Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
Vom Netzwerk:
ihr hinüber und traf unbeabsichtigt ihren Blick. »Grauenvoll. Absolut ätzend«, sagte ich noch eine Spur düsterer.
    »Mia, tut mir leid. Ich bin manchmal wirklich ’ne Mutter aus der Hölle.«
    »Stimmt, du toppst echt alles«, sagte ich nach einem Moment des Ausharrens. So sauer ich eben noch auf sie gewesen war, so sehr mussten wir jetzt beide lachen.
    »Du hast recht.« Sie unterdrückte ein Grinsen. »Er ist ein Widerling.«
    Erschöpft ließ ich mich auf dem Klavierhocker nieder, während sie mich umarmte.

15

    D er mit Spannung erwartete Freitag war gekommen. Der Tag, an dem ich wieder einmal meiner heldenhaften – aber auch ein wenig kriminell angehauchten – Karriere alle Ehre machen wollte. Papperlapapp, gar kein bisschen kriminell. Nicht wir, sondern Herr Weiler und seine Komplizen waren die eigentlichen Verbrecher. Und diejenigen, die sich weigerten, ein Verbot für Tierversuche im Gesetz zu verankern. In dieser Hinsicht gefiel mir die loduunische Einstellung zum Leben wesentlich besser. Da konnte Iason sagen, was er wollte, an manchen Punkten gab es definitiv richtig und falsch. Das hier war so einer. Und wir waren dabei ganz klar die Robin Hoods. – Ach, ich liebte dieses verstaubte Märchen vom Kämpfer für die Armen, dem Streiter für Gerechtigkeit.
    Ich hatte mir heute ab halb fünf im Tulpenweg freigenommen. Bert begrüßte diese Entscheidung, da ich inzwischen so viele Überstunden hatte, dass er sich um mich sorgte. »Irgendwann klappst du noch zusammen, Mia«, hatte er mir ins Gewissen geredet, als ich heute wieder eine halbe Stunde früher in die Küche kam.
    Zwei Stunden eher zu gehen, war mir auch in anderer Hinsicht sehr recht. Ich hatte nämlich keine Ahnung, wie ich Iason nach den gestrigen Ereignissen gegenübertreten sollte. Zugegeben, ich war zunächst enttäuscht gewesen, als ich erfuhr, dass er bis heute Abend auf Vulko sein würde und nicht in die Schule kam. Aber schon kurze Zeit später beschloss ich für mich, dass etwas Abstand wohl das Beste sei, damit ich während unsererAktion einen klaren Kopf behielt und bei der Sache blieb. Außerdem gab es eine Menge zu verdauen … zu sortieren … zu verstehen.
    Rasch schob ich diese Gedanken beiseite. Jetzt galt es, sich auf den bevorstehenden Tiertransport zu konzentrieren.
    Ich stand gerade vor dem Kleiderschrank und zog mein dunkelblaues Kapuzen-Sweatshirt heraus, als es klingelte. Während ich es überstreifte, hastete ich in den Flur. Da mein Kopf noch im Inneren des Pullovers verborgen war, stolperte ich, wie es anderen in diesem Haushalt häufiger passierte, über den abstehenden Sockel des Garderobenständers, woraufhin das ganze Ding umfiel und auf das geöffnete Klavier donnerte. Ein kurzes unmelodisches Tastenspiel war nur eine Folge, denn ich stieß mir dabei auch so saftig den kleinen Zeh an, dass es sich wie eine Amputation ohne Betäubung anfühlte.
    Es klingelte wieder.
    Mit einem unterdrückten »Tut gar nicht weh, der Schmerz vergeht«-Singsang im Wiederholungsmodus, versuchte ich, meine Qualen auszuhalten. Nachdem ich fluchend meinen Kopf aus dem Pullover befreit hatte, humpelte ich ins Bad und zog den Socken aus, um sicherzustellen, dass sich mein kleiner Zeh noch am Fuß befand.
    Es klingelte erneut. Diesmal Sturm.
    »Ja doch!«, schrie ich in den Flur hinaus. Auch wenn dort niemand war, es half.
    Klingeling-klingeling.
    Schimpfend schleppte ich mich zur Tür, öffnete und drückte den Summer. Dann wankte ich jammernd ins Bad zurück, um meinen Fuß unter den Wasserhahn zu halten.
    »Hallo?«, drang schon bald eine Stimme aus dem Flur. »Meine liebste Mia! Bist du da?«
    »Ich bin nicht deine liebste Mia. Ich bin ’ne dumme, tollpatschige Kuh. Merk dir das!«
    Lena – diesmal mit schwarzem Haar – trat ins Badezimmerund verzog mitleidig das Gesicht, als sie den lila Klumpen unter der Wasserfontäne erblickte. »Das bist du wirklich«, sagte sie.
    Es klingelte erneut. Genervt rollte ich die Augen.
    »Ich geh schon.« Lena eilte in den Flur und drückte auf den Summer. Danach stellte sie den Garderobenständer wieder auf.
    »Hallo«, begrüßte sie Frank.
    »Hi, Frank«, brachte ich hervor und humpelte zu ihnen in den Flur.
    Er übergab Lena die Walkie-Talkies und musterte mich. »Ist heute Halloween?«
    Wütend funkelte ich ihn an.
    Frank hob die Hände. »Ich sag nix mehr.«
    In dem Moment kamen meine Mutter und Barbara herein.
    »Schatz?«, stieß meine Mutter schockiert aus.
    »Sprecht sie besser

Weitere Kostenlose Bücher