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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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würde? Und weshalb ist er auf der Erde?«, versuchte ich, das Thema zu wechseln.
    »Nächste Frage.«
    »Du wolltest, dass ich dich frage.«
    »Ich glaube, für heute genug von mir erzählt zu haben. Belassen wir es dabei.«
    Seine Worte klangen so bestimmt und abweisend, dass ich mich nicht traute, weiter in ihn einzudringen. Warum stieß ich trotz aller Vertrautheit immer wieder auf diese Grenzen? Warum machte mir etwas an ihm immer noch – Angst?
    »Schlaf ein wenig.« Jetzt klang seine Stimme wieder sanft. »Es wird noch dauern, bis sie uns morgen hier rausholen.«
    Ich rutschte wieder näher, lehnte mich an ihn, so dicht es dieses verflixte Gitter erlaubte, und ließ meinen Gedanken freien Lauf.
    Welcher Sinn könnte Iasons und mein Leben auf diese Weise verweben? Und wie gefährlich war er?
    Wenn, dann stellte unsere Verbindung eine Mischung aus seiner und meiner Welt dar, und sie würde uns führen. Wohin, wussten wir nicht. Iason, der seinem vorherbestimmten Schicksal treu bleiben wollte, und ich, die glaubte, ihres steuern zu können. Was würde bei dieser Mixtur herauskommen? Ich konnte nur hoffen, aber immerhin war das etwas … Fest stand: Sein Schicksal lag auf eigenartige Weise auch in meinen irdischen Händen. Ich konnte also mitentscheiden. – Und ich würde mitentscheiden.

19

    I ch musste tatsächlich eingeschlafen sein. Denn als mich ein dumpfes Geräusch von draußen blinzeln ließ, dämmerte es bereits. Schlaftrunken, wie ich mich fühlte, brauchte ich eine Weile, um mich daran zu erinnern, wo ich war. In dem Gedanken, ich könnte das alles nur geträumt haben, hielt ich die Augen geschlossen. Mal ehrlich, wenn eine geplatzte Fotoreportage, der Überfall auf meine Person, die anschließende Flucht und die Erkenntnis, in einen Wächter mit Selbstmordgedanken verliebt zu sein, nicht genügend Anlass boten, um die letzte Nacht als Albtraum zu verbuchen, was denn dann, bitte schön? Die Nacht im Gefängnis kam erschwerend hinzu. Oh Gott, ich beschloss, besser weiterzuschlafen.
    Dann erinnerte ich mich aber an Iason, den es aus ebendiesen Gründen auf die andere Seite der Gitterstäbe, dicht an meine Seite, verschlagen hatte, und mich überkam die schleichende Furcht, auch er könnte, wenn ich all dies als Traum durchgehen ließe, nicht mehr da sein. Ich schlug ich die Augen auf.
    Er saß noch immer neben mir, senkte jetzt den Kopf und lächelte mich an. »Na, du Murmeltier. Geht’s besser?«
    Beruhigt schloss ich wieder die Lider. »Du bist doch kein Traum«, brummelte ich.
    Er unterdrückte ein Lachen. Dann wurde er still und ich spürte, wie sein Blick auf mir lag. Hm, er roch so gut. Es war überirdisch, so wie alles an Iason überirdisch war. Aber dieser Duft … meine Fantasie konnte sich gerade nichts Verlockenderes ausmalen.
    Ich öffnete ein zweites Mal die Augen und sein ebenmäßiges Gesicht belehrte mich sofort eines Besseren. Herrje, was war denn nun das Schönste an ihm?
    Um den Morgen nicht gleich mit einem Schwächeanfall zu beginnen, richtete ich mich auf.
    Leise zog er die Hand zurück. Deshalb hatte ich so bequem gelegen. Er hatte seine Finger zwischen meinen Kopf und die Stäbe geschoben.
    »Morgen«, begrüßte ich ihn gerührt.
    Er schenkte mir ein Lächeln und massierte verstohlen die Hand.
    »Das, äh, war sehr nett von dir.«
    »Das Mindeste, was ich tun konnte.«
    »Was meinst du?«
    Iason stand auf und ging zur gegenüberliegenden Wand. Er strich sich durch das Haar, behielt die Hand am Hinterkopf und drehte sich um.
    »Mia, du musst mir glauben, wenn ich die letzte Nacht für dich irgendwie ungeschehen machen könnte, ich würde es tun.«
    Ich erschrak. So hatte er mich gestern auch angesehen, kurz bevor Finn mich von ihm weggezerrt hatte.
    »Ich möchte sie gar nicht ungeschehen haben«, sagte ich zaghaft.
    Er ließ die Hand sinken und trat auf mich zu. »Was sagst du denn da? Meine Aufgabe ist es, dich zu schützen, stattdessen hätte ich dich beinahe umgebracht.«
    »Du musst mich nicht beschützen. Wirklich, ich komme klar.« Meine Verzweiflung drängte sich wieder ungewollt in den Vordergrund.
    »Mia.« Er versuchte, geduldig zu bleiben. »Mit dieser Haltung verkomplizierst du die Dinge nur.«
    »Das ist mir egal. Ich mach da nicht mit. Nicht, wenn das bedeutet, dass du dein Leben opferst, um meines zu retten. Über alles andere können wir gern reden.«
    Iason knirschte mit den Zähnen. »Du … machst … mich … wahnsinnig«, stieß er gepresst hervor.

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