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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Sorgen«, sagte ich und hoffte gleichzeitig, diese Worte könnten auch mich beruhigen. »Alles wird sich wieder einrenken. Irgendwann ist der Krieg vorbei, und ihr kehrt nach Hause zurück.«
    Aber was würden sie dort vorfinden? Wer von ihren Familienangehörigenwäre dann noch am Leben? Schnell verdrängte ich diesen Gedanken. »Du solltest jetzt auch schlafen gehen.«
    Luna umarmte mich. Einen Moment lang schien es, als ob sie mich gar nicht mehr loslassen wollte. So etwas hatte sie noch nie getan, und es rührte mich, dass ausgerechnet sie, die sonst immer die Distanzierteste war, mir ganz unverhofft ein solches Gefühl der Zuneigung schenkte.
    Ich schaute ihr nach, während sie den Raum verließ.
    Als ich allein war, räumte ich die Kissen auf die Couch zurück. Ich ließ ihnen eine ausgedehnte Behandlung zukommen und zog – ganz entgegen meines eigentlichen Naturells – immer wieder ihre Ecken lang, oder klopfte sie neu auf. Als sie akkurat wie Zinnsoldaten positioniert waren, ging ich zum Fenster und schaute hinaus. Regen prasselte gegen die Scheibe, während dunkle Wolkenfetzen in gespenstischen Schatten am Himmel entlangzogen. Ein leises Donnern grollte in der Ferne. Meine Gedanken kreisten nur um eins. Iasons Lächeln. Warum? Nach all dem, was er mir vor einer Woche an den Kopf geworfen hatte.
    Ich dachte noch lange nach, auch darüber, was Luna mir gerade erzählt hatte.
    Als ich merkte, dass der Regen nicht nachlassen würde, nahm ich meine Tasche und wandte mich zum Gehen, da sah ich Iason, der mit der Schulter am Türrahmen lehnte und mich ansah.
    Seine Präsenz war so umwerfend, eine vibrierende Spannung verbreitete sich im Raum.
    »Schläft Hope?«, fragte ich vorsichtig.
    »Ja, sie schläft«, sagte er, ohne den Blick abzuwenden.
    Nur unsere leisen Atemgeräusche pulsierten in der Stille. Mein Gott, was geschah hier gerade?
    »Ich, ähm, geh dann mal«, sagte ich irgendwann befangen. Doch als ich mich an ihm vorbeistehlen wollte, hielt er meinen Arm fest.
    »Danke.«
    Wie verzaubert verharrte ich und starrte geradeaus. Hatte ich mich da eben verhört? Ich musste mich verhört haben. Es war unmöglich, dass Iason sich bei mir bedankte.
    »Wofür?«, fragte ich, ohne mich von seiner Berührung zu lösen.
    »Ich habe Hope schon lange nicht mehr so fröhlich erlebt. Du hast sie gerade sehr glücklich gemacht.«
    »Das hat wohl eher damit zu tun, dass euer Schiff heute fertig geworden ist.«
    »Nein«, drang seine warme Stimme in mein Ohr, »deine Geschichte hat sie sehr bewegt.«
    Ich musste etwas erwidern. Irgendwas musste ich jetzt von mir geben, egal, wie schwer es mir fiel. »Sie kannte sie eben noch nicht.« Ich hörte mich kaum, so laut hämmerte mein Puls in den Ohren.
    »Sie kennt überhaupt keine Geschichten. Auf Loduun gibt es so etwas nicht.«
    » Keine Geschichten?«, fragte ich, bevor es mir endgültig die Sprache verschlug.
    Er wiegte den Kopf. »Geschichten sind eine Erfindung von euch Irden. Auf Loduun konzentrieren wir uns nur auf die Realität. Das, was wirklich ist, nehmen wir so intensiv wahr, dass es uns ganz und gar ausfüllt. Deswegen beschäftigen wir uns gar nicht mit Fantasien. Wir denken rein logisch. – Zumindest war das bisher so.«
    »Aha«, sagte ich nur, aber immerhin etwas.
    Iasons Griff wurde sanfter, aber er ließ mich immer noch nicht los. Er sah mich an, das spürte ich.
    Schweigend und wie gebannt stand ich da. Es gab so vieles, das ich ihm sagen wollte. Doch ich konnte nicht. Ich brachte es einfach nicht über die Lippen.
    »Ich muss jetzt gehen.« Meine Stimme war leise, fast wie ein Hauch, aber er hatte es gehört, da war ich mir sicher.
    Kurz darauf ließ er mich los und trat zur Seite.
    Als ich in die Küche kam, füllte Bert gerade die Reste des Abendessens in eine Schüssel und stellte sie in den Kühlschrank.
    »Machst du dich auf den Weg, Mia?«, wollte er wissen.
    »Ja.«
    Bert blickte auf die Uhr. »Du hast schon wieder seit über zwei Stunden Dienstschluss.« Seine Bemerkung klang beinahe wie ein Vorwurf.
    »Wenn Zeit dazu ist, feiere ich meine Überstunden ab«, versprach ich.
    »Die zähle ich inzwischen nicht mehr. Aber falls du mal ein oder zwei Wochen freinehmen willst, ich denke, das dürftest du inzwischen zusammenhaben.«
    Um seinetwillen brachte ich ein schwaches Lächeln zuwege. »Tschüss, Bert.«
    Ich ging hinaus in den strömenden Regen. Die Luft war auf höchstens fünfzehn Grad abgekühlt, und mir schlugen kalte, satte Tropfen

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