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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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ich angesichts der Gewissheit, die mir das gab, erbleichte. In meinem Magen zog sich alles zusammen.
    »Lässt du uns bitte einen Moment allein?« Die Worte galten meiner Mutter, mein Blick aber blieb fest auf Iason gerichtet, der vorsichtig seine Hand zurückzog.
    Meine Mutter sah besorgt zu Iason und wieder zurück zu mir. Dann stand sie auf und küsste mich auf die Wange. »Ich komme später noch mal wieder«, sagte sie und schloss leise die Tür.
    Iason saß auf dem Stuhl neben meinem Bett. Stumm fuhr er sich über das Gesicht.
    Ich umklammerte eine Falte meiner Bettdecke. »Was ist mit deinen Augen?«
    Er zögerte und wandte sich blicklos der Richtung zu, aus der meine Stimme kam. Schon vorher hätte mir auffallen müssen, dass er sich an meiner Stimme orientierte. Es war doch geradezu offensichtlich.
    »Die Hitze hat meinen Sehnerv beschädigt.«
    Ich senkte meine Lider und nickte.
    »Vielleicht regenerieren die Zellen sich wieder. Bei uns Loduunern geht so etwas schnell, viel schneller als bei euch Irden.«
    »Und wenn nicht?«
    Eine Weile standen meine Worte einsam im Raum.
    »Dann habe ich wohl genug gesehen.«
    Heiße Tränen schossen in meine Augen.
    »Ich dachte«, ein Schluchzen brach aus mir hervor, »ich dachte, jetzt wäre endlich alles gut.«
    Er tastete nach meiner Hand.
    »Vielleicht ist es ja nur für kurze Zeit«, sagte er leise.
    »Und wenn du nie …?« Alles in mir sperrte sich, diesen Gedanken weiterzudenken. Ich wusste doch, wie stolz Iason war; wie viel ihm sein Sinn bedeutete. Er war zum Beschützen geboren, nicht um beschützt zu werden. Das wusste ich doch.
    »Wäre das ein Problem für dich?«, fragte er vorsichtig.
    »Ob es ein Problem für mich wäre?« Unwillkürlich lachte ich auf. Es war ein verzweifeltes und fassungsloses Lachen. »Wie kannst du nur so was Bescheuertes fragen? Selbst wenn du mit der Nase sprechen würdest, ich wollte nie auf dich verzichten.«
    Er lächelte schwach.
    Ich zog ihn zu mir heran und nahm sein Gesicht in die Hände. »Aber du, kannst du damit leben?«
    »Hey, wo ist die Hoffnung in dir?«, flüsterte er, während wir dieselbe Luft einatmeten. »Mach dir bitte nicht solche Sorgen.«
    Das war Iason. Er selbst befand sich in einer verzweifelten Lage und versuchte, mich zu trösten. Ich hatte echt kein Recht, hier herumzujammern. Ich schielte zum Spiegel gegenüber am Schrank und tastete nach dem dicken Verband, der um meinen gesamten Kopf gewickelt war. Lediglich mein Gesicht blieb davon ausgespart.
    »Na ja, so wie ich gerade aussehe, ist es vielleicht besser, wenn du erst mal nichts siehst.«
    »Ich mag dich auch«, antwortete er.
    Zärtlich betrachtete ich ihn, jeden einzelnen Gesichtszug, seine weich geschwungenen Lippen … die klassische Nase … seine dunkelgrauen Augen, aus denen ein zartes blaues Glimmen hervorkam. Nur schwach, aber es war da, und es schien, als kämpfte es darum, wieder stärker zu werden. Ich verspürte ein Sehnen, das nicht so recht hierherpasste. Oder vielleicht gerade doch?
    »Küss mich«, sagte ich.
    Iason stutzte. »Mia, du hast eine Schädelfraktur.«
    »Und du bist blind. Und jetzt küss mich.«
    Er zögerte und ich glaubte beinahe, mein vortreffliches Argument hätte ihn überzeugt, aber dann schüttelte er den Kopf.
    »Das geht nicht. Es wird Zeit, dass wir vernünftig handeln.«
    »Was meinst du?« Mein Puls wurde schneller, begann zu rasen. War nun der Zeitpunkt gekommen? Jetzt, da Tom sich in Sicherheit befand, ich überlebt hatte, und es für ihn als Wächter keinen Grund mehr gab, auf der Erde zu bleiben, wollte er sich da verabschieden? Ich wusste, dass es für Iason der einzig gangbare Weg war, die einzige Möglichkeit, um glücklich zu sein. Er gehörte hier nicht her. Sie alle gehörten hier nicht her. Ich krampfte meine Hände zusammen, um ihr Zittern zu unterdrücken.
    Er merkte es und wurde bleich. »Geht es dir nicht gut? Soll ich die Ärztin rufen?«
    »Nein«, sagte ich gepresst.
    Erschrocken nahm er mich an den Schultern und beugte sich über mich. »Mia, was ist mit dir? Meine Güte, du hast ja Schüttelfrost!«
    Sagen, ich sollte etwas sagen. Aber wie denn, wenn ich meine Zähne einfach nicht unter Kontrolle brachte? »Ich wi… will e… es nicht wissen. Es sche… sche… scheint nur so.«
    »Was? Was willst du nicht wissen?«
    Es war ein ziemlicher Kraftakt, aber schließlich bekam ichmich wieder etwas in den Griff. »Seit wann ist ein Kuss unvernünftig? Willst, willst du mich nicht mehr?«

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