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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Das Schiff schwieg, offenbar glaubte es, seine Pflicht erfüllt zu haben. Ich lauschte in mich hinein und versuchte, mit dem Cualcua Kontakt aufzunehmen. Aber ich erhielt keine Antwort.
    Ob die in mir lebende Amöbe das Geschehen ebenfalls verfolgte? Wuchsen mir im Nacken gerade ein paar Augen, welche die Welt untersuchten?
    Oder war hier, in der Welt des Schattens, jenes Band, das Milliarden von winzigen Wesen zu einem einzigen Ganzen vereinigte, womöglich durchtrennt?
    Oder war der Cualcua trotz der unvorstellbaren Entfernung immer noch eins, eine winzige Zelle in einem riesigen Gehirn, das mit unstillbarer Neugier jede neue Information verschlang?
    Mit einem Mal begriff ich, dass schon seit einer Minute Stille in der Kabine herrschte. Der Zähler hatte seinen »Rundgang« beendet, Danilow und Mascha schauten mich an.
    »Was schlägst du jetzt vor, Pjotr?«, fragte Danilow leise. »Wir sind da. Das war wirklich gar nicht so schwierig. Dann gib mal den nächsten Befehl.«
    Können wir in dem hiesigen Milieu leben?
    Inzwischen war ich selbst reichlich nervös. Eine negative Antwort des Schiffs wäre mir also gar nicht so ungelegen gekommen.
    Ja.
    Öffne die Kabine!
    Die Kuppel färbte sich dunkel, verlor ihre Durchsichtigkeit.
    »Wir steigen jetzt aus«, teilte ich den anderen mit.
    Mit einem leichten Schmatzen rollte sich die Kuppel ein.
    Wir pressten uns aneinander, völlig gebannt von dem lodernden Himmel.
    Nein, ein Bildschirm kann das einfach nicht wiedergeben! Und sei es nur, weil wir wissen, dass es sich um ein Bild handelt. Das man ja Gott weiß wie manipulieren konnte. Nun aber sahen wir alles mit eigenen Augen.
    In meiner Kindheit hatte mich der Nachthimmel über der Krim fasziniert. Nach den fahlen Sternen des Nordens wirkte er wie ein Meer von Diamantsplittern, wie ein wahrhaft göttliches Werk. Später, als Teenager, war ich einmal in den Tropen gewesen, wo mir aufging, was der Himmel des Südens wirklich ist. Dort drängte sich der Gedanke an den Schöpfer schon nicht mehr auf. Die Sterne standen nämlich auf einer Stufe mit Gott. Sie waren kein wertvoller Staub – sondern echte Brillanten.
    Doch erst dieser Himmel hier war lebendig. Der hiesige Giordano Bruno wäre nicht wegen der Frage auf dem Scheiterhaufen gelandet, ob andere Welten bewohnt sind, denn die Antwort wäre klar gewesen. Kein kaltes Licht toter Edelsteine, sondern der warme und lebendige Atem eines fernen Feuers entströmte diesem Himmel. Die Ebene, eine karge, leicht hügelige Wüste, wirkte märchenhaft schön, wie auf einer Weihnachtskarte. Die vielfarbigen Sterne tauchten sie in zauberisches Licht, in dem man keine einzelnen Farben, keine einzelnen Nuancen wahrnehmen konnte – es sei denn aus den Augenwinkeln heraus. Übrigens entgegen jeder Physiologie des Blicks.
    Der Geruch des Planeten, den man sofort nach der Landung unwillkürlich registriert, war kaum wahrzunehmen. Ein Dichter hätte gesagt, so dufte Sternenlicht. Ich fand keinen Vergleich. Vielleicht war es der Geruch nach fehlendem Leben …
    »Ozon«, sagte Mascha plötzlich. »Es riecht nach Ozon, oder?«
    »Das kommt von den Triebwerken …«, erklärte ihr Danilow. Er erhob sich aus dem Sitz, – kletterte vorsichtig über den wulstförmigen Rand der offenen Kuppel und blickte zurück. »Du gestattest doch, Pjotr?«
    »Nur zu«, erwiderte ich.
    Danilow stand einen Moment da, dann sprang er hinunter. Er inspizierte den Boden, als erwarte er gierige Münder daraus auftauchen zu sehen.
    »Ein kleiner Schritt für einen Menschen …«, sagte er. »Auf den die Menschheit verdammt nochmal verzichten kann.«
    Die Worte ertranken in der Stille. Einer erschütternden Stille. Kein Wind ging, keine Stimmen waren zu hören, nicht der gewöhnliche Industrielärm. Nur unser Atem.
    »Was für seltsame optische Gegebenheiten«, kommentierte der Zähler, während er langsam aus dem Cockpit herauskrabbelte. »Die Atmosphäre verzerrt das Spektrum kaum …«
    »Und das ist alles, was du dazu sagen kannst?«, fragte ich. Der Zähler war der Einzige von uns, der angesichts des Himmels im Kern weder Ehrfurcht noch Begeisterung empfand. »Melden sich bei dir gar keine Gefühle?«
    »Ich könnte jetzt natürlich eine Reihe von Phrasen von mir geben, die starke Emotionen ausdrücken«, antwortete der Zähler amüsiert. »Aber, Pjotr, du solltest von mir nicht die Reaktionen eines Menschen erwarten.«
    Ich nickte nur und schluckte eine Beleidigung hinunter. Dem Zähler entging das anscheinend

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