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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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»Hast du irgendetwas entdeckt oder bist du auf einen Hinweis gestoßen, der SAH verraten könnte?«
    »Nein«, sagte ich. »Da war nichts. Er hat mich mitten im Wald gefunden. Wenn er mich nicht erkannt hat, gab es überhaupt keinen Grund für all das.« Ich lehnte den Kopf an seine Schulter.
    »Nun, SAH ist keiner, der ein Risiko eingeht. Du könntest immerhin etwas gesehen haben. Deshalb hat er dich mit einem Blick betäubt und in einen eurer alten Atombunker geworfen.«
    »Was ist dort mit mir geschehen?« Ich zitterte in dem Versuch, die immer wieder aufsteigende Kälte fortzudrücken. »Da waren so schreckliche Gedanken in mir. Ich hab mich gefürchtet wie noch nie zuvor in meinem Leben.«
    »Die Hand ist ein Meister der Telepathie.« Seine Stimme war rau und brüchig. »Es bedarf ihn nur eines kleinen Anstoßes in deinem Gehirn, um in dir deine schlimmsten Ängste zu wecken. Er lässt sie so wahr werden, dass sich dein Körper auf diesen Zustand einstellt, obgleich es nicht real geschieht. Zudem entzieht er dir die Energie, bis du leer gesogen bist und nichts mehr in dir wohnen kann als nackte Furcht. Eine Foltermethode,die er häufig anwendet. Es ist aber auch eine ziemlich sichere Art zu töten. Denn wenn dieser Vorgang nicht abgebrochen wird, dann richtet sich das Opfer selbst mit seinen Ängsten zugrunde. In ihm ist ja nichts mehr, was es dem entgegensetzen könnte.« Er vergrub das Gesicht in meinem Haar. »Als ich dich fand, warst du eiskalt und lagst vollkommen reglos da. Alles war still um dich herum – bis ich ganz leise dein Herz schlagen hörte.« Seine Arme, die mich hielten, spannten sich an. »Einen Moment lang hatte ich geglaubt, ich käme zu spät.«
    Ich spürte einige letzte Kältesplitter, die sich einen Weg durch meine Zehen in die Füße stahlen und meine Beine verhärteten. Er merkte es und massierte sie sanft, bis sie sich wieder etwas entkrampften.
    »Aber weshalb gehen die Ängste, seit du bei mir bist, ich meine, wenn er sie doch gar nicht gestoppt hat?«
    Ein abgeschlagenes Grinsen fand in sein Gesicht. »Schon vergessen? Nicht nur er verfügt über Kräfte.«
    Er strich mir das Haar hinter die Ohren. »Willst du mir erzählen, was du gesehen hast?«
    Ich war mir nicht sicher. Allein der Gedanke daran drohte den Schutz zu durchstoßen, den seine Gegenwart mir gab. »Ich hatte …« Meine Stimme war der schwache Abklatsch eines Tons, und auch als ich ein zweites Mal ansetzte, verschwamm die Welt erneut vor meinen Augen.
    »Schon gut.« Wieder wog er mich auf seinen Knien. »Es war eine Illusion, ein böser Traum«, flüsterte er mir zu. »Du musst es mir nicht erzählen, wenn du nicht kannst.« Er zog mich an sich und streichelte mein Gesicht. Seine Nähe ergoss sich wie warmer Balsam über meine Seele.
    Ich versank in dem Gefühl, das nur er mir geben konnte, und schöpfte Kraft, die nicht meine war.
    »Fühlst du dich besser?«, fragte er nach einer Weile.
    »Ja.« Ich schniefte. »Ja, es geht.«
    Für den Hauch eines Moments glaubte ich, einen Ausdrucktiefer Erleichterung in seinem Gesicht zu erkennen, ich dachte schon, er würde mir gleich ein Lächeln schenken, aber dann wurde seine Miene wieder starr und unbewegt.
    Seine Hand lag reglos auf meinem Knie, als ich den Blick senkte. »Wie hast du mich gefunden?«
    »Es war alles sehr merkwürdig. Nachdem du verschwunden bist, habe ich mich sofort auf die Suche nach dir gemacht. Natürlich bin ich als Erstes zu dir nach Hause geflogen. Deine Mutter hat mir erzählt, dass du bei ihr warst, deine Sachen gepackt hast und sogleich wieder kopfüber davongestürzt bist. Sie wollte wissen, was geschehen ist.«
    Ein Schreck fuhr durch meine Glieder. »Du hast ihr doch hoffentlich nichts gesagt?«
    »Nein. Sie war auch so schon krank vor Sorge. Genau wie ich.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe.
    Seine Hand versteifte sich und er verströmte eine seltsame Unnahbarkeit, wie ich sie kaum noch von ihm kannte. »Ich habe ihr erzählt, dass wir uns gestritten haben, und ihr versprochen, dich zu suchen, während sie zu Hause blieb, um auf dich zu warten, falls du doch noch zur Besinnung kämst und zurückkehren würdest.« Er warf mir einen kurzen und sehr ernsten Blick zu. »Eine innere Stimme sagte mir, dass du dich nicht mehr in der Stadt aufhältst. Deshalb fuhr ich die Kuppelgrenzen ab, um in Erfahrung zu bringen, ob du eine der Passstellen übertreten hattest. Ein Pförtner gestand mir zähneknirschend, dass er eingeschlafen gewesen war,

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