Sternenschimmer
hinein und schloss die Tür.
Die Zeit wollte nicht vergehen … bis ich endlich das erlösende Knarren der Tür vernahm.
Iason sah sehr ernst aus, während er in den Flur trat. Schaffte Tanja es etwa, jeden mit ihrer natürlichen Autorität einzuschüchtern?
Nein, schaffte sie nicht, denn als er in meine Richtung schaute, verwehten die harten Züge in seinem Gesicht und er lächelte leise.
»Ich muss jetzt weiter.« Tanja blickte auf die Uhr. »Könntet ihr Bert bitte ausrichten, dass ich es erst wieder nächste Woche schaffe, vorbeizukommen?«
»Machen wir.« Iason klang freundlich und kein bisschen eingeschüchtert.Weshalb hatte er dann eben so nachdenklich gewirkt?
»Also, bis nächste Woche dann.«
Während Tanja den Schal um ihren Hals wickelte, verabschiedeten wir uns ebenfalls. Anschließend flatterte sie zur Tür hinaus. Das war noch mal gut gegangen.
Einzig Bert ignorierte uns den ganzen Tag über. Hätte er gekonnt, wie er wollte, ich glaube, er hätte uns ohne Abendbrot ins Bett geschickt.
So wütend hatte ich ihn bisher noch nie erlebt, und weil mir seine Anerkennung sehr wichtig war, wuchs immer, wenn ich ihm über den Weg lief, mein schlechtes Gewissen.
Tony machte zum Glück vieles wieder wett. In seiner Nähe konnte man einfach nicht lange Trübsal blasen. Er kniff Bert jedes Mal kichernd in die Nase, wenn der statt einer Antwort nur vor sich hin brummte. Und wenn Bert weiter düster aus der Wäsche guckte, pikte Tony ihm in die Seite, da, wo Bert am kitzeligsten war.
Nachdem wir dann doch mit den anderen zu Abend essen durften, entwickelte sich auch schon bald ein gelöstes Tischgespräch. Bis Finn sich zu mir vorbeugte. »Eines verstehe ich nicht, Mia. Du bekennst dich als Aktivistin gegen Tierversuche, isst aber selbst Fleisch.« Herausfordernd tippte er mit einem Karottenschnitzel auf meine Nase. »Erkläre mir mal, wie das zusammenpasst?«
Ich zuckte die Achseln. »Ein gutes Würstchen wärmt eben die Seele.«
Finns Brauen hoben sich ungläubig, während er von seiner Karotte abbiss. »Du meinst, Tote zu essen, fördert dein Wohlbefinden?«
»Na ja.« Ich schluckte. So, wie er das rüberbrachte, und so, wie mich die anderen dabei anguckten , war das glatt ein Grund, Vegetarierin zu werden. »Das Fleisch, das ich esse, trägt immer ein B-Fleischsiegel. Darauf achte ich genau!« B-Fleisch war einNachkomme der Firma Demeter, wie mir meine Uroma einmal erklärt hatte.
»Dann isst du also nur Bio-Tote«, versuchte Tony mich tapfer zu verstehen.
»Ich, äh, brauche es … wegen des Eisengehalts … und … so.« Oh Mann, wenn meine Ausrede genauso wackelig war wie meine Stimme, dann sagte ich ab jetzt besser gar nichts mehr. Der Reihe nach sah ich in die Gesichter der anderen. Befangen. Um Verständnis bittend. Und spätestens als ich bei Tony angelangte, wusste ich, meine Ausrede war sogar noch schwächer angekommen als befürchtet!
Finn schüttelte den Kopf. »Ihr Irden seid echt ein merkwürdiges Völkchen«, meinte er und ließ es dabei bewenden. Sonst sagte keiner was. Iason streifte mit der Hand meinen Arm, während er nach dem Brot griff, und ich tauchte das ganze restliche Abendbrot über wie alle anderen Kohlrabischeiben und Karotten in Joghurt, vergeblich bemüht, heute einmal auf diese Weise satt zu werden und die Vorstellung von einem quiekend und grunzenden Schnitzelbrötchen auszublenden, das sich gerade so was von impertinent in meine Gedanken drängte.
Verdammt, fort mit dir! Geh weg!
»Luna hat vorhin gefragt, ob sie später mit in die Eissporthalle kommen kann«, sagte Finn irgendwann zu Iason.
»Sie ist alt genug«, stimmte der ihr zu.
»Dann fahre ich mit ihr vorher noch in die Stadt und besorge einen Helm«, erklärte Finn sich bereit.
Lunas Wangen glühten vor Freude.
Interessiert sah ich von einem zum anderen. »Was macht ihr eigentlich immer abends in der Eissporthalle? Die schließt doch um sieben?«
Iasons Augen flackerten geheimnisvoll auf. »Wenn du magst, kannst du gern mitkommen, dann zeigen wir es dir«, schlug er vor.
Und ob ich wollte!
Also verabredeten wir uns mit Finn und Luna um neun Uhr in der Halle.
Nach dem Essen räumten Iason und ich, wie es sich für die Sünder der Nation geziemte, den Tisch ab. Anschließend standen wir Frank hilfreich bei einer Notoperation von Airking bei. Der Gute hatte bei einem Absturz eine Tragfläche verloren. Gleichzeitig mussten wir einen deshalb völlig aufgelösten Silas beruhigen. Ihm war das
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