Sternenlaeufer
er in Remagev.«
»Oder in Radzyn, Feruche oder Skybowl«, dachte Ruval.
Miyon grinste. »Zweifel wegen Eures Handels, Mylord?«
»Aber überhaupt nicht, Hoheit. Der Reichtum der Prinzenmark reicht für mich leicht aus.«
»Und für Euren Bruder?«, fragte Miyon hinterlistig.
Ruval lächelte bloß.
Der Prinz schnaubte vor Vergnügen. »Verstehe. Nun gut, soll ich Euch jetzt zu meiner Tochter bringen? Oder wäre Euch Anonymität lieber, was sie angeht?«
»Letzteres. Sie sollte so unschuldig sein wie frisch gefallener Schnee.«
»Dummheit ist fast schon eine Garantie für Unschuld.«
Miyons Lächeln verging jedoch, als Ruval fragte: »Hat sie genug Verstand, alles zu tun, was man ihr sagt?«
»Sie wird dorthin reiten, wohin man sie lenkt«, erwiderte Miyon mit einem knappen Achselzucken.
Sie verließen die Privatgemächer und begaben sich ins Vorzimmer, wo andere Bittsteller warteten. Ruval war als Händler aufgetreten, der eine Patronage erbitten wollte; es war ziemlich ungewöhnlich, dass eine Alleinaudienz gewährt wurde, aber Miyons Haushofmeister konnte einer guten Bestechung einfach nicht widerstehen. Diejenigen, die kein Geld hatten, um sich ihren Weg zu dem Prinzen zu erkaufen, sondern stattdessen warten mussten, bis sie an die Reihe kamen, warfen Ruval aus den Augenwinkeln verächtliche Blicke zu.
Er ignorierte sie, konnte seinen Bruder jedoch nicht übersehen. Marron lungerte in der Tür herum, wo er auf keinen Fall sein sollte. Er hatte den Auftrag gehabt, sich in der Messe umzusehen, um möglichst viel über die Gewohnheiten dort in Erfahrung zu bringen, damit er und Ruval sich leicht anpassen konnten, wenn die Zeit gekommen war. Ruval hätte ihn erwürgen können, als er jetzt vortrat, um Miyon ebenfalls zu begrüßen.
Marron warf dem Prinzen ein Lächeln zu, das deutlich sagte: Auch ich bin Roelstras Enkel – vergiss das nicht, Vetter. Doch ehe er ihn erreichte, trat durch eine Nebentür ein junges Mädchen, vielleicht siebzehn, vielleicht noch nicht einmal, ins Vorzimmer. Sie war zierlich und schlank, mit einer Flut goldener Haare und sehr dunklen, braunen Augen, die vor Aufregung leuchteten. Sie war unglaublich schön, wenn man ihren Typ Frau mochte.
»Vater?«, fing sie an. »Ach, Vater, bitte lass mich dir danken für …«
»Meiglan!« Der Prinz funkelte sie wütend an, und sie blieb wie angewurzelt stehen, während die hübsche Röte der Begeisterung aus ihrem Gesicht wich.
Das war also das Mädchen, überlegte Ruval.
»Es … es tut mir leid«, stammelte sie.
Miyon bemühte sich sichtlich um Haltung und lächelte sie an. »Das doch nicht, mein kleiner Schatz. Nun lauf aber. Du kannst dich später für deine Geschenke bedanken.«
Marron war einige Schritte entfernt von ihnen stehen geblieben. Das Mädchen wich vor seinem Vater zurück, und dagegen trat jetzt Marron vor und lächelte wie zu einem Gleichgestellten.
»Hoheit.« Er verbeugte sich. »Ihr würdet mir eine Gunst erweisen, wenn Ihr mir Eure Aufmerksamkeit schenktet.«
»Wir denken immer gerne über die Vorschläge kluger Händler aus unserem Prinzenreich nach«, antwortete Miyon. »Aber wir müssen uns heute noch viele andere anhören.«
Ruval verstand den Wink und geleitete seinen Bruder hinaus.
Über eine Hintertreppe gelangten sie an die Tür zur Messe. Alles, was Ruval durch zusammengebissene Zähne hinauspresste, war: »Dort hinein mit dir, und tu, was man dir gesagt hat!«
Marron kicherte: »Zu Befehl, lieber Bruder.«
Ruval beobachtete ihn eine Weile, während Marron den Charme einsetzte, den er an Chianas Hof noch vervollkommnet hatte, um sich beliebt zu machen. Doch hinter seinem freundlichen Grinsen versteckte sich deutliches Missfallen an der Gesellschaft gemeiner Soldaten. Auch Ruval freute sich nicht darauf, seine Identität unter der eines angeworbenen Schwertkämpfers zu verbergen. Aber es war nötig, um nach Stronghold hineinzugelangen. Marron, der in die Eskorte aufgenommen worden war, würde einen »Freund« mitbringen. Und so würden sie einfach in Rohans Burg einmarschieren, ohne dass jemand den geringsten Verdacht hegte.
Doch er selbst war auf einmal von Misstrauen erfüllt, als er das Schloss verließ und durch die Stadt lief. Woher kam Rohans Reichtum denn nun wirklich? Miyons Überlegungen schienen vernünftig, aber sprachen mehr von Neugier, als von Versuchen, sie zu stillen. Als er die ersten Gebäude des Händlerviertels mit seinen Läden und Kneipen erreichte, warf er einen Blick auf
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