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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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drängte. Der Silberfaden-Canyon war nach dem Metall benannt, das dort seit Hunderten von Jahren abgebaut wurde – und doch waren die Ledersäcke voll Gold mit dem Umriss von Skybowl gekennzeichnet gewesen. Nicht mit dem von Stronghold, Radzyn oder Tiglath oder einem der anderen wichtigen Burgen der Wüste. War Rohan so schlau gewesen, eine derartige Irreführung vorzusehen, für den Fall, dass jemand die Säcke bemerkte? Oder hatte man die Zeichen einfach übersehen?
    Ruval marschierte durch die Stadttore und an den ersten Feldern vorüber. Sintflutartige Regenfälle hatten den Boden eimerweise fortgespült, und die Bauern versuchten jetzt, dem Land seine erste Ernte zu entlocken. Er spazierte an ihren Ponys und Karren und Grüppchen, die sich besorgt besprachen, vorüber, einen Hügel hinauf und zwischen Bäumen hindurch. Auf der anderen Seite der Anhöhe fand sich eine Schlucht, wo durch den Regen ebenfalls aller Boden weggewaschen worden war, wo nicht einmal mehr genug Gras wuchs, um Schafe zu ernähren. Der Ort war verlassen, und aus dieser Abgeschiedenheit heraus wirkte er einen Lichtläuferzauber, den er zwar hasste, der aber nützlich war.
    Skybowl kauerte wie ein düsterer Drache an den Ufern seines vollkommen runden Teiches. Der Krater war weit über das normale Niveau hinaus mit Wasser gefüllt, und ein Graben war ausgehoben worden, um das Wasser abzulassen. Ruval blieb stehen und stellte fest, dass man Säcke mit Sand gefüllt hatte, um den Strom zu leiten; auch diese Säcke trugen den Umriss von Skybowl. Da Lord Riyan abwesend war, flatterte sein blau-braunes Banner nicht über der Burg. Aber auf der Straße zum Silberfaden-Canyon herrschte rege Aktivität, und eine Reihe von Packpferden verschwand soeben über den Kraterrand. Auf dem Sonnenlicht folgte Ruval ihnen bis zu der Stelle, wo ungefähr dreißig Männer und Frauen dabei waren, Silber von den Wänden längst verlassener Drachenhöhlen abzuschlagen. Am Grunde des Canyons zuckte flackerndes Licht aus einer großen Höhle; die Schmelzhütte, vermutete Ruval. Aber es gab keinen Hinweis auf Gold.
    Die Enttäuschung erbitterte ihn. Er kehrte nach Cunaxa zurück, langte in die Tasche und zog eine kleine, dünne, sechseckige Goldmünze hervor. Eine Weile drehte und wendete er sie zwischen den Fingern. Mireva hatte ihm diese Münze gegeben. Sie zeigte auf der einen Seite den Umriss der Felsenburg, auf der anderen das Profil seines Großvaters: beide stolz, königlich und herrschsüchtig. Rohan hatte alles Geld aus Roelstras Prägung zurückgerufen und durch Münzen ersetzt, die seinen eigenen gekrönten Drachen zeigten. Aber Mireva hatte diese Münze hierbehalten, und als er alt genug gewesen war, hatte sie sie ihm geschenkt. Aber sie war mehr als nur ein Souvenir.
    Die Münze stammte aus dem Jahr 703, dem Jahr bevor Roelstras und Ianthes Tod Ruvals Welt zerstört hatte, und sie war aus einem Teil des Goldes hergestellt, mit dem Rohan das Dranath bezahlt hatte. Wenn er Glück hatte, würde der Kontakt mit dem FEUER eine Vision von dem Ort freisetzen, wo sie geprägt, oder sogar, wo das Gold gefunden worden war.
    Er beschwor eine Flamme bleichen Feuers im Staub und kniete daneben nieder. Er war jetzt froh, dass er am Morgen genug Dranath genommen hatte, um den Zauber zu wirken. Er ließ die Münze in die Flammen fallen und verbrachte einen Augenblick damit, seinen eigenen Verstand zu bewundern, mit dessen Hilfe er ein Feuer schuf, aus dem er das Bild eines seit vielen Jahren erloschenen Feuers hervorrufen wollte. Die erste Aufgabe brachte er reibungslos und schnell hinter sich; schon bald sah er in das schmale, schweißnasse Gesicht des Künstlers, während der aus flüssigem Gold Münzen fertigte. Ruval kniff angesichts der plötzlichen Helligkeit die tränenden Augen zusammen. Aber unter größter Anstrengung kehrte er über den Zauber noch weiter zurück und suchte die Flammen, denen der Barren entsprungen war.
    Seine Vision wurde begrenzt durch den Nebel, der in seinen Augen brannte. Doch da, gleich hinter dem glühenden Schimmer geschmolzenen Metalls, sah er sie. Gesichter – ein Mann und eine Frau, die die Farben Skybowls trugen. Graue Schatten hinter dem Feuer an den Höhlenwänden. Und Stapel fertiger Barren – nicht Silber, sondern Gold.
    Also war es doch in Skybowl geschmolzen worden …
    Eine Stichflamme ließ ihn aufschreien. Er wurde noch weiter zurückgerissen, mitgerissen in ein anderes Feuer.
    Drachenfeuer.
    Er wurde versengt vom Atem

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