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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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die Mitte warf, und auch die auffällig überzogenen Unschuldsbekundungen unserer Nachbarn aus Loduun ihn nicht mehr dazu bewegen konnten, weiter mitzuspielen, verstreute sich die kleine Gesellschaft an und unter Deck. Da wir guten Wind hatten, hissten Finn und Frank die Segel. Hope, Luna und Ariel halfen ihnen. Silas kletterte wie ein Äffchen in der Takelage herum, und Bert hatte alle Mühe, Tony im Zaum zu halten, damit der nicht ins Wasser fiel oder anderweitigen Unfug anstellte.
    Am Bug fand ich schließlich Iason. Die Hände auf die Reling gestützt, blickte er reglos auf die See hinaus.
    War jetzt die Zeit gekommen, um meinerseits einen Schritt auf ihn zuzugehen? Ich atmete tief durch, ging zu ihm hin und stellte mich neben ihn. Auffrischender Ostwind wehte durch sein braunes gewelltes Haar.
    »Wie habt ihr das nur geschafft?«, fragte ich, darauf bedacht, die richtige Eingangsfrage zu finden. » Dornröschen ist wie neu.«
    »Auf Loduun haben wir viel mit Holz gearbeitet.« Sein Blick wanderte zum Horizont. »Ich mag den Geruch. Er erinnert mich an zu Hause.«
    Konnte oder wollte ich es nicht verstehen? Dies hier war nicht seine Heimat, und sie würde es auch niemals sein. Beim Gedanken daran, dass Iason und die Kinder eines Tages wieder nach Loduun zurückkehrten, wurde mir ganz heiß im Magen.
    »Der Wind tut gut«, sagte er und erwachte aus der Versonnenheit. »In den letzten Tagen dachte ich, wir würden unter der Kuppel ersticken.«
    »Ja, es wird jetzt immer wärmer«, antwortete ich. Herrgott, was für einen Schwachsinn gab ich denn da von mir? Es wird immerwärmer? Selbst meine Großmutter hätte bei so einem armseligen Konversationsversuch gegähnt.
    In diesem Moment kam zum Glück Tony um die Ecke geflitzt.
    »Ich hab dich lieb.« Tony winkte mir zu, doch als Bert ganz außer Atem hinter ihm hergerannt kam, flitzte er wieder davon.
    »Warte nur, wenn ich dich erwische«, schimpfte Bert und verschwand ebenfalls.
    Wir sahen uns an und lachten leise. Die Sonne glitzerte auf dem Wasser, während die Gischt zu uns aufsprühte.
    »Geht es dir wieder besser?«
    Ich zuckte vage die Schultern und wandte mich dem Meer zu. »Ich habe es akzeptiert.« Dann wurde ich mir des seltsamen Beiklangs bewusst, den seine Stimme eben hatte. »Wieso die Frage?«, erkundigte ich mich. »Hattest du den Eindruck, dass es mir schlecht ging?«
    Iason stützte sich an der Reling ab. »Du warst die letzten Tage sehr still. Ich habe dein Lachen vermisst.« Er unterbrach sich und ließ den Blick schweifen. »Immer wenn du mich angesehen hast, war es, als würdest du erschrecken.«
    »Wirklich so schlimm?«
    Darüber schwieg er sich aus.
    Der Wind frischte auf und ich fing eine Strähne ein, die vor meinem Gesicht herumflatterte. »Ich hatte ’ne leichte Erkältung, da bin ich immer so.«
    Keine Reaktion.
    »Ehrlich!«, versuchte ich, ihn zu überzeugen – ohne Erfolg.
    Eine Böe erfasste uns und ich hielt mit der anderen Hand den Kragen meiner Jacke zusammen. Weshalb war er plötzlich so anders zu mir? So zugeneigt? Mehr konnte es ja leider nicht sein, wenn Loduuner nicht in der Lage waren zu lieben.
    »Tony! Wo bist du?«, hörten wir Bert. »Dieser verfluchte Racker.«
    Ich sah zu den Tauen, hinter denen eine blonde Haarsträhne auf- und abwackelte.
    » Bert ist jedenfalls nicht der Grund für Tonys Sinn«, versuchte ich, ein anderes Thema aufzugreifen. Das Thema, worüber ich sowieso mit ihm sprechen wollte.
    Ein transatlantisches Flugschiff verschwand hinter einer Wolke.
    Sachte stieß ich ihn von der Seite an. »Jetzt komm schon. Ich bin keine Porzellanpuppe.«
    Er schmunzelte verlegen.
    »Fangen wir mal mit Silas an«, gab ich mich locker.
    »Da musst du Finn fragen. Sie sind beide vom Clan der Besonnenen.«
    »Dann schimmert Silas irgendwann auch in so einem zarten Gelb wie Finn?«
    »Ja, er wird nie so schäumend blau wie ich.«
    »Stimmt«, sagte ich und wagte einen mutigen Blick in sein Gesicht, »deine Augen strahlen viel intensiver als Finns. Und wenn du wütend wirst, flackern sie wie blaue Flammen.«
    »Das liegt am Temperament«, sagte er ein wenig verlegen.
    »Temperament ist nichts, wofür man sich schämen muss.« Insbesondere nicht, wenn es zu solchen Augen führt, fand ich.
    In diesem Moment drang Berts Stimme ungewohnt barsch von der anderen Seite des Decks zu uns hinüber. »Ariel, wie oft soll ich es dir denn noch sagen? Lass endlich Tony in Ruhe! Das gibt’s doch nicht. Ihr zwei raubt mir noch den

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