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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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was ich alles kann, dachte ich.
    »Ja, aber sagen wir mal, ich würde gar nicht wollen, dass du mich beschützt?«
    Er verengte die Augen.
    »Rein theoretisch«, schwächte ich das Ganze etwas ab.
    »Rein theoretisch«, zischte er. »Glaubst du etwa, ich würde dich bewusst im Stich lassen?«
    »Aber nehmen wir an, du bekämst es gar nicht mit, wenn ich in Schwierigkeiten wäre?«
    »Ich werde da sein, verlass dich drauf.«
    Ich begegnete seinem strahlenden Blick. Ein wissender Ausdruck lag drin. Siegessicher, verdammt siegessicher sah der aus.
    »Wie kommst du eigentlich darauf, dass dein Sinn mit mir zu tun haben könnte?« Ich war wirklich eine Nudel. Jeder andere hätte das zuerst gefragt.
    Er kniff die Augen zusammen und presste zwei Finger an die Nasenwurzel. »Ich habe es schon länger gespürt. Doch ich Esel wollte es zunächst nicht wahrhaben.«
    »Was gespürt?«, fragte ich, als er nicht weitersprach.
    »Einen inneren Klang, es lässt sich schwer beschreiben. Damals am Meer.« Er sah mich an. »Dich leiden zu sehen, war unerträglich für mich, obwohl du es warst, die beinahe meine Schwester auf dem Gewissen gehabt hätte.«
    Betreten knetete ich die Hände.
    »Erst war ich wütend auf dich, weil ich dachte, dieses unlogische Gefühl dir gegenüber würde mich von meiner eigentlichen Aufgabe abhalten.« Er ließ die Hand sinken. »Doch bald merkte ich, es war stärker als alles andere in mir. Als ich mit Finn das Labor beobachtet habe und sah, wie du geradewegs in die Höhle des Löwen gegangen bist, hatte ich nur noch eins im Sinn. Dich da rauszuholen. Und als du später zurückgekommen bist …« Ein paar Atemzüge war er ganz still. »Es war, als wäre eine Stimme in mir erwacht. Alles ist unwichtig, solange ihr nur nichts geschieht. Das hat mich beinahe um den Verstand gebracht«, sagte er leise. »Und ich begriff.«
    Ich setzte mich vor das Gitter und winkelte die Beine an. Gerade schlich sich etwas wie Hoffnung in mich ein. Und gleichzeitig war da diese stille Trauer, weil in alldem, was er mir gerade erzählt hatte, die Erklärung für seine plötzliche »Zuneigung« mir gegenüber lag.
    Na ja, sagte ein zarter Gedanke in mir. So ist er wenigstens beidir. Als dein Wächter wäre er immerhin da. – Ob mir das reichen würde?
    »Dann wecke ich in dir also eine neue Ahnung für deinen Sinn?«
    »Vollkommen«, gestand er.
    Sein Schein funkelte wie das Meer im Mondlicht.
    Ich lehnte mich gegen die Gitterstäbe. Er ließ sich ebenfalls auf der anderen Seite nieder. Rücken an Rücken saßen wir da.
    »Ich kann mir einfach keinen Reim darauf machen«, sagte er. »Welchen Nutzen solltest du für Loduun haben?«
    »Hey!« Ich stieß ihn so gut es ging mit dem Ellenbogen an.
    Er lachte leise. »Du weißt, wie ich’s meine.«
    »Ist doch egal, warum. Hauptsache, es birgt einen Sinn, der dich nicht noch mal zu so einem Schwachsinn verleitet.«
    »Es sieht ganz so aus, sonst wären wir heute Nacht gestorben.«
    »Sind wir aber nicht.«
    Sein Schweigen barg dieselbe Erleichterung wie meines.
    »Nein, sind wir nicht«, sagte er dann.
    Wir wandten uns einander zu, und ich flehte mit allem, was ich hatte. Mit meiner Stimme, meinem Gesicht, meinen Augen und meinem Körper. »Versprich mir, diesen Blick nie, aber auch niemals einzulösen.«
    »Das kann ich nicht«, sagte er entschuldigend. »Aber ich werde vorsichtig sein. Spätestens nach heute Nacht ist mir klar geworden, wie leicht man sich irren kann, und dass der Schattenblick am gefährlichsten für uns Wächter selbst ist. Das«, er legte die Hand an die Gitterstäbe, »ist sozusagen fast ein Versprechen.«
    »Das reicht mir nicht«, sagte ich.
    Er sah mir direkt in die Augen. »Weil du nicht weißt, wie ernst ich es meine.«
    Sein Blau wurde intensiver und umhüllte uns beide.
    »Wie dem auch sei«, kürzte er den Moment ab. »Hier auf derErde kann dir erst mal nichts geschehen. Außer ein paar Arbeitsstunden, und vor denen schütze ich dich nicht, denn die hast du verdient.«
    Ich musste lachen. Es war ein unangebrachtes, müdes und angeschlagenes Lachen, doch es half mir, mehr ich selbst zu sein.
    Meine Finger wanderten über die Stangen, die uns trennten. »Wie haben Finn und du eigentlich das Loch in den Zaun bekommen? Habt ihr integrierte Schweißbrenner in euren Gehirnen?«
    Er legte den Kopf schief, und ein fremder, außerirdischer Blick gab mir die Antwort.
    »Kannst du auch die Stäbe zwischen uns schmelzen?«
    »Wie viele Arbeitsstunden willst du

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