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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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nicht darauf an«, warnte Lena.
    Zu ihrem eigenen Glück beherzigten beide den Rat. Meine Mutter ging lediglich ins Bad und brachte mir ein Kühlpack und Tapeverband. Gefolgt von den anderen, humpelte ich damit in mein Zimmer. Dort setzte ich mich aufs Bett und hielt das Kühlpack an den Fuß.
    »Also, wie läuft das jetzt?«, fragte Barbara, während sie die Handschuhe aus ihrem Rucksack zog und an uns verteilte.
    »Tom müsste gleich kommen. Er bringt seine Nachtsichtkamera mit.« Lena hielt ihre Handschuhe hoch. »Die ziehen wir an, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Wir müssen so viele Fotos wie möglich machen. Eine detaillierte Dokumentation über Versuchstiere, die unter schlimmsten Bedingungen mit einem Lastschiff transportiert und zum Labor gebracht werden, ist für jede Zeitung ein gefundenes Fressen.« Sie überlegte einen Moment. »Wenn sich die Gelegenheit bietet, sollten wir natürlich auch Tiere befreien«, sagte sie dann. »Barbara, du stehst am Ausgang und hältst Wache.« Lena gab ihr eines der Walkie-Talkies. »Ich nehme das andere.« Sie musterte unseredunkle Kleidung. »So könnte es gehen«, sagte sie schließlich zufrieden.
    »Und du kommst wirklich nicht mit?«, fragte ich Frank, der sich neben mich aufs Bett gesetzt hatte.
    »Nein. Ich helfe euch gern mit der Technik, aber solche Aktionen sind mir zu heiß.«
    »Ach, Frank, du hast die Skepsis echt mit der Muttermilch aufgesaugt.« Lächelnd legte ich den Arm um seine Schultern. »Trotzdem vielen Dank für die Walkie-Talkies.«
    Frank wurde feuerrot.
    Ich zog das Kühlpack fort und fand einen dunkellila Zeh vor.
    »Mist!«
    »Mia, wenn du doch nicht immer so fluchen würdest!«, kam es aus der Küche.
    »Nach heute Abend benehme ich mich wie eine Klosterschülerin, Mum!«
    »Das schaffst du sowieso nicht!«, rief sie zurück.
    »Deine Mutter ist echt cool, Mia.« Lena ging zum Fenster und spähte erwartungsvoll hinaus. »Wenn meine Eltern wüssten, was ich hier gerade tue.« Sie schüttelte den Kopf, offenbar wollte sie gar nicht daran denken. »Ich würde garantiert Hausarrest bekommen, bis ich heirate. Wie die sich allein schon über meine Haare aufregen.« Erneut schüttelte sie den Kopf. »Im Übrigen, ich übernachte heute bei dir, weil wir noch für Bio ein Referat vorbereiten müssen.«
    »Alles klar.«
    Lena geriet bei ihren Eltern wegen unserer Aktionen regelmäßig in Erklärungsnot.
    Ich schiente meinen verletzten Zeh durch den Tapeverband mit einem gesunden. Danach stand ich auf und versuchte, durch das Zimmer zu laufen. Es tat verdammt weh und ich biss die Zähne aufeinander, aber nach ein paar Schritten hatte ich mich etwas daran gewöhnt und es ging.
    »Da ist Tom«, stieß Lena freudig und aufgeregt aus. Ich kamzu ihr ans Fenster und spähte unter dem halb heruntergelassenen Rollo auf die Straße. Mr O’Brian stand mit seinem dunkelgrauen Flugschiff vor unserem Haus und winkte hinauf.
    Schnell packten wir unsere Sachen zusammen und eilten in den Flur. »Tschüss, Ariane!«, riefen Lena und Barbara fast gleichzeitig.
    »Seid vorsichtig«, mahnte meine Mutter uns. Kritisch musterte sie unsere dunkle Kleidung. »Ihr habt versprochen , dass ihr nur eine Sitzblockade macht.«
    Lena und Barbara sahen mich an.
    Ich unterdrückte ein Schlucken, fühlte mich wie eine Verräterin und grummelte etwas von sie brauche sich wirklich keine Sorgen zu machen, da wir nichts Schlimmes vorhätten.
    Dann ließ sie uns mit einem »Ich kann euch sowieso nicht aufhalten« gehen.
    Nachdem wir uns von Frank verabschiedet hatten und in Mr O’Brians Flugschiff gestiegen waren, stellte Barbara mich zur Rede.
    »Was hast du deiner Mutter erzählt?«
    »Weißt du, es gibt manche Dinge, mit denen sich Eltern sehr schwertun. Um ihre Nerven zu schonen, hab ich die ganze Sache, na, wie soll ich sagen … etwas abgeschwächt.«
    Barbara und Lena nickten verständnisvoll. Mr O’Brian schwieg und lenkte das Flugschiff auf die Luftstraße gen Norden. Noch circa fünf Minuten, und wir hätten unser Ziel erreicht. Angespannte Stille breitete sich in der Kabine aus.
    Ich überprüfte noch einmal meinen Rucksack. Fotoapparat, Handschuhe, die dunkelblaue Windjacke, meine Taschenlampe und der Kohlestift. Alles war da.
    Am Stadtrand verließen wir die Straße und bogen auf einen Feldweg ein, der ungefähr zweihundert Meter vom Labor entfernt endete.
    Im Schatten zweier Obstbäume senkte Tom das Schiff und drückte den Bremsknopf.
    »Von hier aus können wir

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