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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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auch noch hereingelegt hatte, schoss er und traf mich an der Seite. Ich sackte zusammen und regte mich nicht mehr. Ich hoffte, er würde sich über mich beugen, um zu überprüfen, ob ich auch wirklich tot war. Lokondras Leute gehen sparsam mit ihrer Munition um. Sie wissen, wie schwierig es ist, an das Zeug heranzukommen. Ich wollte ihn überwältigen und seiner Waffe entledigen. SAH, Das Auge, war nicht groß, und mir war klar, dass ich selbst verletzt eine reelle Chance hatte. Ich wollte ihn nicht töten, sondern ihn Skyto, dem Oberhaupt aller Wächter, als Gefangenen übergeben. Zunächst geschah alles genau, wie ich es erwartet hatte. Das Auge beugte sich über mich und ich rammte ihm meine Faust ins Gesicht. Er war benommen, jedoch noch bei Bewusstsein. Deshalb schlug ich ein weiteres Mal zu. Was dann geschah, wollte ich nicht. Ich hatte es wirklich nicht beabsichtigt. Und da auch ich mit meinen Schmerzen zu kämpfen hatte, reagierte ich erst, als es zu spät war. Das Auge taumelte zurück, direkt auf den Abgrund zu, und stürzte halb besinnungslos, wie er war, hinab. – Das Letzte, was ich von ihm hörte, war das dumpfe Geräusch, als sein Körper auf einem Felsen aufschlug.«
    Ich wollte seine Hand nehmen und sie ganz fest drücken, aber die Stäbe ließen mich nicht zu ihm hin.
    »Seither sucht Lokondra mich«, fuhr er fort. »Genauso, wie er Finn seit dem fehlgeschlagenen Attentat sucht.«
    »Dann ist dieser SAH wegen euch hier.«
    Mehr sagte er dazu nicht.
    »Okay.« Meine Stimme wackelte.
    »Ein weiterer Grund, hierzubleiben, ist Hope«, wich er aus. »Ja, und dann …« Iason zog ein Bein an und stützte den Arm darauf. »Dann weiß ich nicht, wie ich meinem Vater gegenübertretensoll. Nach dem, was mit meinem Bruder passiert ist.« Er lehnte den Kopf an den Rand des Wanddurchlasses und schloss die Augen.
    »Du hast Hope befreit. Das mit deinem Bruder war ein Unfall.«
    »Das spricht mich nicht von der Verantwortung für seinen Tod frei. – Ich war es, der ihm die Waffe besorgt hat.«
    Ich richtete meinen Oberkörper auf und beugte mich zu ihm vor. »Iason, hör auf damit! Wie kannst du nur so etwas denken!«
    Er lächelte schwach. »Eben hast du noch gesagt, ich soll nicht so perfekt sein.«
    »Du hast echt ’nen Knall«, sagte ich.
    Sein Lächeln wurde breiter und das Leuchten in seinen Augen glimmte wieder auf. »Du auch. Dann passen wir ja zusammen.«
    Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus. Alles in meinem Inneren strahlte. Wenn nur dieses verflixte Gitter nicht wäre.
    »Sorry, dass ich dich durch meine Fragerei auf solche Gedanken gebracht habe«, sagte ich schließlich.
    Er schüttelte den Kopf. »Das muss dir nicht leidtun. Ganz und gar nicht. Es tut gut, mit dir darüber zu reden.«
    »Ehrlich?«
    »Ehrlich. Bitte, frag weiter.«
    »Okay.« Ich zog die Jackenärmel über die Finger und kuschelte mich ans Gitter.
    Iason erzählte und erzählte. Wer hätte gedacht, dass dieser verschwiegene Wächter sich jemals so öffnen würde.
    Seit dem Tod seiner Mutter hatte Iasons Vater sich allein um Hope und die vier Söhne gekümmert. Dies schien nicht immer einfach gewesen zu sein, denn auf Loduun lebten die Menschen in einer strengen Rollenverteilung. Sie war zwar etwas anders als das klassische Gefüge zwischen Mann und Frau auf der Erde, allerdings nahm man es damit sehr genau. Die Frauen kümmerten sich um die Kinder, bestellten die Felder und machten sämtlicheHandarbeiten. Die Männer hingegen übernahmen Pflichten wie Kochen, Aufräumen, aber auch jegliche Bauarbeiten. Wenn der Partner mit einer Sache sehr beschäftigt war, half der andere schon mal aus, generell galt jedoch nur das Holzhacken als gemeinsame Arbeit. Das machte immer derjenige, der mehr Stress abzubauen hatte, oder besser gesagt, derjenige, der genervter von seinen Pflichten war. Sprich: Meistens hackten die Frauen Holz. Insbesondere, wenn die Kinder noch sehr klein waren.
    »Da mein Vater mit vielen Kindern allein war, lernte ich beides.«
    »Du kannst kochen, nähen und all so was?«
    »Ja, und Holz hacken, das kann ich besonders gut.«
    »Wow. Da kannst du mehr als ich. Du bist sozusagen multitaskingfähig.«
    Iason lächelte. Dann aber sah er mich an und seine Stimme bekam eine seltsame Tiefe. »Das stimmt nicht, du hast viele Begabungen.«
    Seine Nähe war so angenehm. Zu angenehm! Ich rückte ein wenig zur Seite und lehnte mich an die Kante des Wanddurchlasses.
    »Woher wusstest du, dass Die Hand zum Labor kommen

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