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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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erfüllte – was auch gleichzeitig das Ende ihres Lebens hieß.
    Ob sich ihr Schicksal ebenso auf der Erde erfüllen könnte? Möglich wäre das immerhin. Wie also etwas aufhalten, von dem ich gar nicht genau sagen konnte, wo, wann und wie es passieren würde? Sie wussten es ja selbst nicht einmal.
    Ich hielt das nicht mehr länger aus, ich musste irgendetwas tun. Also raffte ich mich aus dem Bett auf und machte Ordnung in meinem Zimmer. Die herumliegenden Kleider kamen in den Schrank zurück, die Schnellhefter auf einen Stapel in das Regal. Meine Hand verweilte am Fenstergriff, als ich durchlüften wollte.
    Wer von ihnen würde als Erster sterben? Die süße Hope? Silas? Etwa Ariel? Oder mein Tony?! Nein, Tony nicht. Er hatte ja einen fortwährenden Sinn. Aber wer sagte das eigentlich? Woher wollte Iason wissen, ob Tony vielleicht nicht nur geboren wurde, um eine bestimmte Person glücklich zu machen? Vielleicht hatte diese Person ja auch nur ein ganz kurzes Leben, und dann? Oh nein!
    Was, wenn es Iason war? Ich riss das Fenster auf und rang nach Luft.
    Konnte ich das durchstehen? Oder sollte ich dem Tulpenweg den Rücken kehren? Um dies zu entscheiden, mobilisierte ich die innere Waage in meinem Kopf. Sie hatte mir schon bei so mancher Entscheidung gute Dienste erwiesen.
    Zwei Schalen, die einander gegenüber im Lot standen. Auf die eine Seite kam das Pro für die Loduuner, auf die andere das Kontra. Anschließend würde ich ja sehen, was mehr wog.
    Erst wollte ich den Kontra-Pott füllen. Denn dazu fielen mir Unmengen ein. Ich begann einen beachtlichen Berg anzuhäufen.
    Sinn mit Tod zur Folge , schleuderte ich hinein.
    Keine Gegenwehr, sondern geradezu kniefälliges Einverständnis , schlug ich obendrauf.
    Mehr noch: Sie wollten so leben! Rein damit!
    Das war krank, einfach krank!, feuerte ich außerdem dazu.
    Nicht nachvollziehbar, und so anders, dass mir schlecht wurde . Die Schale quoll fast über davon …
    Aber warum kippte die Waage dann nicht?
    Die andere Schale war doch leer? Kein Gegenargument schaute aus ihr heraus?
    Ich wurde neugierig. Bedächtig näherte ich mich dem leeren Becken, Schritt für Schritt und voller Verwunderung, weil es mir so eigenartig vorkam.
    Als ich dort war, streckte ich mich, reckte mich noch ein bisschen mehr … und noch ein bisschen. Vorsichtig spähte ich über den Rand.
    Und was ich sah, war ein winziges Ding. Ganz allein lag es da und hielt zitternd wie ein kleiner Schmetterling dem schweren Gegengewicht stand. Nichts anderes war ihm beigefügt.
    Ich nahm eine Bewegung an der Waage wahr. Ganz zart war sie, kaum mit bloßem Auge sichtbar. Die Waage geriet ins Wanken, dann kippte sie.
    Und das winzige Ding wog mehr.
    »Liebe«, flüsterte eine Stimme in mir.

14

    U nsere Jungfernfahrt mussten wir leider noch einmal verschieben, da die Kuppeldächer wegen der hohen Ozonwerte geschlossen blieben. Doch heute, vier Tage später als geplant, war es endlich so weit, und zunächst sollte sich unser Fest auch als voller Erfolg erweisen.
    Im Hafen zerschlug Hope stolz eine Flasche Apfelsaft an Dornröschens Mast. Die Taufgesellschaft klatschte begeistert Beifall. Anschließend stachen wir in See. Wie ein geölter Blitz glitt die blau-weiße Jacht über das Meer. Die Sonne stand hoch oben am Himmel, reflektierte sich im Wasser, und die Möwen segelten zwischen ihren Strahlen hindurch. Wohltuende Weite umgab uns und mir fiel auf, wie ausgelassen das die Kinder machte.
    Nach einer wilden Debatte, ob es Bert unter sieben überzeugten, ja geradezu militanten Vegetariern gestattet war, seine neue Angel auszuprobieren, legte er sie schließlich fügsam in die Tasche zurück. Danach begannen wir, unser üppiges Picknick auf Deck auszubreiten. Es bestand aus nicht weniger als Hopes bekannter Honig-Butter-Brotmatsche, Tonys zuckerwürfelgroß geschnittenen Äpfeln, einem selbst gebackenen Kirschkuchen von Luna samt einer Schüssel Käsekräcker, die Silas und Ariel grinsend beisteuerten. Zu ihrer Herkunft wollten sie nichts weiter sagen.
    Nach dem Essen spielten wir Mau-Mau. Eine weitere heiß geliebte Beschäftigung der Loduuner, die ja keine Spielkarten auf ihrem Planeten kannten.
    Mit ihnen zu zocken, machte jedoch keinen Spaß. Entweder besaßen sie Röntgenaugen, die sie durch Franks, Berts und mein Blatt schauen ließen, oder sie waren nicht nur die scheinfrommsten, sondern auch die gewieftesten Betrüger, die mir je untergekommen waren.
    Als Frank schließlich wütend die Karten in

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