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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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mehr und mehr an Blau, wurde immer blasser – und verschwand wie ein sinkender Körper im Wasser.
    Greta kniete neben mir nieder. »Mia«, sagte sie sanft. »Er ist tot.«
    »Nein!« Das konnte, das durfte nicht wahr sein. Meine Knie gaben nach und ich klammerte mich mit den Händen an den Brunnenrand.
    »Bleib bei mir«, wimmerte ich leise, legte meinen Kopf an sein schwindendes Shanjas. Doch als sein Schein erlosch, sank ich tiefer und immer tiefer, bis nur noch das kühle Steinbecken meine Wange berührte.
    Alles würde gut, das hatte er mir versprochen. Er hatte es mir doch versprochen …

35

    W enn das Leben keinen Sinn mehr hat, warum lebt man dann? Ich hörte mein eigenes Herz schlagen, sonst vernahm ich Stille. Wie ein Leintuch segelte sie auf mich herab, bedeckte meinen Körper, meinen Geist und wiegte mich im Schoß der Dunkelheit. Es war nichts mehr da – außer Leere, die sich mehr und mehr in mir ausbreitete und Besitz von mir nahm.

    Licht flackerte auf meinen gesenkten Lidern. Fernes Brummen und Stimmengewirr drangen an meinen Geist.
    Fort, geht fort. Lasst mich allein.

DRITTER TEIL
    Goldener Herbst

    War alles nur ein Trug, ein Schein?
    Suchte ich vergebens gar?
    Ich glaubte nicht, dass meine Hoffnung
    ein flackernd Licht am Himmel war.
    Mia

36

    M ia?«
    Ich antwortete nicht. Warum Worte verschwenden? Weshalb die Kraft aufbringen? Es war überflüssig, wenn er sie nicht hörte.
    Ich ließ mich zurückfallen, fort von der Oberfläche meines Bewusstseins.
    »Mia!«, rief jemand.
    Iason?
    Wo er war, da wollte ich auch sein. Deshalb beschloss ich zu gehen.
    Aus der Ferne vernahm ich seine Stimme und freute mich, weil ich einen Weg gefunden hatte, mich den Toten zu nähern.
    »Mia!«, erklang Iasons Stimme wieder.
    Ja, ich komme. Ich finde einen Weg! Irgendeinen Weg werde ich finden! Ich schwebte in die Richtung, aus der sie kam.
    »Mia, mein Sinn, mein Leben.«
    Ich kam der Stimme näher, immer näher, bis ein stechender Schmerz in meinem Kopf mich innehalten ließ. Nein, so fühlte sich der Tod bestimmt nicht an. Schmerzfrei sollte er sein. Ohne Qual und ohne dieses Hämmern in meinem Gehirn.
    »Bitte, Mia. Ich brauche dich.«
    Wo musste ich hin, um ihrem Klang zu folgen? Der schönsten Melodie des Universums. Ich irrte umher, suchte sie, bis sie wieder etwas lauter wurde. Da wusste ich, dass ich die richtige Richtung eingeschlagen hatte.
    Ich hielt den Druck in meinem Kopf kaum mehr aus. Aberdiese Stimme, ihr Klang rief mich zu sich. Ich war fast bei ihr. Wäre nur dieser Schmerz nicht. Er stach und bohrte – mehr und mehr. Mein Gehirn drohte zu zerplatzen. Ich hielt es nicht mehr aus und gab mich dem Sog hin, der mich zurückriss. Der Schmerz ließ nach, je weiter ich davonschwebte.
    »Du hast dich doch noch nie von etwas abbringen lassen. Egal, wie schwer es war. Bitte, komm zurück … Mia.«
    Was war mit der Stimme? Sie entfernte sich von mir.
    »Ich flehe dich an. Finde den Weg. Kämpfe, Mia«, kam es von immer weiter her. »Kämpfe für uns .«
    Und dann kämpfte ich; über die Grenzen meiner Kraft hinaus. Ich wand mich, entzog mich dem Sog und schwebte ihr entgegen. Ich musste diese Stimme hören, selbst wenn mein Kopf dadurch zerbarst. Ich ruderte weiter, bis ich in dämmriges Licht eintauchte.
    Dann fühlte ich eine sanfte Berührung auf meiner Haut. Wohltuende Wärme durchströmte mein Inneres, füllte es aus und nahm mir die Einsamkeit. Hier wollte ich sein, hier wollte ich bleiben … Blinzelnd öffnete ich die Augen.
    Ich erkannte einen verschwommenen Umriss. Wo war ich? Im Himmel? Es roch irgendwie nach Krankenhaus. Aber da war noch etwas anderes. Ein Duft – vertraut und angenehm. Um mich herum war alles warm und weich. Gab es im Himmel Betten? Ich wartete; lauschte meinem Herzschlag und versuchte, meine Glieder zu spüren. Ein Kribbeln fand in meine Hände. Da war sie wieder! Diese Berührung. Sie kam von außerhalb und doch gehörte sie zu mir, als wäre sie ein lebenswichtiges Organ. Sie schenkte mir Kraft. Der graue Dunst löste sich von mir. Wie Nebel verflüchtigte er sich und gab mich frei.
    Engel schien es im Himmel zumindest schon mal zu geben, denn Iason saß an meinem Bett und hielt meine Hand. Und dann, oh nein, bekam ich wieder diese brüllenden Kopfschmerzen. Also die ewigen Jagdgründe hatte ich mir wirklich anders vorgestellt. Und warum schimmerten seine Augen so zerquält?Es war, als hätte er meine Ankunft noch nicht im Mindesten bemerkt. Hm, irgendetwas

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