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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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sprechen.«
    »Wohin ziehen wir, Herr?«
    Pol sah auf den Knaben hinab. »Wir ziehen nirgendwohin. Ich reise allein nach Gut Elktrap. Du bleibst hier und sorgst dafür, dass diese verdammten Giladaner nicht länger als ein, zwei Tage hierbleiben. Sollen sie doch Chiana plagen.«
    »Herr, als Euer Knappe ist es meine Pflicht, an Eurer Seite zu …«
    »Edrel, tu einfach nur, worum ich dich bitte. Wir können später darüber streiten.«
    Die dunklen Augen des Knaben weiteten sich vor Entsetzen. »Aber Herr! Ich würde mir niemals erlauben, über irgendetwas mit …«
    Pol blieb stehen, nahm Edrel bei den Schultern und lächelte. »Vergib mir. Ich weiß, dass du das nie tun würdest. Ich hätte sagen sollen, wir diskutieren es später. Richtig?«
    Edrel nickte. »Sehr wohl, Herr.« Sein vorsichtiges Antwortlächeln ging plötzlich in ein Grinsen über. »Ihr hättet ihre Gesichter sehen sollen, als Ihr die Lichtreise gemacht habt!«
    Pol verschluckte sich fast vor Lachen, aber nicht wegen der Giladaner. »Edrel! Wenn du nicht aufpasst, entwickelst du noch Humor!«
    »Oh, ich hoffe nicht, Herr.« Das junge Gesicht, das sich ihm zugewandt hatte, war ein Bild der Ernsthaftigkeit – aber in den Augen stand ein tanzendes Sprühen, so dass Pol erneut auflachen musste.
    Der Haushalt, den Rialt zu Pols Bequemlichkeit so gut organisiert hatte, verfiel in seine bewundernswerte Routine, als Pols Anordnungen bekannt gegeben wurden. Bei Sonnenuntergang trabten sechs Pferde mit Pol, Rialt, drei Wachen und Edrel, der sich durchgesetzt hatte, auf den schmalen, nördlichen Pass zu, der aus dem Tal herausführte. Als ein verwirrter und dann entsetzter Riyan Pol bei Mondaufgang ausfindig machte, war die Gruppe schon zwanzig Längen von Drachenruh entfernt.
    Aber ihr dürft nicht nach Elktrap kommen! Genau das will der Drachentöter doch!
    Reg dich doch nicht so auf! Und wag es ja nicht, ohne mich nach ihm zu suchen. Sag Sorin, ich befehle ihm, sich nicht von der Stelle zu rühren. Du kannst natürlich losziehen, wenn du willst – du bist der Vasall meines Vaters, nicht meiner. Aber Feruche …
    … ist praktisch ein Teil der Prinzenmark, und du weißt verdammt gut, dass ich ohne Sorin nicht abreise. Es ist ein gemeiner Trick, den du uns da spielst, Pol.
    Aber er ist notwendig. Ich kenne euch beide einfach zu gut.
    Er lächelte, als Riyan auf den Strahlen des Mondes zurück nach Elktrap reiste, ohne mehr als ein Brummen zur Antwort gegeben zu haben. Als er dann durch eine von Mond und Sternen erhellte Frühlingsnacht ritt, dachte er, dass er wie sein Vater und sein Großvater vor ihm nun endlich doch auf Drachenjagd ging. Denn wo ein Drache war, da würde sich auch dieser Drachentöter aufhalten.

Kapitel 10
    Gut Elktrap: Frühjahr, 5. Tag
    Es gab einen ziemlich direkten Weg nach Elktrap, und sie kamen gut voran. Aber nach einigen steilen Klettertouren und nervenzermürbenden Abstiegen im Veresch, freute sich Pol schließlich auf eine Rast. Er musste nicht einmal nach Elktrap einreiten, um willkommen geheißen zu werden; eine hübsche junge Frau wartete vor den Toren auf ihn mit einem Weinkelch von einer Größe, die dafür sorgte, dass sich bei diesem Anblick allein seine Muskeln schon entspannten. Er zügelte sein Pferd und lächelte dankbar auf die Frau herab, als sie sich tief verneigte. Als sie sich wieder aufgerichtet hatte, hielt sie ihm den Kelch entgegen.
    »Seid willkommen in Gut Elktrap, und ruht Euch darin aus«, begrüßte sie ihn mit den Begrüßungsworten der Bergbevölkerung.
    »Lady Ruala«, sagte er, als er sie an den schwarzen Zöpfen und grünen Augen erkannte, die ihr Großvater im vergangenen Jahr anlässlich seiner Zusammenkunft der Vasallen in seinem Stolz auf ihre Schönheit bis ins Kleinste beschrieben hatte. »Woher wusstet Ihr, dass ich gerade das jetzt brauche?«
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Ich kenne diese Berge, Hoheit. Jeder Reisende, der den Weg bis zu uns herfindet, braucht dringend einen anständigen Schluck Wein.«
    Er trank, seufzte vor Vergnügen über den guten Tropfen, und gab ihr den Kelch zurück. »Danach und bei Eurem Lächeln, das mich erfrischt, Herrin, habe ich diesen letzten Pass schon fast vergessen. Wer immer ihm den Namen ›Einstürzende Mauer‹ gegeben hat, wusste genau, wovon er redet.«
    Ruala kicherte und ging weiter, um auch Rialt, Edrel und den drei Wachen Wein anzubieten, wobei sie jedes Mal die traditionellen Worte des Willkommens wiederholte. Pol unterdrückte ein Grinsen,

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