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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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über einen Mauerstein. Doch es war gar kein Stein. Er bestand aus einem elastischen Beton-Kunststoff-Gemisch. An seinen Ecken blätterte graue Farbe ab.
    »Mia, kann ich dich was fragen?«
    Im Zwielicht konnte ich erkennen, wie er mich ansah.
    »Was ist eigentlich mit deinem Vater?«, schob er seine Worte behutsam durch das Gitter.
    Ein Schatten wanderte über den grauen Steinboden.
    »Du sprichst nicht gern über ihn, hm?«
    Es war nicht leicht. »Er … hat uns verlassen, als ich acht war.«
    Iason wartete.
    »Er wollte frei sein. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, unter einer Kuppel zu leben. Er … er ist Geologe und kämpft um den Erhalt der Natur außerhalb der Überdachungen.«
    »Könnt ihr das denn so einfach für euch entscheiden? Ich meine, außerhalb der Kuppel zu leben.«
    »Erwachsene schon«, sagte ich leise, »aber das gilt nicht für Kinder.«
    »Liebt er euch?«, bettete er seine Worte in die Stille.
    »Er sagt es.«
    »Dann ist er nicht frei.«
    Ich hauchte in meine Hände.
    »Dir ist kalt. Möchtest du meine Jacke?«
    »Und du?«
    »Ich habe sie nur zur Tarnung getragen. Du weißt doch, welche Temperaturen ich gewohnt bin. Ich finde es sogar angenehm hier drin – vom Gitter zwischen uns einmal abgesehen. Und da wir uns auf eine lange Nacht gefasst machen müssen, solltest du es dir jetzt bequem machen.« Er schlüpfte aus den Ärmeln und reichte mir die Jacke durch die Gitterstäbe. »Schlaf ruhig. Ich bleibe wach.«
    Ich kuschelte mich in seine Jacke und machte es mir, so gut es ging, gemütlich.
    »Kannst du mir noch mehr von Loduun erzählen?«, fragte ich in einem Dämmerzustand der Erschöpfung.
    »Was willst du wissen?«
    »Stimmt es, dass ihr keine Flugschiffe habt?«
    »So ist es.«
    »Wie bewegt ihr euch fort?«
    »Auf einer Art Fische.«
    »Fische?« Mit einem Mal war ich wieder hellwach.
    »Ja. Auf Loduun gibt es keine Luft-, sondern, nun, es ist vergleichbar mit Wasserstraßen.«
    »Gibt es Gruppenfische und Einzelfische oder wie soll ich mir das vorstellen?«
    Iason schmunzelte. »So in etwa. Es gibt auch größere Familienfische, die können mehrere Leute auf einmal tragen. Sie sind jedoch sehr langsam, deswegen reite ich immer meinen eigenen. Sein Name klingt in eurer Sprache wie Sol. Er ist eine Art Schwertfisch. Er schwimmt so schnell, dass es mir manchmal schwerfällt, den anderen beim Überholen auszuweichen. Unsere Wasserstraßen sind leider viel schmaler als eure Luftwege.«
    »Dann hattest du also auch schon Unfälle – mit deinem Fisch!«
    » Nichts Ernstes. Wenn überhaupt, habe ich nur mich verletzt. Bis auf einmal, da hat Sol ein paar Schuppen verloren und dem anderen ist die Schwanzflosse eingerissen.«
    »Na dann«, kommentierte ich diesen Crash übertrieben ungerührt.
    Doch Iason überging meine spitze Bemerkung bezüglich seiner Fahrweise. Wahrscheinlich gab es auf Loduun so etwas wie Verkehrstote nicht.
    »In welchem Alter darf man eigentlich auf der Erde ein eigenes Fortbewegungsmittel haben?«
    »Die Fahrerlaubnis bekommen wir mit siebzehn. Ein eigenes Flugschiff kriegt man aber bei uns nur für berufliche Zwecke. Von daher gibt es keine genaue Altersbeschränkung.«
    »Ah«, sagte er etwas mitleidig.
    »Tja, es kann eben nicht jeder seinen eigenen Fisch haben.«
    »Nun, die meisten sind ziemlich langsam«, tröstete er mich.
    »Und wenn es schnell gehen muss?«, spielte ich den Trumpf der Irden aus, denn unsere Flugschiffe waren ziemlich schnell.
    »Dann sleiten wir«, sagte er unbekümmert.
    »Ach, sleiten.« Ich winkte ganz auf cool mit der Hand ab. »Das ist auch mein Lieblingssport.«
    Seine Augen funkelten verheißungsvoll. »Sleiten ist eine ArtTeletransportation. Wir lösen uns in Atome auf und beamen uns an einen anderen Ort, wo sie sich wieder zusammensetzen.«
    »Komm, jetzt verarschst du mich doch?«
    »Warum sollte ich?«
    Ich unterzog ihn einem prüfenden Blick und riss dann die Augen auf. Er meinte es ernst!
    Doch das schien nicht das einzig Spannende gewesen zu sein, was er mir erzählen wollte. Er neigte den Kopf, sodass seine Lippen fast an meinem Ohr waren. »Und noch was«, setzte er hinzu. Ich rückte näher und lauschte.
    »Wenn unsere Frauen tagsüber hübsch brav sind, dürfen sie abends an den Fußenden ihrer Männer schlafen.«
    »Ihhh.« Entsetzt schlug ich die Hände vor den Mund.
    Er grinste. » Jetzt hab ich dich verarscht.«
    Ich kniff streng die Augen zusammen. Aber dann übermannten mich wieder die Gedanken an das, was

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