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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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wollte ich wissen.
    Danilow schwieg. »Ja«, ließ er dann widerwillig fallen.
    »Und das funktioniert alles mit Wasser?«
    »Ja.«
    Unwillkürlich stellte ich mir ein verödetes Swobodny vor. Ohne Trägerraketen und Brennstofftanks. Es würde nur noch die Startbahnen und Reihen von Fähren geben. Sie würden beschleunigen und losfliegen, eigenständig in den Orbit austreten, den Jump vollführen …
    »Können wir ihre Technologie eventuell kopieren?«, fragte ich.
    »In hundert Jahren«, antwortete Danilow gereizt.
    Ich verstand ihn völlig. Es schmerzt, mit der Nase auf die eigene Primitivität gestoßen zu werden. Vor allem auf eine derart überwältigende Primitivität …
    »Haben die Alari uns ihre Triebwerke zur Verfügung gestellt, damit wir zu den Geometern fliegen können?«
    »Ja.«
    »Und? Nehmen sie uns die Dinger jetzt wieder weg?«
    »Wieso sollten sie?« Danilow setzte ein schiefes Grinsen auf. »Als ich sie darauf angesprochen habe … haben sie mir geantwortet, das sei nicht nötig. Nicht bei diesem Schrott …«
    Was für eine beschämende Szene: Danilow fragt den Kommandanten der Flotte traurig danach, wann er diese wundervollen, phantastischen, leistungsstarken Plasmatriebwerke wieder herausrücken muss, worauf dieser das Mäusegesicht verzieht und antwortet, es lohne sich nicht, sich mit solchem Plunder abzumühen – ganz wie ein Erwachsener, der einem kleinen Jungen eine Glasperle von erstaunlicher Farbe schenkt. Nur dass das Kind nicht versteht, wie kränkend es ist, wenn sein Schatz für andere nur wertloser Kram ist.
    »Zumindest wirst du in einem guten Schiff Pilot sein«, versuchte ich ihn zu trösten. Es gelang mir nicht sonderlich gut.
    »Mir hat die Wolchak vollauf genügt«, kappte Danilow meinen Zuspruch. »Und mit diesen Wundertriebwerken lässt man uns sowieso nicht wieder von der Erde weg. Sobald wir gelandet sind, wird das Schiff zu Forschungszwecken auseinandergenommen.«
    »Auf der Erde wird man eher uns … auseinandernehmen«, rief ich ihm in Erinnerung. »Und dabei wird man uns alles, was wir uns geleistet haben, unter die Nase reiben. Allein ein Jump von einer niedrigen Umlaufbahn aus genügt, um für den Rest des Lebens Flugverbot zu erhalten.«
    Danilow erwiderte kein Wort.
    »Ich habe … mit meinem Großvater gesprochen«, fuhr ich fort. »Über einen Flug zum Kern.«
    »Ich glaube nicht, dass das klug wäre.«
    Das brachte mich aus dem Konzept. Bei Danilow hatte ich nicht mit Widerstand gerechnet.
    »Petja, du hast dich auf ein Abenteuer eingelassen, auf das wildeste Abenteuer der Geschichte«, sagte Danilow. »Widerwillig zwar, aber du hast dich darauf eingelassen.
    Dann ist jedoch ein Wunder geschehen, du hast es geschafft, in diese fremde Welt vorzudringen und sie mit heiler Haut wieder zu verlassen. Bild dir aber bloß nichts darauf ein! Wie hieß es seinerzeit bei uns: Wenn der erste Flug ins All problemlos verläuft, bringt das Unglück. Du hast an dein Glück geglaubt, daran, dass es nicht sonderlich schwierig ist, sich bei den Aliens einzuschleichen. Und jetzt hast du dir in den Kopf gesetzt, zu einem Ort aufzubrechen, von dem eine ganze Zivilisation geflohen ist. Eine mächtige und unbarmherzige Zivilisation … Ich bin gegen diesen Plan, Petja. Wir müssen zur Erde zurückkehren. Und ihr wenigstens dieses Schiff bringen, damit man es untersuchen kann.«
    »Mein Großvater und ich werden zum Kern fliegen.«
    Danilow warf mir einen scheelen Blick zu. »Und wie? Mit Jumps?«
    Nun musste ich auch ihm all das erklären, was ich bereits meinem Großvater dargelegt hatte. Über das Schiff der Geometer und die Prinzipien seiner Fortbewegung.
    Der Oberst hörte mir schweigend und irgendwie mür risch zu. Nach einer Weile schüttelte er den Kopf. »Es gibt da noch ein kleines Hindernis. Da kommt es gerade …«
    Ich drehte mich um. Durch die Halle kam der Kommandant des rot-violetten Geschwaders der Alari.
    »Mein Großvater und der Zähler haben ihn bestimmt überzeugt«, sagte ich. »Was spräche denn überhaupt dagegen?«
    »Das Schiff der Geometer, Pjotr. Es steht für eine ungeheuer starke Technologie. Es war eine Sache, als du nach einem Gedächtnisverlust mit ihm zu den Geometern geflogen bist. Aber es ist etwas ganz anderes, wenn wir mit ihm … bei klarem Kopf und wachem Verstand aufbrechen.«
    »Das verstehe ich nicht«, gab ich offen zu.
    »Was glaubst du denn, was passiert, wenn wir nicht zum Kern fliegen, sondern zur Erde? Wenn wir der Menschheit diese

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