutter besänftigend. Aber Andrade hätte genau dasselbe getan. Sag den Männern aus Gilad, dass dein Vater sehr sorgfältig über diese Angelegenheit nachdenken wird – und hol diese Lichtläuferin aus dem Dunkel, wenn es dir möglich ist. Die leuchtenden Farben seiner Mutter zitterten vor Mitleid und aus einer Furcht, die er sich nicht erklären konnte. Ehe er jedoch eine besorgte Frage stellen konnte, war es vorbei.
    Sie wollen daraus einen Handel machen, erklärte er ihr verbittert. Mein Instinkt gebietet mir, Cabar zu erklären, dass Andry die Strafe zahlen wird, und wenn ich ihm die Haut bei lebendigem Leibe abziehen muss. Aber dann sieht es auch wieder so aus, als würde ich Cabar nur zustimmen, um diese arme Frau möglichst schnell wieder ans Tageslicht zu bringen, wohin sie ja gehört.
    Andry wird eine Menge erklären müssen, bemerkte Sioned. Ich habe dich lange genug aufgehalten, mein Sohn. Melde dich morgen Mittag bei mir, dann reden wir weiter.
    Ihr elegantes Farbmuster in der Sonne verblasste.
    Pol strich sich das Haar aus der Stirn und wirbelte zu den verblüfften Giladanern herum. Die Unterhaltung mit seiner Mutter hatte nicht mehr als wenige Augenblicke in Anspruch genommen. In dieser Zeit hatte Pol jedoch auch verschiedene Entschlüsse gefasst.
    »Lord Barig«, fing er an, »die Höchste Prinzessin stimmt mit uns überein, dass der Lichtläuferin andere Quartiere angewiesen werden müssen. Wir haben ihr die Situation erklärt, und sie hält unsere Analyse ebenfalls für richtig. Nichts kann getan werden, bevor wir nicht mit Lord Andry gesprochen haben. Wir möchten Euch allerdings darauf hinweisen, dass er einer freundlichen Regelung wahrscheinlich eher zugeneigt ist, wenn er weiß, dass seine Faradhi aus dem Dunkel geholt worden ist.« Als er die Formulierung seiner Mutter verwendete, dachte er daran, wie sie gebebt hatte, und fragte sich, ob dahinter mehr steckte als die verständliche Furcht eines Faradhi, vom Sonnenlicht fortgesperrt zu werden.
    An eine derartige Einflussnahme auf Andrys Haltung hätte Lord Barig offensichtlich noch nicht gedacht. Er nickte langsam. »Ich verstehe, Hoheit.«
    »Gut. Wir werden heute Abend noch in eines unserer Besitztümer im Norden reisen. Bitte seid so frei, in Drachenruh zu bleiben und euch für die Reise zurück nach Gilad zu stärken.«
    »Dank sei Euch, Hoheit.«
    Pol verließ sie, und Edrel folgte ihm auf den Fersen. Als sie ein ganzes Stück weit den gewundenen Korridor hinuntergegangen waren, wo die Sonne durch die offenen Fenster fiel und silberne und kupferne Kerzenhalter an den Wänden blitzten, sagte Pol: »Rialt soll in meine Gemächer kommen. Und dann weise bitte die Stallknechte an, bei Sonnenuntergang fünf gute Pferde bereitzuhalten. Außerdem wünsche ich den Unterhaushofmeister und den Kommandeur der Wache zu

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