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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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erschrak.
    »Ich hatte die Schusswaffen der Wachmänner gestohlen. Die meines Bruders muss falsch geladen gewesen sein. Sie … sie ging nach hinten los.« Er grinste bitter. »Verstehst du jetzt, warum mich unsere Lage hier nicht sehr beunruhigen kann?«
    Es ist fast nicht auszuhalten, wenn man versucht, Worte für etwas zu finden, für das es gar keine gibt. Sollte ich das Gespräch auf ein anderes Thema lenken? Oder ihn ganz in Ruhe lassen? Ich war schockiert und vollkommen hilflos.
    Schließlich fuhr Iason sich über das Gesicht, so, als könne erdamit die aufsteigenden Bilder abwischen. »Das hört sich jetzt so an, als ob bei uns alles schrecklich wäre. Das ist es aber nicht.«
    »Vermisst du Loduun sehr?«, fragte ich vorsichtig.
    »Damals, als ich hier ankam, war ich froh über den Frieden, der hier herrscht. Bei euch ist alles so geordnet und durchdacht, fast wie bei uns vor dem Krieg. Und doch ist es ganz anders. Die wirklich schlimmen Zeiten liegen hinter euch, damit haben eure Leute uns im Schiff immer wieder ermutigt. Und das merkt man auch sofort, wenn man hier landet. Und doch sehne ich mich nach kaum etwas mehr, als in meine Heimat zurückkehren zu dürfen. Komisch, oder?«
    »Wie kann das sein?«
    Er zog die Hand zurück. »Zu Hause war ich mir sicher in allem, was ich tat. Hier nicht. Viele Irden haben Angst vor uns. Solche Reaktionen wie die von Hopes Rektorin erleben wir immer wieder. – Eigentlich ist es ganz einfach zu erklären«, brachte er es jetzt auf den Punkt. »Wir gehören nicht hierher.«
    Diese Antwort tat weh.
    »Bisweilen würde ich lieber heute als morgen zurückkehren.«
    »Warum tust du es dann nicht?«, fragte ich schwach.
    »Aus verschiedenen Gründen. Und solange SAH auf der Erde ist, werde ich dich hier ganz bestimmt nicht zurücklassen.«
    »SAH?«
    »Ja. Die Hand und seine zwei Brüder haben sich diesen gemeinsamen Namen gegeben, um zu demonstrieren, dass sie ein und dieselbe Funktion haben, nämlich die, anstelle von Lokondra in dessen Sinne zu agieren.«
    Was das bedeutete, kroch wie ein Parasit durch meine Adern. Lokondra, der Kopf des Ganzen, oder besser gesagt das Gehirn, hatte keine zwei sondern acht Augen und acht Hände und vier Stimmen. Und er schickte die Brüder aus, was die Sache noch viel schlimmer machte. Sie konnten sich verteilen und herumschnüffeln,ohne dass Lokondra sich aus seinem Versteck bewegen musste. Und das waren nur die Gehilfen, von denen Iason wusste. Ich mochte mir gar nicht vorstellen, wie viele S timmen, A ugen und H ände Lokondra womöglich sonst noch hatte.
    »Woher kennst du Die Hand? Bist du ihm schon mal begegnet?«
    »Ich habe ihm nur einmal ganz kurz gegenübergestanden, damals, als wir Hope befreiten. Aber ich schwöre dir, ich habe zuvor noch nie so stark das Bedürfnis verspürt, jemanden zu vernichten, wie in diesem Moment.«
    Ich nickte.
    »Mit seinem Bruder hatte ich allerdings schon das Vergnügen.«
    »Wann?«, fragte ich.
    »Es geschah in der Nacht, als wir die Kinder befreiten«, begann er zu erzählen. »Zunächst gelang uns die Flucht unbemerkt. Das glaubten wir zumindest. Doch bald schon mussten wir feststellen, dass Dem Auge nichts entgeht. Lokondras Leute kamen, uns zu suchen. Da sie sich außerhalb des Lagers längst nicht so gut auskannten wie wir, die seit Tagen die Schlupfwinkel und Verstecke hier ausgekundschaftet hatten, war es uns möglich, sie in die Irre zu führen. Sie trennten sich und schwärmten aus. Manche fielen dem von ihnen selbst verminten Gelände zum Opfer. Dem Auge gelang es als Einzigem, unsere Verfolgung aufzunehmen. Er erschoss meinen Freund. Und als mein Bruder daraufhin das Feuer erwiderte, na, du weißt ja, was dann passiert ist. Um Das Auge von den Kindern abzulenken, habe ich ihn auf eine falsche Fährte gelockt. Die Kinder versteckten sich in einer tiefen Felsspalte und ich lief nach Westen. Das Auge wusste nicht, dass weiter südlich ein Raumschiff auf uns wartete. Er folgte mir in dem Glauben, ich würde die Kinder in der Situation nie allein lassen. Ein Wächter tut so etwas für gewöhnlich nicht. Der Weg, den ich eingeschlagen hatte, endete jedoch in einer Sackgasse. Ein steiler Abgrund erwartetemich und mir blieb keine Möglichkeit zu entkommen. Ich hob zunächst die Waffe in meiner Hand und zielte, als er näher kam. Doch ich konnte es nicht. Ich brachte es einfach nicht fertig, damit zu morden. SAH empfand diese Scheu nicht im Geringsten, und als er merkte, dass ich ihn zudem

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